Bali Lombok
1960er-Jahre
Der Zweite Weltkrieg und der Tod von Walter Spies (1942) führten zur Auflösung der
Pita Maha
. Jegliche künstlerische Aktivität erlahmte während der japanischen Besetzung. Zusätzlich verzögerten die nachfolgenden Wirren des indonesischen Unabhängigkeitskampfes ein Wiederaufleben der Künste bis in die 1950er-Jahre hinein. Zu dieser Zeit kehrte Rudolf Bonnet nach Bali zurück und machte einige Maler mit Leinwand und Temperafarben vertraut, wodurch er neue Anregungen schuf und an sein vor dem Weltkrieg begonnenes Werk anknüpfte. Sein größter Erfolg war die lange geplante Gründung des Puri-Lukisan-Museums von Ubud im Jahre 1957.
Anfang der 1960er-Jahre – wer von den
Pita-Maha
-Künstlern noch aktiv war, zählte inzwischen zur älteren Generation – blühte in Penestanan, westlich von Ubud, ein neuer Malstil auf, der Stil der
Young Artists
. Er wurde ins Leben gerufen, als Arie Smit , ein holländischer Maler, Leinwand und Acrylfarben an Kinder und Jugendliche des Dorfes verteilte. Die jungen Künstler stammten überwiegend aus Bauernfamilien und stellten in ihren Bildern ausschließlich ländliche Motive dar, meist in recht kräftigen Farben. Gemälde der
Young Artists
und ihrer Nachfolger werden oft in gemeinschaftlicher Arbeit hergestellt. Jeder malt nur das, was er am besten beherrscht – der eine die Bäume, ein anderer die Personen, ein Dritter die Häuser und Tempel usw.
Im Zeitalter des Tourismus
Abgesehen von den künstlerischen Experimenten individualistischer Einzelgänger haben sich in den 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahren keine nennenswerten neuen Malstile entwickelt. Seitdem jährlich weit über 1 Mio. Touristen auf die Insel kommen, schießen überall Kunstgalerien wie Pilze aus dem Boden, doch das meiste, was angeboten wird – ob „neuer“ Stil oder traditionelle
Wayang
-Malerei – entspringt einer kundenorientierten Produktion, die wenig Wert auf Qualität legt.
Der Kris (Keris)
Die Schmiedekunst des Archipels feiert ihre höchsten Triumphe bei der Herstellung des
Kris
, des Dolches mit der geflammten oder geraden, zweischneidigen Klinge, deren Oberfläche eine besondere, nur im indonesischen Raum bekannte Art von Damaszierung
(Pamor)
aufweist.
Es ist unbekannt, wann diese Kunst entstanden ist. Auf den Reliefs des Borobudur-Tempels auf Java taucht der
Kris
noch nicht auf. Erst am später errichteten Candi Penataran (Ost-Java) ist er abgebildet. Chinesische Quellen aus jener Zeit (Majapahit) berichten von der auf Java üblichen Sitte, einen
Kris
zu tragen. Das älteste erhaltene Exemplar stammt aus dem Jahre 1342 und ähnelt sehr dem heutigen Typ. Es ist bereits so kunstvoll gearbeitet, dass dieses Handwerk schon zu jener Zeit lange bekannt und hoch entwickelt gewesen sein muss.
Das Schmieden des
Kris
, der mehr als nur eine Waffe ist, gilt als weihevolle Handlung, die ein aufwendiges Zeremoniell begleitet. In hohem Ansehen stehen daher die Waffenschmiede
(Pande Wesi)
, deren Stellung fast der eines Priesters gleichkommt. Vom Vater auf den Sohn werden für gewöhnlich die Herstellungsgeheimnisse vererbt, die eine Reihe komplizierter Schmiedevorgänge umfassen.
Viele Lagen von Nickeleisen, ursprünglich aus Meteoriten gewonnen, und gewöhnlichem Eisen werden auf verschiedenste Art zusammengeschmiedet, um so die Verzierungen in die Klinge einzuarbeiten, die aber erst nach abschließender Ätzung des Nickelstahls sichtbar werden. Es ist also eine Arbeit, die viel Erfahrung voraussetzt. Weiterhin muss der Schmied ein überdurchschnittliches Wissen von mythologischen und religiösen Zusammenhängen haben, denn die Zeichnungen und Figuren sind bedingt durch ihre magisch-zeremonielle und soziale Bedeutung.
Die Klingen, gerade (Ruhezustand) oder gewellt (Bewegung), symbolisieren das Urbild der mythischen Schlange
Naga
. Auch die Verzierungen zeigen am häufigsten Schlangen, aber auch
Kala
-Figuren,
Garuda
- oder Blattmotive. Als Griff (aus Gold, Silber, Elfenbein, Horn, Stein oder Holz) finden sich, manchmal bis zur Unkenntlichkeit stilisiert, Götter- und Vogelgestalten oder Dämonenfiguren, um böse Kräfte abzuwehren. Zur Waffe gehört unbedingt die Scheide, die in der Regel einfach gehalten ist, etwa aus poliertem Edelholz, die aber auch mit prunkvollem Goldschmuck verziert sein kann.
Ein besonders magisch „geladener“
Kris
führt ein regelrechtes „Eigenleben“ und trägt sogar meistens einen eigenen Namen. Durch seine magische Kraft sichert er die Macht eines
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