Ball der Versuchung
starken. Sie können veranlassen, dass man... Dinge fühlt. Dass man plötzlich Sachen will. die man eigentlich gar nicht will. Dass man Dinge tut, die man niemals tun würde. Die meisten von ihnen machen sich nicht die Mühe, aber die, die es tun - das sind die Schlimmsten.«
Claire streckte ihre Hand in der Dunkelheit aus und ihre Hände trafen sich auf halbem Wege - anfangs kühl, aber dann wurden sie wärmer, wo sic h ihre Haut berührte.
»Ich will sie nicht, Claire«, sag te er. »Aber sie hat mich dazu gebracht, sie zu wollen. Verstehst du?«
»Dann spielt es keine Rolle.«
»Doch. Denn wenn sie es einmal geschafft hat, dann ist es beim nächsten Mal umso leichter.« Seine Finger schlossen sich so fest um ihre, dass sie zusammenzuckte. »Versuch nicht, sie aufzuhalten. Oder mich, wenn es dazu kommt. Ich muss das selbst erledigen.«
»Wie erledigen?«
»Wie auch immer es mir möglich ist«, sagte Shane. Er rückte zur Seite. »Du zitterst ja.«
Tat sie das? Sie hatte es nicht bemerkt, aber das Zimmer war tatsächlich kalt. Kalt und voller Verzweiflung. Shane war der einzige Lichtblick darin.
Sie streckte sich auf dem Bett aus und wandte ihm das Gesicht zu. Zu nah für Dads Geschmack, wenn er sie so gesehen hätte, dachte sie, auch wenn sie nur Händchen hielten.
Shane langte auf der anderen Seite des Bettes auf den Boden, fand eine Decke und warf sie über sie beide. Sie roch nach... na ja, sie roch nach Shane, nach seiner Haut und seinen Haaren, und Claire fühlte in sich eine warme Welle aufsteigen, als sie den Geruch einatmete. Sie kroch unter der Decke näher an ihn heran, zum einen, um sich zu wärmen, zum anderen, weil sie ihn berühren musste.
Er kam ihr entgegen und ihre Körper schmiegten sich mit jeder Kurve und jeder Vertiefung aneinander. Ihre bisher ineinander verschlungenen Finger legten sich aneinander. Sie waren sich nah genug, um sich zu küssen, aber sie taten es nicht - es war eine Art von Intimität, die Claire nicht gewohnt war, sich so nah zu sein und einfach nur zu... sein. Shane befreite seine Hand aus ihrer und strich eine Locke zurück, die ihr über die Augen gefallen war. Er berührte ihre leicht geöffneten Lippen.
»Du bist so schön«, sagte er. »Als ich dich das erste Mal sah, dachte ich... ich dachte, du bist zu jung, um allein hier zu sein, in dieser Stadt.«
»Jetzt nicht mehr?«
»Du hast dich besser geschlagen als die meisten von uns. Aber wenn ich dich dazu bringen könnte, diesen Ort zu verlassen, würde ich es tun.«
Shanes schiefes Lächeln war gedämpft und in den Schatten wirkte es ein wenig geknickt. »Ich möchte, dass du lebst, Claire. Du musst am Leben bleiben.«
Ihre Finger berührten seine warmen, zotteligen Haare. »I ch mache mir keine Sorgen um mich«, sagte sie.
»Das tust du nie. Und genau darum geht es. Ich mache mir Sorgen um dich. Nicht nur wegen der Vampire, sondern auch wegen Jason. Er ist noch immer irgendwo da draußen. Und...«, Shane hielt einen Moment inne, als würde er den Rest nicht über die Lippen bringen. »Und dann bin da auch noch ich. Deine Eltern könnten recht haben. Es könnte sein, dass ich nicht gerade der beste... „
Sie zog ihre Finger weg und legte sie ihm auf den Mund, auf diese sanften, starken Lippen. »Ich werde nie aufhören, dir zu vertrauen, Shane. Dazu wirst du mich niemals bringen.« Im Dunkeln stieß er ein unsicheres Lachen aus. »Genau das meine ich.«
»Darum bleibe ich hier«, sagte Claire. »Mit dir. Heute Nacht.«
Shane holte tief Luft. »Die Klamotten bleiben an.«
»Die meisten«, stimmte sie zu.
»Weißt du, deine Eltern haben in Bezug auf mich echt recht.« Claire seufzte. »Nein, haben sie nicht. Ich glaube, niemand kennt dich wirklich. Nicht dein Dad, nicht einmal Michael. Du bist ein tiefes dunkles Geheimnis, Shane.«
Er küsste sie zum ersten Mal, seit sie das Zimmer betreten hatte, ein warmer Druck seiner Lippen auf ihrer Stirn. »Ich bin ein offenes Buch.«
Sie lächelte. »Ich mag Bücher.«
»Hey, dann haben wir ja etwas gemeinsam.«
»Ich ziehe meine Schuhe aus.«
»Gut. Schuhe aus.«
»Und meine Hose.«
»Leg's nicht darauf an, Claire.«
***
Claire wachte schlaftrunken und vollkommen friedlich auf. Es dauerte einen Moment, bis ihr bewusst wurde, dass die himmlische Wärme an ihrem Rücken von einem anderen Menschen kam, der da mit ihr im Bett lag.
Von Shane.
Sie hörte auf zu atmen. War er wach? Nein, das glaubte sie nicht; sie konnte seine langsamen, gleichmäßigen
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