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Ball der Versuchung

Ball der Versuchung

Titel: Ball der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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Durchschnittstyp – durchschnittlich groß, mittleres Alter, unauffällige Haar- und Augenfarbe. Sein Lächeln war liebenswürdig und schien zu versprechen, dass alles gut werden würde, und obwohl Claire wusste, dass das alles Fassade war, lächelte sie zurück.
    »Bitte nimm doch Platz, Claire«, sagte er und deutete auf einen der blauen Klubsessel vor seinem Schreibtisch. Hinter ihm befanden sich Bücherregale, die vom Boden bis zur Decke reichten und medizinische Nachschlagewerke mit identischen Einbänden enthielten. Dazwischen sorgten einige neuere Bücher mit anderem Einband für Abwechslung. Auf einer Seite des Schreibtisches stapelten sich Magazine und fotokopierte Artikel, auf der anderen türmten sich Patientenakten. Claire sah die Rückseite eines gerahmten Fotos, sie konnte nicht sehen, ob es sich dabei um ein Familienfoto handelte. Er trug jedoch einen Ehering.
    Dr. Mills begann nicht sofort zu sprechen; er lehnte sich in seinem Ledersessel zurück, legte die Fingerspitzen aneinander und betrachtete sie ein Weile. Sie kämpfte gegen den Drang herumzutrampeln, konnte aber nicht verhindern dass ihre Finger ruhelos am Stoff ihrer Jeans herumfummelten.
    »Ich wusste bereits, dass du noch jung bist«, sagte er schließlich, »aber ich muss zugeben, dass ich jetzt trotzdem überrascht bin. Du bist sechzehn?«
    »In ein paar Wochen werde ich siebzehn«. sagte Claire. Allmählich hatte sie sich damit abgefunden, dieses Gespräch mit jedem einzelnen Erwachsenen in Morganville führen zu müssen. Sie sollte es einfach aufzeichnen und jedes Mal abspielen, wenn sie jemand Neues kennenlernte.
    »Nun, den Notizen nach, die Amelie mir gegeben hat, hast du sehr viel Ahnung von dem, was du tust. Ich glaube nicht, dass ich dich bei deinen Forschungen zu unterstützen brauche, eher werde ich dir bei der Durchführung von Experimenten helfen. Wenn ich Möglichkeiten sehe, etwas Wertvolles beizutragen, werde ich das tun. Ich nehme an, die Labors hier im Krankenhaus sind mit besseren Geräten ausgestattet als die, die dir zur Verfügung stehen - wo auch immer du deine ersten Kristalle hergestellt hast.« Er blätterte durch eine große Mappe, die mitten auf dem Schreibtisch lag, und Claire sah Fotokopien ihrer eigenen sauberen Handschrift. Die Notizen, die sie Amelie zur Verfügung gestellt hatte. »Ich habe mir die Freiheit genommen, mit der Ausstattung unseres Labors einige Kristalle auf der Basis deiner Formel herzustellen. Dabei habe ich herausgefunden, dass man die Stärke der Dosis um zwanzig Prozent steigern kann, wenn man den Trocknungsprozess durch Hitze beschleunigt. Außerdem habe ich zusätzlich eine stärker konzentrierte, flüssige Version hergestellt, die per Injektion verabreicht werden kann.«
    Sie blinzelte. »Injektion.« Sie stellte sich gerade vor, wie sie an Myrnin nahe genug herankommen sollte, um ihm eine Nadel in den Arm zu jagen, vor allem, wenn er gerade einen seiner üblen Schübe hatte.
    »Der Wirkstoff kann durch einen Pfeil verabreicht werden«, sagte er. »Wie beim Betäuben von Tieren, auch wenn ich diese Analogie auf niemanden anwenden würde. Das wäre nicht respektvoll.«
    Sie brachte ein Lächeln zustande. »Das wäre sehr... hilfreich. Ich habe nie versucht, beim Trocknen der Kristalle Hitze einzusetzen. Das ist interessant.«
    »Warum hättest du es auch versuchen sollen? Ich habe es nur probiert, weil ich nicht unbegrenzt Zeit hatte, sie zu trocknen - unser Labor wird ständig benutzt und ich wollte nicht, dass irgendjemand fragt, was ich da mache. Ich habe Amelie darum gebeten, uns einen geschützten Laborplatz an der Universität zu besorgen. Das wäre für dich bequemer und für mich sicherer. Ich kann auch Geräte, die wir brauchen, dorthin schaffen lassen oder durch den Rat anfordern.« Dr. Mills legte den Kopf zur Seite und schaute sie wieder an, seine braunen Augen waren intelligent und herausfordernd. Wie Myrnins, nur nicht halb so verrückt. »Wegen meiner Bitte, das Labor zu besichtigen, wo du die Kristalle angefertigt hast... „
    »Tut mir leid, das geht nicht.«
    »Vielleicht wenn du Amelie fragst... „
    »Das habe ich.«
    Er seufzte. »Wann kann ich denn unseren Patienten untersuchen?«
    »Das werden Sie nicht.«
    »Claire, es funktioniert nicht, wenn ich nicht die Grunddaten des Patienten aufnehmen kann. Ich muss bestimmen können, welche messbaren Verbesserungen es gibt, wenn wir die Formel ändern!«
    Das sah sie auch ein, aber der Gedanke daran, den netten Dr. Mills

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