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Ball der Versuchung

Ball der Versuchung

Titel: Ball der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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Tasse wieder hin.
    »Ich werde ein Auge auf deine Freunde und deine Eltern haben«, sagte er. »So gut ich kann. Das weißt du, oder?«
    »Sie sind sehr nett«, sagte Claire. Sie war selbst überrascht, dass sie das laut ausgesprochen hatte, aber sie meinte es so. »Das sind sie wirklich, wissen Sie?«
    Richard lächelte sie an, und obwohl sie dank Shane und Michael halbwegs immun dagegen geworden war, wenn heiße Typen sie anlächelten, sagte ein Teil von ihr noch immer oooooh.
    »Ich heuere dich als meine Presseagentin an«, sagte Richard. »Schließ ab und bleib im Haus, okay?«
    Sie brachte ihn zur Tür und legte pflichtbewusst alle Riegel vor, das er stehen geblieben war und darauf wartete, dass sie das tat. Er winkte, stieg wieder in seinen Streifenwagen ein und fuhr leise aus der Einfahrt und auf die Straße.
    Die, wie Claire feststellte, gespenstisch und verlassen dalag. Normalerweise war Morganville am Nachmittag geschäftig, aber obwohl die beste Zeit war, um draußen herumzulaufen, konnte sie keine Menschenseele entdecken. Niemand war zu Fuß oder mit dem Auto unterwegs, niemand jätete Unkraut. Selbst der Nachbar hatte seinen Rasenmäher ausgeschaltet und weggeschlossen.
    Es war, als würden alle... Bescheid wissen.
    Claire fuhr ihren Laptop hoch und checkte ihre E-Mails, oder eigentlich eher ihre Spam-E-Mails. Heute konnten sie selbst unmoralische Angebote von traurigen russischen Mädchen oder der Versuch nigerianischer Geschäftsleute, Millionen steuerfreie Dollar loszuwerden, nicht zum Lachen bringen. Auch nicht das beliebige Surfen auf der Google-Funktion Auf gut Glück! Sie musste noch stundenlang die Zeit totschlagen und ihr ganzer Körper schmerzte vor Anstrengung.
    Du könntest Myrnin besuchen. Myrnin geht auch nicht hin.
    Oh, die Versuchung war viel zu groß. Myrnin war Arbeit. Und Arbeit war eine großartige Ablenkung.
    Richard hat gesagt, ich soll mich einschließen. Ja, aber er hat nicht gesagt, wo, oder? Myrnins Labor war ziemlich sicher. Ebenso das Gefängnis, in dem Myrnin eingeschlossen war. Und wenigstens hätte sie dann Gesellschaft.
    »Nein«, sagte Claire. »Das kann ich nicht machen. Zu gefährlich.«
    Aber draußen war es noch immer hell. Also, nicht annähernd so gefährlich, wie es sein könnte.
    Die vernünftige Seite an ihr schlug entrüstet die Hände über dem Kopf zusammen. Wie auch immer . Mach schon, lass dich umbringen. Mir doch egal.
    Claire schnappte sich ein paar Sachen und stopfte sie in ihren Rucksack - Lehrbücher natürlich, aber auch ein paar Romane, die sie Myrnin schon immer mal bringen wollte, da er immer an neuem Lesestoff interessiert war.
    Und ein Brotmesser. Irgendwie erschien es ihr weise, es ebenfalls einzupacken. Sie legte es in ihr Geschichtsbuch, als das gefährlichste Lesezeichen der Welt.
    Nach einem letzten Kontrollgang durch das Haus ging sie los.
    Ich hoffe, ich komme wieder zurück, dachte sie. Als sie das Gartentor schloss, wandte sie sich noch einmal zum Haus um. Ich hoffe, wir kommen alle zurück.
    Es kam ihr so vor, als wünschte das Haus sich das auch.
    ***
    Bis zu Myrnins Labor war es ein langer Fußweg, aber sie war nicht in Gefahr, außer vielleicht, vor Angst zu sterben. Sie sah ein oder zwei Autos, aber darin saßen ängstliche, besorgte Menschen, die einen sicheren Hafen ansteuerten - Arbeit, Zuhause, Schule. Sonst war niemand draußen. Keiner war zu Fuß unterwegs.
    Claire folgte den gewundenen Straßen Morganvilles in ein heruntergekommenes älteres Viertel. Am Ende der Straße stand ein Duplikat des Glass House - das Day House, in dem eine liebenswürdige alte Dame namens Katherine Day wohnte. Heute war ihr abgenutzter Schaukelstuhl leer und wippte im Wind. Irgendwie hatte Claire gehofft, dass Gramma Day oder ihre etwas grimmigere Enkelin dort herumhängen; sie hätten sie auf ein Glas Limonade auf die Veranda eingeladen und versucht, ihr das, was sie vorhatte, auszureden. Aber wenn sie überhaupt zu Hause waren, dann waren sie drinnen und hatten die Vorhänge zugezogen.
    Wie jeder andere in der Stadt auch.
    Claire ging in die dunkle Gasse neben dem Day House. Sie war mit hohen Zäunen gesäumt, und je weiter man hineinging, desto enger wurde sie. Das erste Mal war sie hier aus Versehen hergekommen, seitdem immer absichtlich. Aber immer wieder war sie darüber erstaunt, was für ein Furcht einflößender Ort es war, selbst am helllichten Tag.
    Gramma Day hatte von Myrnin gewusst. Sie hatte ihn Falltürspinne genannt.
    Gramma Day

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