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Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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um ihn dann in kleinen Stößen aus sich herauszupusten.
    »Willste auch mal?«
    Plotek schüttelte den Kopf und dachte, was war denn das Spektakuläre?
    Aber denkste. Wolle machte eine lange Pause. Wieder strich er über seinen strubbeligen Bart und rückte erst, nachdem er noch einmal an seiner Zigarette gezogen hatte, mit der Sprache heraus.
    »Der Plorre war verkleidet.«
    Wieder Pause.
    »Verkleidet?«, fragte Plotek und dachte, Fasching ist doch schon lange vorbei.
    »Als Tunte!«
    »Nein.«
    Wolle grinste und Plotek machte eine ungläubige Miene.
    »Na ja, stimmt nicht ganz«, räumte er ein und machte wieder eine lange Pause. Plotek dachte schon, da kommt nichts mehr. Falsch gedacht, es kam noch allerhand.
    »Er trug ein rosafarbenes Kleid«, sagte Wolle, »und darunter trug er nichts. Auf dem Kopf hatte er eine lange Blondhaarperücke und an den Füßen Stöckelschuhe.«
    Wieder grinste Wolle und Plotek machte eine noch ungläubigere Miene.
    »Ob ihm das Kostüm nach seinem Tod angezogen wurde oder ob er den Fummel schon vorher trug, scheint zumindest für die Presse noch unklar zu sein. Was ermittelt werden konnte, war, dass von Plorre ein nagelneues, 23 Zentimeter langes Sony-Richtmikrofon im Arsch stecken hatte.« Wolle machte eine kurze Pause. »Mit dem dicken Ende«, fügte er dann hinzu.
    Wolle grinste jetzt breit und Plotek schüttelte den Kopf. »Die Bullen fragen sich natürlich, wie es da hineingekommen ist«, fuhr Wolle fort. »Und wer es war. Der Mörder oder er selbst.«
    Wolle dachte lange nach, ebenso Plotek. Aber weder Wolle noch Plotek kamen zu einem Ergebnis.
    »Sein Tod gibt viele Rätsel auf.«, meinte Wolle schließlich. »Gemunkelt wurde über ihn ja schon allerlei, Genaues aber weiß man nicht.«
    Wenny vielleicht, überlegte Plotek und griff jetzt doch nach dem Joint. Er nahm einen Zug und musste wie immer husten. So wie Jo Hillebrands und Ivo Jovanovic’ Tod irgendwie zusammenhingen, so gab es bestimmt auch einen Zusammenhang zwischen dem toten Wenny und dem toten Rainer von Plorre. Piotr konnte es auf jeden Fall nicht gewesen sein, dachte Plotek, es sei denn, Tote mordeten inzwischen auch. Aber davon konnte selbst die ›Hamburger Morgenpost‹ noch nicht berichten.
    »Und Wenny«, wollte Wolle fortfahren, aber Plotek unterbrach ihn. »Danke, mir reicht’s!« Aber denkste. Wolle ließ sich seinen Triumph nicht nehmen und quasselte weiter.
    »Wenny wurde in ein Netz gehüllt im Stadion gefunden, genau auf dem Mittelpunkt«, sagte Wolle und hielt inne, als wollte er Ploteks Reaktion möglichst lange genießen. Aber denkste. Keine Reaktion, nichts. Das wusste Plotek ja alles schon. Er trank einen Schluck Weißbier und bestellte noch eines. Sein Blick fiel erneut auf die Zeitung, die vor ihm auf dem Tresen lag. Er blätterte ein wenig darin. Eine kleine Meldung auf der letzten Seite weckte sein Interesse. »Selbstmord im Belial« und »Warum brachte sich der freundliche Stammgast um?«. Auch Piotr hatte es also in dieses Boulevardblatt geschafft, dachte Plotek
    Plotek wusste die Antwort, behielt sie aber für sich. Im Großen und Ganzen war es ein Spiel, das, wenn es anders läuft, auch anders hätte ausgehen können. Genau. So oder so oder eben ganz anders.

    »Ich geh dann mal«, sagte Plotek und verließ schon ziemlich angetrunken den Zapfhahn .
    Irgendwie war er wohl in die falsche S-Bahn eingestiegen, denn er landete vor dem Krankenhaus, obwohl er da gar nicht hin wollte. Als er schon kehrtmachen wollte, sah er Schwester Sieglinde in schnittiger Motorradkluft auf dem Parkplatz neben einem Feuerstuhl stehen.
    »Na, wie geht’s?«, fragte sie und band sich die Haare zu einem Zopf zusammen.
    »Geht so. Schon Feierabend?«
    »Ja, wird auch langsam Zeit.«
    »Tschüss.«
    »Tschüss.«
    Sieglinde setzte sich ihren Helm auf und bestieg eine schwere Kawasaki. Sie kam aber nicht mehr dazu, zu starten und loszufahren, denn auf dem Dach des Krankenhauses stand ein dicker Mann und brüllte aus Leibeskräften: »Die Illuminaten kommen!«
    Das ist doch der Dicke mit den rosa Plüschpantoffeln, dachte Plotek grinsend. Das Grinsen verging ihm aber schnell. »O Mann, auch das noch«, sagte Sieglinde gar nicht erfreut, stieg wieder von der Kawasaki und nahm den Helm ab. Sie legte den Kopf in den Nacken, um zu antworten, kam aber nicht mehr dazu.
    In diesem Moment nämlich warf sich der Dicke in die Tiefe. Wie eine abgestürzte Friedenstaube flog er in seinem weißen, flatternden Krankenhemdchen

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