Bali Lombok
unteren Teile streben konisch auseinander und bilden das Gewand, die oberen Enden der Halme sind zu einer Dreiecksform geflochten und mit Stücken von Palmblättern versehen, wodurch der Figur eine Art Gesicht gegeben wird.
Das
Cili
-Motiv zählt zu den gebräuchlichsten Symbolen in der dekorativen Kunst auf Bali. Es findet sich gemalt, geschnitzt, getöpfert, gewoben, geflochten oder in Metall gehämmert, es wiederholt sich in unzähligen Arten von Opfergaben und ziert fast jedes
Lamak
, die aus Palmblättern geflochtenen, schmalen, rechteckigen Altarbehänge.
Die Ausbreitung von Hinduismus und Buddhismus
Hinduistisches und buddhistisches Gedankengut verbreitete sich im ersten nachchristlichen Jahrtausend in ganz Südostasien und erreichte auch die Insel Bali, zum großen Teil auf dem Umweg über Java. Zwischen dem 8. und 14. Jh. entstand eine ganze Reihe von Kunstwerken aus Stein, die teils deutlich an indischen Vorbildern orientiert sind, teils schon ostjavanische Züge tragen, teilweise aber auch einheimische Vorstellungen zum Ausdruck bringen. Die meisten dieser Werke, vollplastische Götterstatuen und Felsenreliefs, sind in der Gegend um Pejeng und Bedulu (beides Zentral-Bali) und beiderseits des nahen Pakrisan-Flusses entdeckt worden, dem Zentrum des frühesten balinesischen Königreichs (Warmadewa-Dynastie).
Eine sehenswerte Sammlung von Steinstatuen dieser Epoche steht in einem Tempel am Gunung Penulisan (nahe Kintamani, Gunung Batur), andere Werke findet man in den Tempeln um Pejeng und Bedulu, und natürlich gehören auch die Goa Gajah (die Elefantenhöhle), das Felsenrelief von Yeh Puluh und die Felsen-Candi von Gunung Kawi zu den Kunstwerken jener Zeit.
Die Majapahit-Epoche
Im Jahre 1343 fiel Bali unter die direkte Herrschaft des ostjavanischen Majapahit-Reiches, das einen Vasallen als Verwalter der Insel einsetzte, der seinen Hof in Gelgel , in der Nähe des heutigen Semarapura, etablierte. Den zahlreichen Dokumenten aus jener Zeit ist zu entnehmen, dass die ostjavanischen Herrscher großen Wert darauf legten, nicht nur politische Kontrolle auszuüben, sondern auch ihre Kultur, einen javanischen Hinduismus, zu verbreiten.
Der königliche Hof von Gelgel wurde zu einem Zentrum der Kunst. Ganze Künstlerkolonien (z. B. Kamasan) ließ der Herrscher in seiner Nähe ansiedeln, Sanskrit- und altjavanische
Kawi
-Texte wurden ins Balinesische übersetzt und kopiert, und es gab öffentliche Theater-
(Wayang-)
Aufführungen und Tanzdarbietungen, die von großen Orchestern begleitet wurden.
In der ornamentalen Kunst, die vor allem im überreichen, barocken Ausschmücken der Tempel und Paläste zum Ausdruck kam (und heute noch kommt), zeigte sich die Tendenz, neben religiösen Themen und Szenen aus dem
Mahabharata
oder
Ramayana
auch Erscheinungen aus dem Alltag, erotische Begebenheiten sowie Fabelwesen, Tier- und Dämonengestalten abzubilden, eingebettet in üppig wucherndes Pflanzen- und Rankendekor, das jede noch so kleine, verfügbare Fläche bedeckt.
Der javanische Kultureinfluss bekam neuen Antrieb, als zwischen Ende des 15. und Anfang des 16. Jhs. der gesamte Majapahit-Hofstaat auf der Flucht vor der Islamisierung von Java nach Gelgel übersiedelte. Doch nach nur kurzer Blütezeit zerfiel die Gelgel-Dynastie in zahlreiche kleine und voneinander unabhängige Fürstentümer.
Die neu gegründeten, überall auf der Insel verstreuten Höfe formten ihrerseits wieder neue Zentren künstlerischer Aktivität. Nach und nach gewann so die Majapahit-Kunst, inzwischen bereits stark balinesisch modifiziert, in den Dörfern an Einfluss. Damit setzte ein Prozess ein, in dessen Verlauf eine anfangs rein höfische Kunst zu einer echten Volkskunst entwickelt wurde. Endgültig abgeschlossen war diese Entwicklung erst, als nach der Machtergreifung der Holländer die Fürstenhöfe zur Bedeutungslosigkeit degradiert wurden und die Kunst nur in den Dörfern weiter florierte.
Das frühe 20. Jahrhundert
In diesen Jahren wurden balinesische Künstler mit einer Reihe weitreichender Veränderungen und Neuerungen konfrontiert. Aufträge durch die machtlosen Fürsten blieben aus, wurden aber durch Aufträge der holländischen Verwaltung ersetzt, die sich bemühte, die balinesische Kultur zu erhalten. Die großen Gamelan-Orchester der Höfe
(Gong Gede)
wurden von den Musikgruppen der
Banjar
und Dörfer übernommen, die sich bislang meist mit einem Bambus-Gamelanbegnügt hatten. Diese reduzierten die Anzahl der Instrumente und
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