Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Balla Balla

Balla Balla

Titel: Balla Balla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
Vom Netzwerk:
sahen äußerst geschäftig aus, wirkten richtig ausgeschlafen zu so früher Stunde. Was man von Plotek und Maike nicht behaupten konnte. Plotek hatte schwarze, hässliche Ringe um die Augen und Maikes Gesicht war vom vielen Weinen ganz verschwollen.
    »Dürfen wir reinkommen?«, fragte der Assistent und ging, ohne eine Antwort abzuwarten, gleich ins Wohnzimmer. Der Hauptkommissar hinterher. Zuerst schnüffelten sie ein wenig herum, wie man das aus zweitklassigen Vorabendkriminalserien kennt.
    »Wo waren Sie heute Nacht zwischen zwölf und vier Uhr?«, fragte der Hauptkommissar, der sich auf der Sessellehne aufgestützt hatte, offenbar weil er lässig wirken wollte. Sein Assistent ließ Plotek derweil nicht aus den Augen.
    Maike dachte nicht lange nach. »Hier«, sagte sie eine Spur zu souverän.
    Der Kommissar schien zu schmunzeln.
    »Zeitweilig im Bett«, legte Maike nach, um die Zweifel zu zerstreuen, während Plotek sich über die Wortwahl wunderte.
    »Das kann jeder behaupten«, mischte sich der Assistent ein und stierte Plotek an, als ob der gleich einen Fluchtversuch hinlegen wollte.
    »Zeugen?«, setzte der Kommissar nach.
    Maike dachte ein wenig länger nach und auf die Gesichter der beiden legte sich ein Hauch von Genugtuung.
    »Muss ich das sagen?«
    »Wäre besser«, sagte der Kommissar und richtete sich auf, bereit, von den an seinem Gürtel hängenden Handschellen Gebrauch zu machen.
    Maike zeigte auf Plotek, der ziemlich rot wurde. Der Kommissar sah ihn erstaunt, dann auch ein bisschen neidisch an, als wollte er nicht so recht glauben, dass eine so überdurchschnittlich gut aussehende junge Frau mit so einem mies aussehenden älteren Herrn ins Bett ging.
    Plotek grinste, als wollte er sagen, tja, das Leben läuft eben manchmal anders ab, als sich das so ein verbeamtetes Hirn ausdenkt. Und im Übrigen hält die Welt doch noch ungeahnte Überraschungen bereit, die einen Kriminalen gerne überfordern. Dann nickte er und spürte, wie er eine mittel-prächtige Erektion bekam.
    Bevor die Kriminalbeamten enttäuscht abzogen, offenbarten sie noch den Grund ihres Besuches und den Verbleib von Wenny. Maike reagierte erstaunlicherweise ziemlich gefasst. Erst als die beiden Polizisten weg waren, weinte sie sich hemmungslos an Ploteks Schulter aus, sodass sein Hemd schließlich bis zur Brust hinunter durchnässt war. Irgendwann nahm Maike dann Ploteks Gesicht in beide Hände, küsste ihn lange auf den Mund. »Danke«, sagte sie.
    Ich mich auch, dachte Plotek und dann fiel ihm der tote Piotr und sein unglaubwürdiges Alibi ein, während er seinen Schwanz spürte, der wie verrückt am Hosenladen pochte.
    Maike hielt ihren schönen, roten Mund direkt an sein Ohrläppchen. »Tut mir leid, aber ich bin lesbisch«, hauchte sie vor Traurigkeit schniefend und gleichzeitig ein wenig kokett. Und dann strich sie mit ihren langen Fingern zärtlich über Ploteks Wange.
    Mir tut es auch leid, dachte Plotek und dabei hörte schlagartig das Pochen am Hosenladen wieder auf.
    »Aber ich dachte, du und Benny van der Tal, ihr seid ...«
    »Psst«, machte Maike und legte ihren Zeigefinger auf seinen Mund. »Lass uns ein bisschen schlafen.«
    Sie nahm ihn bei der Hand.
    »Ja.«

17

    Plotek stand in kurzen Hosen auf dem Rasen, sein Oberkörper war nackt und auf dem Rücken hatte er eine eingeritzte stark blutende 23. Piotr stand neben ihm, auch ohne Hemd und mit der Ziffer 5 auf dem Rücken. »Spiel ab, du Arsch«, rief Piotr. Wenny war im Tor. Und Gorbatschow im Sturm. »Wer zu früh kommt, lebt kürzer«, murmelte er mit hartem russischem Akzent, immer wieder, wie ein Mantra.
    Das sah nach Fußball aus, war aber in Wirklichkeit der Showdown bei High Noon. Ein Rasen, ein Stadion, jeder gegen jeden und auf dem Torgestänge saß der DFB-Präsident mit baumelnden Beinen, Cognac-Glas in der Hand und einer Frau im Arm, die aussah wie ein gegrilltes Hähnchen.
    Plotek bekam den Ball von Piotr. »Mach was draus!«, schrie der.
    Plotek rannte mit dem Ball am Fuß direkt auf das Tor zu. Am Sechzehner tauchte dann Arno Brunner auf; wie aus dem Nichts stand er Plotek direkt gegenüber. Der kann doch gar nicht spielen, dachte Plotek. »Muss ich auch nicht!«, erwiderte Arno und grätschte, dass Ploteks Beine wie Reisig knackten. Aua! Pfiff. Der Schiedsrichter zeigte die Rote Karte. Allen. Auch den Fans. »Wir sind das Spiel!«, brüllten sie und schwenkten Fahnen, auf denen hässliche Worte standen, und sammelten ihre Spucke im Mund. Viel Spucke.

Weitere Kostenlose Bücher