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Ball der Versuchung

Ball der Versuchung

Titel: Ball der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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Glück gründlich zerstören würde.
    Eves Lächeln verschwand, als hätte jemand auf Knopfdruck ihre Stimmung gedämpft. »Claire, du siehst besorgt aus. Was ist los?«
    »Ich...« Claire zögerte, dann platzte sie damit heraus. »Ich habe Jason gesehen. Heute Morgen.«
    Eves dunkle Augen weiteten sich, aber sie sagte nichts. Sie wartete ab.
    »Ich soll dir ausrichten, dass er dich anruft. Es geht um deinen Dad, hat er gesagt. Er hat gesagt, du sollst nicht auflegen.«
    »Um meinen Dad«, wiederholte Eve. »Bist du sicher?«
    »Das hat er jedenfalls behauptet. Ich habe zu ihm gesagt, dass ich ihm nichts versprechen kann.« Claire nippte an ihrem Moccacino, der perfekt war, und betrachtete Eves Gesichtsausdruck. Er war im Moment nicht gerade leicht zu deuten. »Er hat nicht versucht, mir etwas zu tun.«
    »Am helllichten Tag auf einer Hauptstraße? Ja, gut, er ist total durchgeknallt, aber so dumm ist er auch wieder nicht.« Eve schien plötzlich weit weg zu sein. Und ihr glückliches Strahlen war komplett flöten gegangen. »Ich habe seit meinem achtzehnten Geburtstag weder mit meinem Vater noch mit meiner Mutter gesprochen.«
    »Warum nicht?«
    »Sie haben versucht, mich an Brandon zu verkaufen«, sagte sie rundheraus. »Wie ein lebendiges Stück Fleisch. Ich weiß nicht, weshalb Jason der Familie gegenüber plötzlich so nostalgisch wird; es ist ja nicht so, dass es gute Zeiten gab, an die man sich erinnern könnte.«
    »Aber sie sind immer noch deine Eltern.«
    »Ja, leider. Hör mal, die Geschichte des Rosser-Clans geht so: Wir sind die typische Kernfamilie. Wie in Kernkraftwerk. Sogar dann giftig, wenn es nicht in die Luft geht.« Eve schüttelte den Kopf. »Was immer Dads Problem ist - es ist mir egal. Und warum Jason sich dafür interessiert, weiß ich auch nicht.«
    Ein anderer Student bezahlte seinen Kaffee, Eve warf ihm ein abwesendes, ausdrucksloses Lächeln zu und fing an, mit mechanischer Präzision Espresso zuzubereiten. »Was soll schon sein«, sagte sie. »Und wenn er anruft, lege ich auf. Falls er überhaupt anruft. Und selbst wenn was ist, kümmert mich das sowieso einen Dreck.«
    Claire nickte nur. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte. Eve war eindeutig bestürzt, bestürzter als Claire erwartet hätte. Sie winkte ihr zu und machte sich zu einem Studiertisch in der Nähe auf. Dort begann sie, sich durch ein Buch zu ackern, das sie in der Bibliothek ausgeliehen hatte. Es war die Doktorarbeit von jemandem, die sich las, als hätte der Typ jede einzelne Unterrichtsstunde in Textproduktion versäumt.
    Sie enthielt jedoch gute Gleichungen, in die sie vertieft war, als ihr Handy klingelte.
    »Hallo?« Sie kannte die Nummer nicht, aber es war ein Ortsgespräch und es handelte sich dabei nicht um ihre Eltern.
    »Claire Danvers?«
    »Ja, wer ist am Apparat?«
    »Mein Name ist Dr. Robert Mills. Ich hatte deinen Freund Shane im Krankenhaus behandelt.«
    Sie war sofort in Alarmbereitschaft. »Stimmt etwas nicht mit …?«
    »Nein, nichts in dieser Richtung«, unterbrach er sie hastig. »Hör mal, du bist diejenige, die diese Kristalle bei sich hatte, nicht wahr? Die beinahe die Tochter des Bürgermeisters getötet hätten?«
    Claires vorübergehende Erleichterung verflüchtigte sich im Handumdrehen. »Ich denke schon«, sagte sie. »Ich habe sie dem Arzt gegeben.«
    »Nun, die Sache ist nämlich die: Ich habe mir diese Kristalle mal angeschaut. Woher hattest du sie?«
    »Ich... ich habe sie gefunden.« Das war im Grunde nicht gelogen.
    »Wo?«
    »In einem Labor.«
    »Du musst mir dieses Labor zeigen, Claire.«
    »Ich glaube nicht, dass das geht, es tut mir leid.«
    »Sieh mal, ich verstehe, dass du wahrscheinlich jemanden schützt - jemand Wichtiges. Wenn dir das weiterhilft: Ich habe bereits die Erlaubnis des Rates, an diesen Kristallen zu arbeiten, und ich brauche dringend mehr Informationen über sie - wer sie entwickelt hat, wie, mit welchen Inhaltsstoffen. Ich denke, ich kann helfen.«
    Amelie war im Ältestenrat. Aber sie hatte nichts von einer Zusammenarbeit mit dem Arzt erwähnt. »Ich werde herausfinden, was ich Ihnen sagen darf«, sagte Claire. »Es tut mir leid. Ich werde Sie zurückrufen.«
    »Bald, bitte«, sagte er. »Man sagte mir, dass die Wirkung der Droge innerhalb der nächsten Monate um mindestens fünfzig Prozent gesteigert werden soll.«
    Claire blinzelte überrascht. »Wissen Sie, wie sie wirkt?«
    Dr. Mills, der nett und normal klang, lachte. »Ob ich das wirklich weiß?

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