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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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nahm, dass die Reifen quietschten und Plotek sich festhalten musste. »Das kann ich mir bei dir gar nicht so richtig vorstellen.« Sie lachte. Es war ein schönes Lachen, das für einen kurzen Moment ihre schneeweißen Zähne preisgab.
    Wie meint sie das, fragte sich Plotek und wurde ein wenig rot.
    »Ich meine, Fußball ist doch eher ein Sport für, na ja, einfach gestrickte Gemüter«, sie lachte wieder, »für grobschlächtige Menschen, Proleten eben, oder nicht?«
    Unschlüssiges Nicken von Plotek.
    »Du siehst aber eher wie ein feingeistiger Mensch aus, ein Intellektueller, ein Künstler eben. Der mehr mit dem Kopf arbeitet als mit den Beinen.«
    Na ja, ein Fußballer arbeitet auch manchmal mit dem Kopf, beim Kopfball zum Beispiel, wollte Plotek widersprechen. Er war aber von dem Kompliment so beeindruckt und gerührt, dass er kein Wort herausbrachte. Am meisten aber war er von Maike selbst fasziniert. Irgendwie streifte ihn jetzt die Vergangenheit und er fühlte sich für einen Moment wie vor zwanzig Jahren. Mit beiden Händen hielt er sich am Armaturenbrett fest. Damals war es kein gelber Beetle, sondern ein roter Käfer gewesen. Er saß am Steuer und Maike hieß Inge. Und beide waren auf der Falkenbergschule in München. Zweites Jahr. Zusammen waren sie in die Ferien nach Italien gefahren. Auf Ploteks Schenkel lag die ganze Reise über Inges Hand und manchmal lag auch ihr Kopf an seiner Schulter, sodass Plotek sich kaum auf den Verkehr konzentrieren konnte. Mit seinen Gedanken war er zwischen ihren Schenkeln. Folge: Die entgegenkommenden Autos mussten natürlich ziemlich oft hupen, die Fahrer zeigten den Vogel, den Stinkefinger und alles. Fiel der Inge natürlich auch irgendwann mal auf, dass Plotek nicht ganz bei der Sache war, sprich beim Fahren. Man hätte ja meinen können, sie nimmt einfach die Hand vom Schenkel. Aber vergiss es.
    »Fahr mal da rein«, sagte sie. Und so bog Plotek in der Nähe von Florenz rechts in einen Feldweg ab.
    »Halt an.« Er hielt an, und während nicht weit vom Feldweg entfernt die Autos vorbeirasten, lehnte Plotek an der Kühlerhaube vom Käfer und Inge lag auf ihm, respektive saß breitbeinig über ihm. Beide waren nackt – unten herum zumindest. Die Kühlerhaube war so heiß, dass Plotek, obwohl es gar nicht lange dauerte, danach am Arsch Verbrennungen ersten Grades hatte. Er konnte kaum mehr sitzen. Inge kicherte und Plotek konzentrierte sich ab jetzt auf den Verkehr. Als sie dann nach einer Woche in Italien wieder in München ankamen, waren sie kein Paar mehr. Aber egal. Die Fahrt nach Italien war auf jeden Fall großartig. Inge war mittlerweile manchmal im Fernsehen in Vorabendserien zu sehen, wo sie auf verhärmte, eifersüchtige Ehefrauen abonniert war, was überhaupt nicht mehr zu dem Ritt auf der Kühlerhaube passte.
    Bei der Erinnerung an diesen Trip bekam Plotek eine mittelprächtige Erektion. Das war ihm jetzt auch wieder nicht recht.
    Maike klopfte kollegial auf Ploteks Schenkel und sagte: »Ich glaube, wir werden uns gut verstehen«, und Plotek wurde wieder ein bisschen rot.
    »Wenny mag dich übrigens sehr«, fügte Maike hinzu.
    Komisch, dachte Plotek, das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Und irgendwie ist mir das auch ziemlich egal. Was habe ich mit Wennys Zuneigung zu tun, hätte er am liebsten gesagt. Zwanzig Jahre ist er ohne mich ausgekommen, da wird er auch die nächsten zwanzig ohne mich schaffen. Aber vergiss es. Er brachte es nicht übers Herz und auch nicht über die Lippen, seine Gedanken mitzuteilen.
    »Und irgendwie ist das auch kein Wunder. Ich glaube, dich muss man einfach mögen.«
    War das jetzt wieder ein verstecktes Kompliment oder reine Berechnung, hätte Plotek denken müssen. Aber angesichts dieses offenen Wesens und des freizügigen Lachens konnte er überhaupt nicht mehr denken. Wenn das Geschlecht sich erhebt, sinkt der Verstand in den allerniedrigsten Bereich und versteckt sich duckmäuserisch unter der Fußmatte. Der Intelligenzquotient passt sich der Körpertemperatur an und der Mann ist nur noch ein Hormon gesteuertes Bündel voller Zellhaufen und biochemischer Vorgänge. Keine Spur von Kant, von Aufklärung, nur noch Freud und ungehemmter Trieb.
    Plotek öffnete das Seitenfenster ein wenig, weil er bereits wieder schwitzte. Kleine Schweißrinnsale liefen wie auf der Flucht die Rippen entlang.
    »Aber psst!«, machte Maike jetzt und legte ihren Zeigefinger auf Ploteks Mund. »Das braucht Wenny nicht zu wissen.«
    Was, dachte

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