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Ball der Versuchung

Ball der Versuchung

Titel: Ball der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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gesehen, dass er sich bewegt hatte.
    »Ich mache das.« Schaudernd lauschte sie und beobachtete ihn, aber er war bereits im Schatten verschwunden. Sie hörte das Knarren der riesigen Kühlschranktür, als sie geöffnet und wieder geschlossen wurde, und dann kam er plötzlich wieder langsam aus der Dunkelheit geschlendert. Er hatte die Arme über der Brust gekreuzt und lehnte sich ihr gegenüber an die Wand.
    »Also?«, fragte er. »Komme ich dir verrückt vor?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Du würdest es mir nicht sagen, selbst wenn ich es wäre, nicht wahr, Claire?«
    »Wahrscheinlich nicht. Sie könnten böse werden.«
    »Ich könnte auch böse werden, wenn du mich anlügst«, sagte Myrnin. »Aber das werde ich nicht. Ich bin momentan überhaupt nicht böse. Oder hungrig. Nicht einmal besorgt, und das war ich in den letzten Jahren eigentlich immer. Die Medizin, die du mir gegeben hast, Claire, ich glaube, sie schlägt an. Ist dir klar, was das bedeutet?« Er zuckte wie der Blitz durch den Raum, und als sie ihn wieder deutlich vor sich sehen konnte, kniete er neben ihrem Stuhl und legte ihr eine bleiche Hand aufs Knie. »Das heißt, meine Leute können gerettet werden. Jeder von ihnen.«
    »Was ist mit meinen Leuten?«, fragte Claire. »Wenn es Ihren Leuten gut geht, was wird mit meinen geschehen?«
    Myrnins Miene wurde geflissentlich unbewegt und ausdruckslos. »Das Schicksal von Menschen fällt eigentlich nicht in meinen Zuständigkeitsbereich«, sagte er. »Amelie hat hart daran gearbeitet, dass Morganville ein Ort des Gleichgewichts ist, ein Ort, in dem unsere beiden Arten relativ harmonisch zusammenleben können. Ich bezweifle, dass sie das alles nur aufgrund der Ergebnisse eines Experiments ändern würde.«
    Er konnte bezweifeln, was er wollte, Claire kannte Amelie besser. Sie würde zuerst tun, was für die Ihren am besten ist, danach erst kämen die Menschen. Claire war sich dessen nicht ganz sicher, aber sie hatte den Verdacht, dass Morganville das Experiment war - und ein Experiment wäre dann beendet, wenn das Ergebnis erreicht war.
    Wenn dies nun das Ergebnis war - was geschah dann mit den Laborratten ?
    Myrnins Augen glühten jetzt vor Aufrichtigkeit. »Ich bin kein Monster, Claire. Ich würde nicht zulassen, dass du verletzt wirst. Du hast uns einen großen Dienst erwiesen, man wird sich um dich kümmern.«
    »Was ist mit den anderen Menschen?«, fragte sie.
    »Welche Menschen? Ah, deine Freunde, deine Familie. Ja, natürlich werden sie auch geschützt, was immer passiert.«
    Nein Myrnin, ich meine alle anderen! Den Typen, der die Hamburger bei Burger King macht! Die Dame, die den Secondhandladen hat! Jeden!«
    Er blinzelte und war eindeutig vor den Kopf gestoßen. »Wir können uns nicht um jeden kümmern, Claire. Das liegt nicht in unserer Natur. Wir können uns nur um die kümmern, die wir kennen, oder die, mit denen wir verbunden sind. Ich schätze deinen Altruismus, aber... „
    »Erzählen Sie mir nichts von unserer Natur! Wir sind nicht gleich!«
    »Nicht?« Myrnin tätschelte ihr sanft das Knie. »Ich bin Wissenschaftler. Du auch. Ich habe Freunde, Leute, um die ich mich kümmere und die ich liebe. Du auch. Wo ist der Unterschied?«
    »Ich sauge mein Abendessen nicht aus einer Plastikpackung!« Myrnin lachte. Keine Spur von seinen Vampirzähnen. »Oh Claire, findest du es weniger eklig, wenn man geschlachtete und verstümmelte Tiere isst? Wir alle essen. Wir alle genießen die Gesellschaft anderer. Wir alle... „
    »Ich pople kein Hirngewebe aus dem Schädel! Oh, und ich töte nicht«, sagte sie. »Sie schon. Und es macht Ihnen überhaupt nichts aus.«
    Er lehnte sich ein wenig nach hinten und schaute ihr ins Gesicht. Das aufrichtige Glühen in seinen Augen bekam eine schärfere Note. »Ich denke, du weißt genau, dass es mir etwas ausmacht«, sagte er. »Sonst würde ich mir das nicht gefallen lassen von...«
    »Von einer Dienerin? Denn das bin ich doch, oder? Oder noch schlimmer – einer Sklavin? Einer Leibeigenen?«
    »Du bist aufgeregt.«
    »Ja! Natürlich bin ich... natürlich bin ich aufgeregt.« Sie rang um Selbstbeherrschung, aber sie schaffte es nicht; ihr Kummer kochte einfach hoch, wie Dampf, der unter Druck gesetzt wird. »Ich sitze hier und diskutiere die Zukunft der Menschheit und meine Freunde und meine Familie gehen zu dieser Party und ich kann sie nicht beschützen... „
    »Still, Kind«, sagte er. »Das Fest. Es ist heute, oder?«
    »Ich weiß nicht einmal, was genau es

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