Bali Lombok
Fürsten und übernimmt zudem die Rolle seines „Stellvertreters“: Begibt sich der Fürst auf Reisen oder Pilgerfahrt, kann er den
Kris
als Symbol seiner Herrschaft über sein Land zurücklassen, und niemand würde an der stellvertretenden Macht des
Kris
zu zweifeln wagen.
Vicki Baum berichtet in ihrem Roman
Liebe und Tod auf Bali
von einem Fürsten, der aufgrund seiner Leidenschaft für Kampfhähne nicht zu seiner eigenen Hochzeit kommen wollte und stattdessen stellvertretend seinen
Kris
hinbringen ließ. Solch mächtige Waffen werden als sakrale Erbstücke betrachtet, denen man besondere Verehrung und Opfergaben darbringt. Mancher Dolch ist mit einem bösen Fluch beladen und stürzt seinen Träger ins Unglück. Legt ein Mann seinen
Kris
nachts unter sein Kopfkissen, dann ist die Waffe in der Lage, je nach Art ihrer Magie, ihm gute oder böse Träume zu bescheren.
Heutzutage gibt es nur noch wenige
Kris
-Schmiede. Schon seit Ende des 19. Jhs. haben immer mehr berühmte Schmiedefamilien, die alle ihr spezielles
Pamor
-Design als eine Art Markenzeichen hatten, ihr traditionelles Handwerk aufgegeben.
Trotz der Vermarktung von Malerei und Holzschnitzerei ist die balinesische Kunst in ihrer Gesamtheit so lebendig wie eh und je. Kunst als Dienst an der Gottheit hat immer noch einen weit höheren Stellenwert als das für die Touristen bestimmte Kunsthandwerk. Obwohl die meisten Künstler heute für Geld arbeiten, sind sie jederzeit bereit, ihre Arbeit beiseitezulegen und beim Ausschmücken eines Tempels, der Herstellung von Verbrennungstürmen oder der Vorbereitung eines Tempelfestes zu helfen.
Noch immer verzieren die Bildhauer Tempelwände und -tore mit Reliefs und Skulpturen, flechten Frauen kunstvolle Gebilde aus Palmblättern und formen nicht minder kunstvolle Opfergaben. Noch immer werden die Götter bei Tempelfesten mit Tanz und Musik unterhalten, beschwört der Puppenspieler
(Dalang)
mit seinen Schattenspielfiguren mythische Welten herauf, und noch immer werden Masken geschnitzt, die so „magisch geladen“ sind, dass kein Unbefugter es wagen würde, sie auch nur zu berühren. Und solange sich die Balinesen nicht von ihren Göttern trennen, werden sie auch fortfahren, diese durch ihre Kunst zu erfreuen und zu ehren.
Musik, Tanz und Drama
Tänze, Tanztheater und Musik sind unumgänglicher Bestandteil eines jeden Tempelfestes und jeder größeren religiösen Zeremonie auf Bali. Sie dienen in erster Linie zur Unterhaltung der Gottheiten , die man eingeladen hat, der Zeremonie beizuwohnen.
Darüber hinaus führen besonders sakrale Tänze nicht selten zu Trance-Zuständen, wodurch sogar ein direkter Kontakt zu den Göttern hergestellt wird. Andere Aufführungen haben einen rein exorzistischen Charakter und sollen helfen, die durch dunkle Mächte und Dämonen gestörte Ordnung wiederherzustellen, z. B. nach Missernten oder Epidemien. Was auch immer der Anlass sein mag, Tanzvorstellungen erfreuen sich auf Bali größter Beliebtheit und locken jedes Mal die Zuschauer, ob jung oder alt, in Scharen herbei, egal wie oft diese die Tänze und Dramen schon gesehen haben.
Von frühester Kindheit an mit ihren Tänzen vertraut, sind die Balinesen ein sehr kritisches Publikum. Um wie viel anspruchsvoller müssen da erst die Götter sein, die sich schließlich schon seit Urzeiten durch den Tanz der wunderschönen Himmelsnymphen
(Dedari, Widadari)
unterhalten lassen? Balinesische Tänze haben im Laufe von Jahrhunderten einen so hohen Standard an technischer Perfektion entwickelt, dass eine Ausbildung zum Tänzer oder zur Tänzerin jahrelanges, tägliches Training erfordert.
Mit der Ausbildung sollte schon im zarten Kindesalter begonnen werden, solange der Körper noch biegsam und geschmeidig ist. Ein Balinese lernt nicht „das Tanzen“ schlechthin, sondern immer nur einen ganz bestimmten Tanz:
Legong
oder
Baris
oder
Kebyar Duduk
usw. Der Tanzlehrer (oder die Tanzlehrerin) leitet jede Bewegung des Schülers, indem er (oder sie) hinter ihn tritt, ihn bei den Handgelenken fasst und jede Geste und jeden Schritt mit ihm gemeinsam ausführt. Der Schüler lernt nicht etwa nach und nach die einzelnen Elemente des Tanzes, die dann später zusammengesetzt werden, sondern von Anfang an wird der Tanz als Ganzes in seiner endgültigen Form unterrichtet. Durch endloses und unzähliges Wiederholen bekommt der Schüler allmählich ein Gefühl für den Tanz, bis er in der Lage ist, jede Bewegung alleine auszuführen.
Die meisten Tänze
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