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Ball der Versuchung

Ball der Versuchung

Titel: Ball der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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darüber hinweg an. »Ich sagte, Hirngewebe.«
    »Wessen Hirngewebe?«
    Er schaute sich mit hochgezogenen Augenbrauen in der Zelle um. »Ich habe nicht viele Freiwillige in meiner Reichweite, weißt du?«
    Claire kam ein schrecklicher Gedanke. Sie brachte es nicht über sich, ihn auszusprechen.
    Myrnin warf ihr ein fieses Lächeln zu.
    »Wir testen das Serum, oder nicht? Und bisher bin ich das einzige Versuchsobjekt?«
    »Das ist Hirngewebe . Wie konnten Sie...« Claire machte schnell wieder den Mund zu. »Schon gut. Ich glaube, ich will es gar nicht wissen.«
    »Ehrlich gesagt halte ich das auch für das Beste. Bitte, nimm es.« Er zeigte kurz seine Zähne, als er sehr beunruhigend grinste. »Ich gewähre dir hiermit Einblick in meine Gedanken.«
    »Ich wünschte, sie hätten das nicht gesagt.« Sie schauderte, wagte sich aber nah genug an die Gitterstäbe heran, um den Behälter zu angeln. Ja, das sah grau aus.... Und biologisch. Sie überprüfte, ob der Deckel richtig saß, und steckte ihn in ihren Rucksack. »Warum glauben Sie, dass Sie auf dem Weg der Besserung sind?«
    Myrnin nahm ein halbes Dutzend dicke Bücher und streckte sie ihr hin. »Die habe ich in den letzten anderthalb Tagen gelesen«, sagte er. »Jedes Wort. Ich kann jede beliebige Frage zu ihrem Inhalt beantworten.«
    »Kein guter Test. Sie kannten die Bücher schon.«
    Er schien überrascht. »Ja, das stimmt. Na schön. Was würdest du vorschlagen, um mich zu prüfen?«
    »Lesen Sie etwas davon«, sagte sie und reichte ihm einen Roman aus ihrem Rucksack. Er warf einen Blick auf den Namen des Autors und den Titel, blätterte zu Seite eins und fing an zu lesen. Sie beobachtete, wie seine Augen rasch hin und her zuckten - schneller als die meisten Menschen Worte auf einer Seite begreifen würden. Er war konzentriert und schien ehrlich interessiert zu sein.
    »Stopp«, sagte sie nach fünf Minuten. Myrnin klappte gehorsam das Buch zu und gab es ihr zurück. »Erzählen Sie mir, was Sie gelesen haben.«
    »Sehr clever von dir, einen Roman über Vampire auszuwählen«, sagte Myrnin. »Obwohl ich es ein wenig lächerlich finde, dass sie Spiegel meiden. Die wichtigsten Charaktere scheinen interessant zu sein. Ich glaube, ich möchte es zu Ende lesen.« Er fuhr fort, indem er ausführlich die Beschreibungen und das Leben der Buchcharaktere wiedergab, die auf den ersten fünfzig Seiten beschrieben waren... und die Handlung. Claire blinzelte und überprüfte die Fakten.
    Alles war richtig.
    »Siehst du?« Myrnin nahm seine Brille ab und verstaute sie in einer Tasche der violetten Satinweste, die er über einem weißen Herrenhemd trug. »Es geht mir besser, Claire. Wirklich.«
    »Na ja, wir sollten trotzdem erst mal abwarten, um zu sehen...«
    »Nein, das glaube ich nicht.« Geschmeidig und kräftig stand er auf und trat auf die Gitterstäbe zu.
    Er griff nach ihnen und zog daran, und das Schloss - das Schloss, das den stärksten, verrücktesten Vampir in Zaum halten sollte - knackte laut. Er rollte das Gitter in seiner Schiene beiseite und stand lächelnd in der offenen Tür.
    »Sind die für mich?« Er nickte zu den Blutpackungen hin, die oben auf ihrem Rucksack lagen. Sie merkte, dass sie das Buch so fest umklammerte, dass ihre Fingerknöchel ganz weiß wurden und dass sie kaum atmete. Ich hoffe, er hat nicht den Teil seines Gehirns entfernt, der ihn davon abhält, mich anzugreifen...
    »Ja«, brachte sie heraus. Sie hatte eigentlich vorgehabt, ihm das Blut zuzuwerfen, aber das erschien ihr jetzt irgendwie nicht mehr richtig. Sie nahm die oberste Packung und reichte sie ihm.
    Myrnin ging langsam zu ihr hinüber – absichtlich langsam, damit sie sich an die Idee gewöhnte - und nahm ihr die Plastikpackung aus der Hand, ohne ihre Haut auch nur im Geringsten zu berühren. Er wandte sich sogar ab, um hineinzubeißen. Obwohl sie sich bei dem saugenden Geräusch, das er von sich gab, unwohl fühlte und ihr ein wenig übel wurde, war kein Tropfen Blut auf ihm oder auf der Plastikpackung zu sehen, als er sich wieder umdrehte.
    Claire hielt ihm die zweite hin. Er schüttelte den Kopf. »Kein Grund, mich so vollzustopfen«, sagte er. »Eine reicht erst mal.« Was auch merkwürdig war, denn Myrnin war für gewöhnlich - wie konnte sie es formulieren, ohne dass ihr erneut übel wurde? - ein herzhafter Esser.
    »Ich stelle sie zurück«, sagte sie, aber bevor sie sich rühren konnte, hatte Myrnin sie ihr aus der Hand genommen. Sie hatte dieses Mal überhaupt nicht

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