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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Schwanz und so ein dicker Strahl, musste er neidisch anerkennen, während der Dicke erneut zustimmend nickte.
    »Und wie viele Atombomben haben die Amis über dem Bikini-Atoll gezündet?«
    »Vielleicht auch 23?«
    »Nicht nur vielleicht, ganz sicher!«
    »Und wie viele Menschen lässt AOL im Internet in seinen Chat-rooms höchstens auf einmal zu?«
    Jetzt reicht’s aber, dachte Plotek, der hat sie doch nicht mehr alle, der ist doch höchst paranoid. Als ob der Dicke Ploteks Gedanken erahnt hätte, sagte er: »Ich bin nicht krank, wenn Sie das meinen. Ich bin hier undercover – BKA, verstehen Sie?«
    Gut getarnt, dachte Plotek und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Das würde niemand vermuten, selbst wenn der Dicke es lauthals in die Welt hinausposaunen würde.
    »BKA, ist Ihnen ein Begriff, oder?«
    Ist undercover nicht eher BND als BKA, fragte sich Plotek. Wenn der beim BKA ist, dann bin ich dem Papst sein Sockenhalter.
    »B ist der zweite Buchstabe im Alphabet, K der elfte und A der erste«, sagte der Dicke jetzt wieder verschwörerisch.
    »Na?«
    »Zwei plus elf plus eins«, zählte der Dicke auf, »gibt?«
    »Vierzehn.«
    »Exakt.«
    »Und die Quersumme von vierzehn ist?«
    »Fünf.«
    Der Dicke verpasste Plotek einen sanften Klaps auf die Schulter, lächelte und zwinkerte ihm zu. Obwohl er inzwischen längst fertig war und das Krankenhaushemdchen wieder fallen gelassen hatte, schien er das Pissoir noch immer nicht verlassen zu wollen.
    Der ist kein BKA-Beamter, schoss es Plotek durch den Kopf. Der ist entweder verrückt oder ein ausgekochter Verschwörungstheoretiker. Vielleicht will er aber auch nur von seinen rosafarbenen Pantoffeln ablenken.
    Der Dicke blieb neben Plotek stehen und sah mitleidig auf Ploteks Schwanz hinunter, aus dem noch immer kein einziger Tropfen kam.
    »Geht nicht, was?«
    Trotz der Ablenkung blieb ihm also die Peinlichkeit nicht erspart.
    »Sie müssen an was Feuchtes denken«, sagte der Dicke, »an die Elbe, den Bodensee, Niagara – das hilft. Oder an ein Mineralwasser, an Apollinaris.«
    Apollinaris, war da nicht das Dreieck drauf, dachte Plotek, während der Dicke wieder seine Gedanken kreuzte.
    »Quatsch, das ist kein Dreieck, das ist eine Seite einer Pyramide.«
    »Sie meinen ...«
    Der Dicke nickte ein letztes Mal.
    Und tatsächlich. Kaum stand der Mann am Waschbecken und kaum dachte Plotek an was Feuchtes – zwar nicht an das Mineralwasser, sondern an die Sturmflut von Hamburg 1962 –, ging es. Und wollte gar nicht mehr aufhören. Und dabei purzelte ihm das Datum im Kopf herum, 1962, und Plotek fing an zu rechnen: 19 plus 62 gleich 81. 62 minus 19 gleich 43. 81 minus 43 gleich 38. 8 minus 3 gleich 5!
    »Man sieht sich«, rief der Dicke und schickte sich an, die Toilette zu verlassen. Aber vergiss es. Zwischen Tür und Angel rief er noch: »Wie lange braucht das Blut, um durch den menschlichen Körper zu zirkulieren?«
    Keine Ahnung, dachte Plotek. »23 Sekunden«, antwortete er.
    »Bravo!«, kam es zurück und dann fiel die Tür ins Schloss und Plotek atmete auf.

    Als Plotek fertig war und am Waschbecken stand, sah er am Spiegel ein kleines Dreieck und darunter den Namen des Herstellers. Gehörte der auch zu den Illuminaten? Keine Ahnung. Scheiß drauf, dachte Plotek und ging aus der Toilette. Weit allerdings kam er nicht. Der Grund: Er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, ob er das Licht im Klo ausgemacht hatte oder nicht? Eigentlich hätte es ihm ja egal sein können – aber denkste. Angestrengt zermarterte er sich schier sein Gehirn und ging zurück zur Toilette. Das Licht war aus. Also, wieder auf den Flur, vier, fünf Meter in Richtung Zimmer. Das gleiche Spiel erneut. Hatte er den Wasserhahn zugedreht oder nicht? Folge: zurück und Entwarnung. Jetzt aber ganz schnell ins Bett, dachte Plotek, bevor ihm der nächste Zweifel einen Strich durch die Rechnung machte. Aber nein. Als er in die Nähe des Schwesternzimmers kam, stoppte er wieder. Dieses Mal war es aber nicht seine pathologische Detailversessenheit, sondern die pure Neugier, die ihn stehen bleiben ließ. Die Tür war nur angelehnt. Drinnen waren Stimmen zu hören. Das war eindeutig Schwester Sieglinde. »Das geht nicht, wie stellst du dir das denn vor?«
    Dann war eine andere, männliche Stimme mit osteuropäischem Tonfall zu hören. »Nur für eine Nacht. Bitte.«
    »Piotr, ich kann dich nicht rauslassen, was sagen da die
    Ärzte. Wenn das rauskommt, bin ich meinen Job los. Willst du

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