Ball der Versuchung
»Bringen sie euch denn gar nichts bei in euren Schulen?«
»Nicht darüber .«
»Ein Jammer. Ich nehme an, das kommt davon, wenn der größte Teil der Bildung durch Google vermittelt wird.« Er befestigte ihr etwas am Kopf. »Ihre Maske, Madam.« Es war eine einfache Dominomaske, aber sie hatte dasselbe rot-schwarze Muster wie ihr Kostüm. »Kannst du Rad schlagen? Rückwärtssalto?«
Sie warf ihm einen verzweifelten Blick zu. »Ich bin ein Wissenschafts-Freak , kein Cheerleader.«
»Auch ein Jammer.« Er setzte eine Maske auf, die einfach nur schwarz war. Er hatte sein Gesicht so angemalt, dass es zu ihrem passte - schneeweiß, mit riesigen roten Lippen. Es war unheimlich. »Gut, also, wir haben Kostüme. Nun brauchen wir nur noch etwas, das wir zu unseren Gunsten einsetzen können, falls alles schiefgeht. Was bestimmt der Fall sein wird, so wie Ich Bishop kenne.«
Sie befanden sich auf dem Dachboden des Glass House und waren umgeben von... Krempel, der so aussah, als hätte er sich über Jahrhunderte hier angesammelt. Claire war noch nie hier oben gewesen; tatsächlich hatte sie gar nicht gewusst, dass es überhaupt einen Zugang gab. Myrnin hatte sie zu dem geheimen viktorianischen Zimmer gebracht, auf einige Knöpfe an der Wand gedrückt und eine weitere geheime Tür aufspringen lassen, die zu einem engen, staubigen Flur führte und sich zu einem riesigen, finsteren Speicherraum hin öffnete. Die Kostüme hatte Myrnin in einer Truhe gefunden, die so alt aussah, als wäre sie schon im Amerikanischen Bürgerkrieg herumgeschleppt worden. Der Frisiertisch, vor dem Claire nun saß, war vermutlich noch älter. Selbst der Staub , der darauf lag, sah älter aus.
Myrnin schlenderte durch Stapel aus Kisten, Koffern und ausrangierten Schätzen und es hörte sich so an, als murmelte er in einer fremden Sprache vor sich hin. Er begann herumzukramen. Claire starrte sich weiterhin im Spiegel an. Durch das Make-up und das Kostüm sah sie fremdartig und cool aus, aber ihre Augen waren noch immer Claires Augen und man sah die Angst in ihnen.
Ich kann nicht glauben, dass wir das tun, dachte sie.
Myrnin tauchte wie ein schrecklicher, lebensgroßer Springteufel vor ihr auf; in der Hand hielt er einen Koffer, der ungefähr so groß war wie Rhode Island. Er ließ ihn auf den Holzboden fallen, wo er mit einem schauderhaft dumpfen Geräusch aufschlug.
»Ta-da!« Er klappte ihn auf und warf sich in eine heroische Pose.
Im Koffer befanden sich Waffen. Viele Waffen. Armbrüste. Messer. Schwerter. Kreuze, von denen manche grobe, spitze Enden hatten.
Myrnin wühlte in dem Chaos herum und zog eine schmutzig aussehende Flasche heraus, in der früher - so um das Mittelalter herum - vermutlich Parfüm gewesen war. »Weihwasser«, sagte er. » Echtes Weihwasser, das vom Papst selbst geweiht wurde. Sehr selten.«
»Was ist das? Woher kommen all die Sachen?«
»Von Leuten, die sie ohne Erfolg einsetzten«, sagte er. »Die Phiolen mit brennbarer Flüssigkeit, die grünen, würde ich nicht empfehlen. Sie funktionieren zwar, aber sie können die eigenen Verbündeten ebenso töten wie die Feinde. Weihwasser schmerzt, aber es tötet nicht. Mir wäre es lieber, wenn du nicht mit tödlichen Waffen ausgerüstet wärst.«
»Warum?«
»Selbst wenn wir gewinnen, wird Amelie gezwungen sein, jeden Menschen, der einen Vampir getötet hat, anzuklagen. Du weißt ja, wie das ausgeht.« Claire wusste es und sie schauderte. Shane wäre fast für einen Mord getötet worden, den er gar nicht begangen hatte. »Wenn also getötet werden muss, dann lass das mich oder einen anderen Vampir erledigen. Wir sind in jedem Fall besser dafür geeignet.« Er legte sich ein Stück Stoff um die Hand und hob ein mittelgroßes, verziertes Kreuz mit spitzen Enden auf, das er ihr behutsam reichte. »Nur zur Selbstverteidigung. Und für mich... „
Myrnin nahm ein fies aussehendes, scharfes Messer, beäugte kritisch die Klinge und ließ es zurück in die Scheide gleiten. Dann steckte er es an der Seite unter seiner Tunika fest.
Er klappte den Deckel des Koffers zu.
»Ist das alles?«, fragte Claire überrascht. Da war ein ganzes Arsenal, das geradezu auf ihn wartete.
»Das ist alles, was ich brauche. Zeit zu gehen«, sagte er. »Das heißt, wenn du dir sicher bist, dass du das tun willst.«
»Ich bin sicher.« Claire schaute an sich hinunter, auf ihr enges Kostüm. »Ähm … wo sind meine Taschen?«
11
Das Glass House gehörte zu einem Netz, das Claire insgeheim
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