Bali Lombok
wurde als neuer Präsident vereidigt.
Habibie, der als linientreuer Suharto-Anhänger und Technokrat bekannt war, genoss im Volk wenig Vertrauen. Es war offensichtlich, dass er nur als Übergangslösung angesehen wurde. Zwar entließ er gleich einige politische Gefangene, versprach Reformen und baldige Neuwahlen, doch auch er bekam die Krise nicht in den Griff. Die Reformen blieben aus, und das Datum für die Neuwahlen wurde immer wieder aufgeschoben. Wie schon im Mai wurde im November 1998 erneut der Ruf nach
Reformasi
und
„Demokrasi“
laut, und es kam abermals zu blutigen Zusammenstößen zwischen demonstrierenden Studenten und dem Militär.
Relative Ruhe kehrte erst Anfang 1999 ein, als das endgültige Datum für Neuwahlen feststand. Am 7. Juni 1999 standen 48 Parteien zur Wahl. Mit 35 % der Stimmen ging wie erwartet die einzige Oppositionspartei der Neuen Ordnung, die PDI-P, als Sieger aus den Wahlen hervor, gefolgt von der Golkar mit ca. 20 %. Gleichzeitig verstärkten sich aber die separatistischen Bestrebungen in Aceh, Irian Jaya (West-Papua) und anderen Landesteilen.
Präsident Habibie hatte der Bevölkerung Ost-Timors bereits ein Referendum über die Unabhängigkeit zugestanden, das gegen den Willen der führenden Militärs am 30. August stattfand. 78,5 % der Ost-Timoresen entschieden sich für die Unabhängigkeit. Proindonesische Milizen richteten daraufhin ein Blutbad unter der Bevölkerung an. Am 18. September landeten multinationale Friedenstruppen unter australischer Führung. Vier Wochen später wählte der Volkskongress Abdurrahman Wahid (auch: Gus Dur) von der größten islamischen Organisation des Landes, der Nahdlatul Ulama, zum neuen Präsidenten. Zur gleichen Zeit erkannte das Parlament die Ergebnisse der Volksabstimmung in Ost-Timor an, womit die ehemals 27. indonesische Provinz de facto in die Unabhängigkeit entlassen wurde. In einem klugen Schachzug ernannte Wahid Megawati Sukarnoputri, die Vorsitzende der stärksten Partei des Landes, der PDI-P, und Tochter Sukarnos, zur Vizepräsidentin.
Auch der vierte Präsident Indonesiens geriet nach einigen anfänglichen politischen Achtungserfolgen immer mehr in die Kritik, sodass der Volkskongress gezwungen war, Gus Dur am 25. Juli 2001 abzusetzen. Gleichzeitig wurde die Vizepräsidentin Megawati Sukarnoputri als neue Präsidentin eingesetzt.
Megawati gelang es bis 2004, dem nächsten Wahljahr, weder die ökonomischen, und politischen Probleme noch die ausufernde Korruption im Land in den Griff zu bekommen. Viele ihrer Anhänger wurden enttäuscht. „Mega“ galt als schwache Präsidentin, und es war von vornherein zweifelhaft, ob sie die Neuwahlen, die zweiten freien Wahlen nach dem Sturz Suhartos, gewinnen würde.
Am 5. Juli 2004 wählte das indonesische Volk (fast 150 Mio. Wahlberechtigte) zum ersten Mal in seiner Geschichte seinen Präsidenten und Vizepräsidenten direkt. Wie erwartet schaffte es keiner der fünf Kandidaten in der ersten Wahlrunde, die erforderlichen Stimmanteile von mehr als 50 % auf sich zu vereinen. Die beiden stärksten Kandidaten, Susilo Bambang Yudhoyono und die bis dahin noch amtierende Präsidentin Megawati Sukarnoputri, stellten sich also am 20. September 2004 zu einer Stichwahl, aus der Yudhoyono mit über 60 % der Stimmen als deutlicher Sieger hervorging.
Susilo Bambang Yudhoyono , kurz SBY, der unter Suharto noch als Vier-Sterne-General diente, bekleidete unter Abdurrahman Wahid und Megawati Sukarnoputri den einflussreichen Posten des Koordinierungsministers für Sicherheit und Politik. Anfang 2003 trat er zurück und gründete eine eigene Partei, die PD (Partai Demokrat). SBY, der am 20. Oktober 2004 offiziell das Amt des Präsidenten antrat, gilt als relativ reformfreudig und symbolisiert einen Neuanfang, besonders bei der Korruptionsbekämpfung. Seine dezentralistische Politik der letzten Jahre, bei der viele Kompetenzen an die Distrikte abgegeben wurden, brachte allerdings auch Schwierigkeiten mit sich. Die Korruption blüht nun auf regionaler Ebene, viele undurchsichtige und widersprüchliche Gesetze entstehen heute auf Distriktebene, und nicht zuletzt ist es die Umwelt, die unter dem Mangel einer zentralen Kontrollinstanz leidet. Nichtsdestotrotz hat es Yudhoyono mit geschickter Innen- und Wirtschaftspolitik in seiner ersten Legislaturperiode geschafft, das Wirtschaftswachstum des Landes anzukurbeln, das Investitionsklima zu verbessern, Korruption auf nationaler Ebene zu bekämpfen und die
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