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Ball der Versuchung

Ball der Versuchung

Titel: Ball der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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ihm in die Augen. Er war zornig und hatte Angst, aber da war noch etwas anderes, etwas, das sie nicht begreifen konnte.
    »Stimmt was nicht?«
    »Leute steigen in dieses verdammte Ding ein und kommen nicht wieder heraus«, sagte er rundheraus. »Das mache ich nicht. Sie schnallen dich fest, Claire. Sie schnallen dich fest und niemand sieht hinein.«
    Ihr wurde ein wenig übel, als sie sich diese Szene ausmalte. Richard Morrells Gesicht war bewusst ausdruckslos. »Sir?«
    Er legte keinen großen Wert darauf, gefragt zu werden, bemerkte sie. »Ich kann dazu keine Meinung abgeben, aber er muss es so oder so tun.«
    »Und wenn Sie uns beide stattdessen zum Spendenzentrum bringen?«
    Richard dachte einige Sekunden darüber nach, dann nickte er. Er löste das Funkgerät wieder von seiner Schulter, murmelte ruhig ein paar Worte und der Motor des Blutmobils startete mit einem sanften Brummen.
    Wie ein Hai auf der Suche nach Beute glitt es davon. Alle schauten ihm nach.
    »Mist, ich hasse dieses Ding«, sagte Shane. Seine Stimme zitterte ein wenig.
    »Ich auch«, sagte Richard zu Claires Überraschung. »Steigt jetzt ins Auto.«

6
     
    Das Spendenzentrum hatte noch auf, obwohl es bereits dunkel wurde. Als Richard seinen Polizeiwagen an die Seite fuhr, kamen zwei Leute heraus, die Claire flüchtig kannte. Sie winkten sich gegenseitig zu und gingen in verschiedene Richtungen davon. »Kommen alle hierher?«, fragte sie.
    »Jeder, nicht das Blutmobil benutzt«, antwortete Richard.
    »Jeder Mensch, der unter Schutz steht, muss pro Jahr eine bestimmte Anzahl von Litern spenden. Die Spenden gehen zuerst an den Schutzpatron. Der Rest geht an diejenigen, die es brauchen. Vampire, die niemanden haben, der für sie spendet.«
    »Wie Michael«, sagte Claire.
    »Ja, er ist unser neuestes Hilfsprojekt.« Richard stieg aus und öffnete die hintere Tür für sie und Shane. Sie schlüpfte hinaus. Shane folgte ihr nach einer Pause, die so lang war, dass sie unruhig wurde. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und starrte das leuchtende rote Kreuz über der Tür an. Das Spendenzentrum sah nicht unbedingt einladend aus, aber es war weit weniger Furcht einflößend als das Blutmobil. Zum einen gab es helle Fenster, die eine klare Sicht auf einen großen, sauberen Raum boten. An der Wand hingen gerahmte Poster, die die Vorzüge des Blutspendens auflisteten. Poster von der Art, wie man sie in jeder Stadt fand, dachte Claire.
    »Geht irgendetwas davon an andere Menschen?«, fragte sie, als Richard für Shane die Tür aufhielt. Er zuckte die Achseln.
    »Frag deinen Freund«, sagte er. »Sie haben ihm ein paar Dosen davon verpasst, nachdem Jason auf ihn eingestochen hatte, soweit ich mich erinnern kann. Natürlich werden sie auch für Menschen verwendet. Das ist schließlich auch unsere Stadt.«
    »Wenn du das wirklich glaubst, dann träumst du«, sagte Shane und trat ein. Als Claire ihm folgte, fühlte sie, wie sich die Atmosphäre änderte - das lag nicht nur an der Luft, die kühl und trocken war, sondern auch an etwas anderem. Ein Gefühl der Verzweiflung machte sich breit. Es erinnerte sie an die Stimmung in Krankenhauswartezimmern - steril, unpersönlich, durchdrungen von großen und kleinen Ängsten. Aber hier war es sauber, gut beleuchtet und es gab bequeme Sessel.
    Nichts, wovor man sich fürchten müsste. Nicht einmal vor der mütterlich aussehenden älteren Dame, die hinter dem Holztisch am Eingang saß und ihnen allen das gleiche strahlende und einladende Lächeln schenkte.
    »Schön, Sie zu sehen, Officer Morrell!«
    Er nickte ihr zu. »Rose. Ich habe hier einen pflichtvergessenen Bummler für Sie.«
    »Das sehe ich. Shane Collins, nicht wahr? Ach herrje, es tut mir so leid wegen deiner Mutter. Ihr wurdet einfach von zu vielen Tragödien heimgesucht.« Sie lächelte immer noch, aber gedämpfter. Respektvoller. »Kann ich dich heute für einen Liter notieren? Um ein wenig von deinem Rückstand aufzuholen?« Shane nickte. Sein Kiefer war angespannt, seine Augen waren schmal und glänzten. Er rang um Selbstbeherrschung, vermutete Claire. Sie schlang ihre Finger in seine, obwohl seine Hände noch immer in Handschellen auf seinem Rücken fixiert waren.
    »Du erinnerst dich an mich, oder?«, fuhr Rose fort. »Ich kannte deine Mutter. Wir haben immer zusammen Bridge gespielt.«
    »Ich erinnere mich«, würgte Shane hervor. Mehr nicht. Richard zog die Augenbrauen hoch, Roses Blick spiegelte sich in seinem wider. Dann führte er Shane am

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