Bali Lombok
formten sie nach eigenem Geschmack um, wodurch eine völlig neue Art des Gamelan-Orchesters entstand, das
Gong Kebyar
. So veränderte sich auch die balinesische Musik, sie wurde lebhafter und dynamischer, ganz im Gegensatz zu dem getragenen, verfeinerten Stil der Höfe, der noch heute für das javanische Gamelan typisch ist. Gleichzeitig wurden viele neue Tänze kreiert.
In der alten Gerichtshalle von Semarapura sind die Strafen, die Verbrechern drohen, anschaulich dargestellt.
Die ersten Touristen kamen nach Bali und begannen, Holzschnitzereien zu kaufen, und schon Ende der 1930er-Jahre gab es eine Massenproduktion von Holzstatuen. Zum ersten Mal arbeiteten balinesische Künstler nicht im Dienste des gemeinschaftlichen Kultes, sondern um Geld zu verdienen. Der Beruf des Künstlers war geboren.
Der größte Wandel in der Orientierung der Kunst erfolgte auf dem Gebiet der Malerei . Bis dahin hatte sich die traditionelle Malerei (
Wayang
-Stil) darauf beschränkt, nach strengen Regeln Themen aus der Hindu-Mythologie (
Mahabharata
und
Ramayana
) darzustellen, oft mehrere Szenen auf einem Gemälde. Diese Werke dienten ausschließlich der Dekoration von Palästen und Tempeln. In den frühen Jahrzehnten des 20. Jhs. lernten die Maler erstmals, mit europäischen Malutensilien umzugehen. Zudem war die Insel von westlichen Malern entdeckt worden, die oft jahrelang unter den Balinesen lebten und die lokalen Künstler mit westlichen Maltechniken vertraut machten.
Plötzlich wurde eine Reihe neuer Stile ins Leben gerufen. Zentren der „modernen“ Malerei waren vor allem die Dörfer Ubud, Batuan (Zentral-Bali) und Sanur (Süd-Bali). Zu den traditionellen Motiven, die jetzt auch mit modernen Techniken ausgeführt wurden, gesellten sich zum ersten Mal Themen aus Alltag und Natur. Die szenischen Darstellungen (dörfliches Leben, religiöse Feste, Episoden aus Volksmärchen) waren nun umgeben von der üppigen Natur der Insel, mit Dschungel, Vulkanen und Reisterrassen. Jedes Blatt, jedes Insekt wurde bis ins Detail minuziös ausgearbeitet.Erstmalig signierten balinesische Maler in dieser Zeit ihre Bilder.
Welche Impulse für diesen revolutionären Umschwung von den Balinesen selbst ausgingen und wie groß dabei der Einfluss der europäischen Maler war, konnte nie ganz geklärt werden. Fest steht, dass keines der balinesischen Gemälde des neuen Stils einfach nur irgendwelche westlichen Vorbilder kopiert. Auch wenn sich Maltechnik und Thematik weiterentwickelt haben, ist doch jedes Werk sofort als balinesische Kunst zu erkennen.
Von den vielen westlichen Künstlern, die Bali besuchten und teilweise jahrelang dort lebten, haben sich vor allem der holländische Maler Rudolf Bonnet (1895–1978) und der deutsche Maler und Musiker Walter Spies (1895–1942) sehr um die Erhaltung und Förderung balinesischer Kunst bemüht. Spies ließ sich 1927 in Ubud nieder, zwei Jahre später wurde Bonnet sein Nachbar. Neben ihrer eigenen Arbeit beschafften sie ihren balinesischen Kollegen die westlichen Malutensilien und erklärten und demonstrierten deren Gebrauch. Sie sammelten balinesische Kunstwerke aller Art und arrangierten internationale Ausstellungen, um der balinesischen Kunst einen größeren Markt zu erschließen.
1936 gründeten die beiden Europäer zusammen mit Cokorda Gede Agung Sukawati , dem Prinzen von Ubud, und I Gusti Nyoman Lempad , einem vielseitig talentierten Künstler, die Künstlervereinigung Pita Maha . Diese Organisation, die bald mehr als 100 Mitglieder aus ganz Zentral-Bali zählte, erwies sich als außerordentlich fruchtbar. Regelmäßige Treffen dienten dem Ideenaustausch, der gegenseitigen Inspiration sowie einer Qualitätskontrolle. Ausstellungen in Europa und Amerika förderten den Verkauf der Arbeiten.
Lempad, einer der Initiatoren von
Pita Maha
, war schon in den 1920er-Jahren bekannt und berühmt als meisterlicher Schnitzer, Bildhauer, Architekt und Schöpfer von
Barong
-Masken und Verbrennungstürmen. Er war bereits über 60 Jahre alt, als er Walter Spies kennenlernte und dieser ihn mit Tusche und Papier bekannt machte. In den nächsten Jahrzehnten produzierte Lempad unzählige Tuschezeichnungen in einem unverkennbaren, in der Tradition wurzelnden Stil, von denen viele nun in Museen auf der ganzen Welt zu bewundern sind. Als er 1978 im gleichen Jahr wie seine Freunde Rudolf Bonnet und Agung Sukawati starb, muss er weit über 100 Jahre alt gewesen sein.
Der Zweite Weltkrieg und die 1950er- und
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