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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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sagte es nicht, es schwappte einfach aus ihm heraus, wie ein kleiner unbeabsichtigter Rülpser. Wobei er natürlich wusste, dass es nicht ganz stimmte. Er interessierte sich schon lange nicht mehr fürs Theater. Aber hier ging es nicht darum, was wahr ist und was nicht. Hier ging es um Sympathie, Anziehung und Zuneigung im Allgemeinen. Und im Besonderen um die Verschleppung eines alten Sackes durch ein junges Mädchen.
    »Was?«, sagte Maike etwas ungläubig und dann umso erfreuter: »Krass!«
    Nicken von Plotek.
    »Ich studiere an der Staatlichen Hochschule Schauspielerei«, fügte sie hinzu, sodass in Ploteks Fantasie auch der andere Träger herunterrutschte.
    »Krass«, hörte sich Plotek sagen und erschrak. Offenbar gingen jetzt auch sprachlich die Gäule mit ihm durch. »Ich war auch mal an der Schauspielschule.«
    »He, das ist ja Wahnsinn! Wo?«, sagte dieser sündhaft aussehende Mund euphorisch.
    »München, Falkenbergschule.«
    »Geil! Dann können wir ja mal zusammen ins Theater gehen.«
    »Klar!«
    »Krass!«
    »Krass!«

    Und schon saßen sie in Maikes VW Beetle. Auf der Armatur schüttelte eine Plastikblume den Kopf, als wäre ihr Plotek nicht geheuer, während Plotek sogleich anfing, den Müll, Zeitung, Zigarettenschachteln, Hamburger-Verpackungen,
    Coladosen und dergleichen auf dem Boden im Fußraum des Wagens neben seinen Füßen zu sortieren.
    »Lass mal«, sagte Maike, »du kannst ruhig drauftreten.«
    Denkste. Theoretisch schon, aber praktisch: keine Chance. Bei so einer Zwangsneurose geht es eben nicht um den Müll, sondern einzig und allein ums Sortieren.
    Als er schließlich alles fein säuberlich zur Seite geschoben hatte, fragte Maike fast schon ein wenig belustigt: »Können wir?«
    Nicken von Plotek und Starten des Wagens.
    »Wo fahren wir eigentlich hin?«, fragte Plotek, während er jetzt mit dem Sicherheitsgurt kämpfte und alles darauf hindeutete, dass er den Kampf verlieren würde.
    Maike beugte sich vom Fahrersitz herüber. Ihre Haare streiften sein Gesicht. Entschlossen half sie ihm beim Angurten, während Plotek die Plastikblume genauer betrachtete. Ihm fiel auf, dass sie genau fünf Blütenblätter hatte.
    »Wenny braucht dich«, antwortete sie und Plotek dachte, wenn diese Stimme das sagt, kann man daran gar keinen Zweifel haben.
    »Was hat er denn?«
    Maike wurde plötzlich ganz ruhig. Sie saß wie versteinert hinter dem Steuer und starrte sekundenlang zur Windschutzscheibe hinaus. Schließlich sah sie Plotek an. Tränen liefen über ihre Wangen. Schluchzend und kaum hörbar sagte sie: »Sie haben ihn zusammengeschlagen!«
    »Wer?«
    »Keine Ahnung.«
    Verzweifelt legte sie ihren Kopf auf Ploteks Schulter. Er nahm ihren Duft wahr und spürte eine kleine Erregung im Schoß, was ihm jetzt gar nicht so recht war.
    »Hilfst du ihm?«
    Nicken von Plotek. Und Kuss von Maike.
    »Danke!«
    Sie legte den ersten Gang ein und fuhr los, sodass die Blume auf dem Armaturenbrett anfing, heftig zu nicken.
    »Du kannst bei uns wohnen. Wir wohnen in einem Reihenhaus, wo auch Ivo, Benny, Jo und Ritschi gewohnt haben. Gar nicht weit von hier.«
    Wer ist Ritschi, dachte Plotek. Aber noch ehe er fragen konnte, fuhr Maike fort: »Es ist eine Art Wohngemeinschaft oder, vornehmer ausgedrückt, betreutes Wohnen für den Sportler-Nachwuchs. Wollte der Verein so, damit die jungen Kicker ihr Leben ganz auf die Karriere ausrichten. Damit alles unter Kontrolle ist. Jetzt sind die Sportler ausgezogen und ich wohne mit meinem Onkel allein dort.«
    Warum eigentlich nicht, dachte Plotek, froh über das Angebot. Endlich hatte er das Krankenhaus hinter sich lassen können. Das viele Liegen und die Krankenhausluft waren ihm nicht gerade gut bekommen. Immerhin hatten Schach und Wodka ein wenig Abwechslung im Tagesablauf geboten. Aber eine Schachpartie nach der anderen zu verlieren machte auf Dauer auch keinen Spaß. Man hätte ja meinen können, Piotr würde ihn einfach mal gewinnen lassen. Aber vergiss es, dafür war Piotr noch immer viel zu sehr Profi. Das imponierte Plotek natürlich auch wieder. Es gab kein Einsehen, kein Mitgefühl für den Schwächeren – eher das Gegenteil.
    »Strengen Sie sich gefälligst an, sonst verlieren Sie schon wieder«, hatte Piotr vor Beginn eines jeden Spiels zu ihm gesagt. Und Plotek hatte sich mächtig ins Zeug gelegt – vergeblich. Das war einfach eine andere Liga gewesen.
    »Ihr habt mal zusammen gespielt, hat Wenny erzählt«, sagte Maike nun, während sie die Kurven so rasant

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