Bali Lombok
vielleicht sogar darüber hinaus inselweite Berühmtheit erlangt, bleibt er ein Mensch wie jeder andere und geht weiterhin seinem Hauptberuf nach, meist dem des Reisbauern. Erst wenn seine Kunstfertigkeit benötigt wird, ruft ihn die Gemeinschaft, damit er seinen Beitrag zum gemeinsamen Kunstschaffen leisten kann, wie es von ihm erwartet wird.
Die angsteinflößenden balinesischen Masken symbolisieren Rangda, die Königin der Hexen.
Balinesische Kunst ist entweder von vornherein für den sofortigen Nutzen bestimmt, oderäußere Einflüsse beschränken die Lebensdauer eines Kunstwerks auf kurze Zeit. Geflochtene Opfergaben verwelken in einem Tag, fantasievolle Kremationstürme sind in wenigen Minuten zu Asche verbrannt, Malereien und Holzskulpturen werden schnell ein Opfer des feuchten Klimas, des Schimmelpilzes und der Termiten. Selbst die Skulpturen und Reliefs aus den weichen, vulkanischen Tuff- und Sandgesteinen der Insel verwittern in wenigen Jahren, werden vom Regen zerfressen und von Moos und Flechten überwachsen. Es besteht also ein ständiger Bedarf an neuen Kunstwerken, der die Produktion nie abreißen lässt.
Über die Jahrtausende haben sich die verschiedensten Einflüsse und Stile aus Indien, China und Java mit altbalinesischen Kultelementen vermengt und eine einzigartige Volkskunst hervorgebracht, die noch heute so lebendig ist wie vor Hunderten von Jahren. Neue Kunstformen werden schnell assimiliert, vorausgesetzt, dass sie dem Geschmack der Balinesen entsprechen und in ihr eigenes Weltbild passen. Hat ein einzelner Künstler eine neue Idee publik gemacht, die allgemein Gefallen und Anerkennung findet, wird diese Idee im Handumdrehen von vielen anderen kopiert. Modernes und Altüberliefertes stehen so im heutigen Kunstschaffen der Insel gleichrangig nebeneinander.
Kunstgeschichte
Vor- und Frühzeit
Die frühesten Zeugnisse balinesischer Kunst, zu bestaunen im Archäologischen Museum von Pejeng bei Ubud, stammen noch aus dem letzten vorchristlichen Jahrtausend: megalithische Kultobjekte (z. B. Stein-Sarkophage) und Schmuck, Waffen und Zeremonialgegenstände aus Bronze.
Das berühmteste Beispiel bronzezeitlicher Kunst ist ohne Zweifel der „ Mond von Pejeng “, eine fast 2 m hohe Kesseltrommel bzw. ein Kesselgong, der mit in Tiefrelief gearbeiteten Ornamenten reich verziert ist. Auf der Schlagplatte erkennt man einen achtstrahligen, zentralen Stern, umgeben von einem Muster ineinander verschlungener Doppelspiralen. Die Seiten zeigen rundum laufende Reihen von kleinen, spitzen Dreiecken, ein Muster, das als
Tumpal
-(Speerspitzen-) Motiv noch heute in vielen balinesischen Flechtarbeiten und in der javanischen Batik immer wieder vorkommt. Zwischen den Griffen des Kesselgongs schauen Paare menschlicher Gesichter mit großen, magisch anmutenden Augen herab, die Ohrläppchen lang gezogen von schweren Ohrringen, wie es bei einigen Völkern auf Borneo der Brauch ist.
Man nimmt an, dass die Balinesen der Bronzezeit schon die Kunst des Webens und Töpferns beherrschten. Wahrscheinlich hat auch das Wayang Kulit , das Schattenspiel, seinen Ursprung in jener Zeit. Die Schatten flacher Lederpuppen, die sich auf der von hinten erleuchteten Leinwand bewegen, verkörperten die Ahnen, mit denen man auf diese Weise Kontakt aufnehmen konnte. Mit der Verbreitung des Hinduismus änderten sich zwar die Inhalte des
Wayang Kulit
, denn nun führt man Episoden aus den großen indischen Epen
Ramayana
und
Mahabharata
auf, doch erfreut sich diese Kunstform ungetrübter Beliebtheit.
Es ist nicht zu übersehen, dass das
Wayang Kulit
die traditionelle Malerei mit ihrer zweidimensionalen Darstellungsweise beeinflusst hat. Deshalb bezeichnet man diese Malerei als
Wayang
-Stil oder, nach dem Ort, wo die traditionelle Malerei noch immer ausgeübt wird, als
Kamasan
-Stil.
Mindestens ebenso alt wie das Schattenspiel ist das Cili-Motiv , eine stark stilisierte weibliche Figur, Symbol für Nini Pantun, die vorhinduistische Reismutter bzw. für Dewi Sri, die Reisgöttin des hinduistischen Pantheons.
Cili
haben oft die Form einer Sanduhr: zwei mit den Spitzen aufeinandergestellte, gleichschenklige Dreiecke. Das untere Dreieck bildet den Körper, das obere den Kopf mit einem großen, fächerförmigen Kopfschmuck. Auf den Reisfeldern, kurz vor der Ernte, werden
Cili
-Figuren einfach dargestellt, indem man ein Bündel noch stehender Reishalme in der Mitte zusammenbindet. Die eng geschnürte Mitte ist die schmale Hüfte der Figur, die
Weitere Kostenlose Bücher