Bali Lombok
% in den 1980ern). Über 100 000 neue Schulen wurden gebaut. Spekulationen über ausländische „Investoren“, die Indonesien wirtschaftlich unterstützten, um es als Bollwerk gegen den Kommunismus einzusetzen, lassen sich allerdings nicht ganz von der Hand weisen.
Die Neue Ordnung hatte aber auch ihre Schattenseiten. Suharto und seine Golkar (die Regierungspartei
Golongan Karya
) regierten mithilfe von Armee und Polizei als diktatorisches Regime. Kritiker und Oppositionelle wurden in Gefängnisse gesteckt oder unter Hausarrest gestellt; Presse, Rundfunk und Fernsehen unterlagen staatlicher Kontrolle. Die alle fünf Jahre stattfindenden „Wahlen“ verkamen zur Farce, da ihr Ausgang schon im Voraus feststand. Neben der
Golkar
waren nur noch zwei andere Parteien zugelassen, die PPP, die islamisch orientierte Vereinigte Entwicklungspartei
(Partai Persatuan Pembangunan)
, und die PDI, die Demokratische Partei
(Partai Demokrasi Indonesia)
, die aber nie eine Chance hatten.
Viele der wirtschaftlichen Verbesserungen tendierten dazu, nur einer privilegierten Minderheit zugutezukommen, sodass die an sich schon Reichen immer reicher wurden, während am Rand der Städte die Slums wuchsen und auch in ländlichen Gegenden, vor allem auf Java, die Armut zunahm. Korruption war im gesamten Verwaltungsapparat des Staates weit verbreitet. Darüber hinaus nahm die Vetternwirtschaft immer größere Ausmaße an, indem Suharto enge Freunde und in erster Linie seine eigene Familie zunehmend mit Privilegien, Macht und vor allem lukrativen Monopolen versorgte.
Mehr als drei Jahrzehnte hielt Suharto, der sich als
Bapak Pembangunan
, „Vater der Entwicklung“, feiern ließ, fast alle Macht in seinen Händen. Sechs Mal ließ er sich jeweils für eine Amtsperiode von fünf Jahren wiederwählen, zuletzt am 10. März 1998.
Krise, Neuwahlen und Demokratisierung
Trotz der in den 1990er-Jahren zunehmenden Kritik an Suhartos Regime hätte er sicherlich noch etliche Jahre sein Amt behalten können, wenn nicht im August 1997 die von Thailand ausgehende Finanz- und Wirtschaftskrise auch Indonesien erreicht hätte. In wenigen Monaten verlor die indonesische Rupiah drastisch an Wert. Bekam man im Juli 1997 nur 2400 Rp für 1US$, so betrug der Kurs im Frühjahr 1998 bereits 9000 Rp und war zwischenzeitlich sogar auf über 15 000 Rp geklettert.
Die Preise für Importwaren stiegen natürlich dementsprechend, kurz darauf zogen auchdie Preise für einheimische Produkte nach und erhöhten sich um 100–200 %, wobei die Löhne jedoch auf ihrem alten Niveau stagnierten. In kurzer Zeit war so das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen um drei Viertel gefallen. Viele Privatbanken und etliche Fabriken sowie andere Unternehmen meldeten Konkurs an. Nun berichteten auch internationale Medien über die Krise in Indonesien, was einen drastischen Rückgang der ausländischen Investitionen und Besucherzahlen zur Folge hatte, da viele Touristen und internationale Unternehmer von all den negativen (und zum Teil übertriebenen) Schlagzeilen verunsichert wurden. Der Tourismus, bis dahin zweitgrößter Wirtschaftszweig des Landes, musste Einbußen in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar hinnehmen, und steigende Arbeitslosigkeit war die Konsequenz.
In weiten Teilen des Landes brachen blutige Unruhen aus. Studenten demonstrierten im April und Mai 1998 in Jakarta, Medan, Yogyakarta und Solo für eine Absetzung des Präsidenten. Aufgebrachte und von den Preissteigerungen in Panik versetzte Massen plünderten Supermärkte, Einkaufszentren und andere Geschäfte, die zumeist Chinesen gehörten. Das Motiv der Plünderer war aber nicht vordergründig die wirtschaftliche Lage, vielmehr handelte es sich hier um gezielt rassistische Übergriffe, die in Massenvergewaltigungen und Morden gipfelten. Darüber hinaus flammten in anderen Teilen des Archipels ethnisch und religiös motivierte Konflikte auf.
Versuche, die Finanzkrise durch Zuschüsse seitens des Internationalen Währungsfonds in den Griff zu bekommen, scheiterten, da die Zuschüsse an die Bedingung geknüpft wurden, tief greifende ökonomische Reformen durchzuführen, die Suharto nicht erfüllen konnte bzw. wollte. Als die Unruhen im Mai 1998 ihren Höhepunkt erreichten – allein in Jakarta waren über 6000 Gebäude beschädigt oder zerstört worden und es gab schätzungsweise 1200 Tote –, hatte Suharto schließlich ein Einsehen. Am 21. Mai 1998 legte er sein Amt nieder, und Vize-Präsident Bacharuddin Jusuf Habibie
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