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Ball der Versuchung

Ball der Versuchung

Titel: Ball der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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»Unheimlich? Ich denke schon. Sie versuchen, es nett zu machen, aber ich kann nicht vergessen, in wessen Mund das Blut dann endet.«
    Eine Welle der Übelkeit überkam sie und sie hörte auf, ihre Orange zu schälen. Der schwere, fleischige Geruch war plötzlich überwältigend. Stattdessen trank sie etwas Wasser, das kühl und schwer durch ihre Kehle floss.
    »Aber sie verwenden es auch für die Krankenhäuser«, sagte sie. »Für Unfallopfer und so weiter.«
    »Klar. Das Wiederverwerten von Resten.« Shane stopfte sich einen weiteren Keks in den Mund. »Ich hasse diesen Mist. Ich habe geschworen, das nie zu machen, aber jetzt bin ich trotzdem hier. Sag mir doch noch mal, warum ich in dieser Stadt bleibe.«
    »Weil sie dich jagen werden, wenn du fortgehst?«
    »Guter Grund.« Er klopfte sich Krümel von den Fingern. Sie schälte den Rest ihrer Orange, brach einen Schnitz ab und aß ihn mit methodischer Bestimmtheit - nicht weil sie hungrig war, das war sie ganz und gar nicht, sondern weil sie merkte, dass sie noch immer zittrig war. Sie aß drei weitere Schnitze und reichte den Rest dann Shane.
    »Moment mal«, sagte sie. Er wollte gerade in die Orange beißen und hielt inne. »Du hast das noch nie zuvor gemacht, oder? Ich meine, ihr habt die Stadt verlassen, bevor du achtzehn warst, deshalb musstest du nicht. Und seit du wieder hier bist, hast du dich immer davor gedrückt. Stimmt's?«
    »Verdammt richtig.« Er aß die Orange auf und trank den Rest seiner Cola.
    »Du hast das Blutmobil also noch nie von innen gesehen.«
    »Das habe ich auch nicht gesagt.« Shane machte wieder dieses finstere Gesicht. »Ich bin einmal mit meiner Mutter dorthin gegangen ich musste nicht spenden, aber sie wollte, dass ich mich schon mal an den Gedanken gewöhne. Ich war fünfzehn. Sie haben diesen Typen hineingezerrt - er war verrückt, total bekloppt. Sie schnallten ihn fest und fingen an, ihm Blut abzuzapfen. Wir übrigen wurden hinausgedrängt und er blieb allein zurück. Ich habe es gesehen. Sie sind mit ihm weggefahren. Niemand hat ihn je wiedergesehen.«
    Claire trank noch mehr Wasser. Sie fühlte sich schwach, aber sie wollte hier raus. Das gemütliche Zimmer kam ihr wie eine Falle vor, wie eine fensterlose Schachtel ohne Luft. Sie warf den Rest ihres Wassers und die Orangenschale in den Mülleimer. Shane stürzte die Cola hinunter und ergriff ihre Hand.
    »Will Eve im Krankenhaus bleiben?«, fragte sie.
    »Nicht die ganze Nacht. Es ist ziemlich unbehaglich; ihr Dad ist nüchtern und möchte alles wiedergutmachen.« Um Shanes Mund zuckte es. Offensichtlich hielt er nicht viel davon. »Ihre Mutter sitzt einfach nur da und heult. Sie war eigentlich schon so etwas wie eine Tüte voll nasser Taschentücher.«
    »Du magst sie wohl nicht besonders.«
    »Das würdest du auch nicht.«
    »Irgendeine Spur von Jason?«
    Shane schüttelte den Kopf. »Falls er aufkreuzt, um seine familiären Pflichten zu erfüllen, wird er wahrscheinlich nachts herumschleichen. Wenn ich so drüber nachdenke, würde ihm das ähnlich sehen. Jedenfalls sagte Michael, er würde Eve nach Hause bringen. Wahrscheinlich sind sie schon da.«
    »Das hoffe ich. Hat Michael gesagt, wo er war? Du weißt schon, davor.«
    »Als er verschwunden war? Es ging irgendwie um diesen verdammten Ball«, sagte Shane.
    Ich sollte ihn auf die Einladung ansprechen . Sie hätte es fast getan - sie hatte schon den Mund geöffnet -, aber dann erinnerte sie sich daran, wie Shane am Abend zuvor ausgesehen hatte, wie sehr Ysandre ihn erschüttert hatte.
    So wollte sie ihn nie wieder erleben.
    Vielleicht sollte sie es einfach auf sich beruhen lassen. Er würde schon darüber sprechen, wenn ihm danach war.
    Es gab zwei Türen - auf der einen stand AUSGANG, auf der anderen stand nichts. Shane ging an der nicht gekennzeichneten Tür vorbei, zögerte und machte einen Schritt zurück.
    »Was?«, fragte Claire. Shane griff nach der Türklinke und schob die Tür auf.
    »Nur so ein Gefühl«, sagte er. »Psst.«
    Auf der anderen Seite befand sich ebenfalls ein Wartebereich und Leute standen Schlange. Dieser Teil des Spendenzentrums war dunkler, es gab weniger Oberlichter. Drei Leute standen vor einer langen weißen Theke, die aussah wie in einer Apotheke, und dahinter stand eine hochgewachsene Frau in einem Laborkittel. Sie lächelte nicht und strahlte in etwa die Wärme einer Flasche flüssigen Stickstoffs aus.
    »Oh, Shit«, schnaufte Shane und fast im selben Augenblick erkannte Claire, dass der

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