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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Welt in Flammen
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kompromittieren. Haben Sie Quilter irgendwo gesehen?«
    »Er ist mit den Hunden hinter Ihren
Dienstboten her«, antwortete Ransom. »Falls Sie mich brauchen – ich bin
meistens zu Hause.« Er zeigte auf seine Instrumententasche. »Ich muß jetzt
gehen.«
    »Wohin?« Sie machte eine wegwerfende
Handbewegung. »Benehmen Sie sich doch nicht so verdammt lächerlich, Doktor. Was
haben Sie eigentlich in Larchmont vor?«
    »Was ich vorhabe?« wiederholte Ransom
langsam. »Ich versuche meine Praxis zusammenzuhalten, soweit das überhaupt
möglich ist.«
    Während Miranda auf der Couch saß,
sah Ransom auf den schmuddeligen Kragen ihres Bademantels herab und stellte
fest, daß sie darunter nur einen ebenso angeschmutzten Unterrock trug. Sie
wirkte bereits so verwelkt und farblos wie die halbtoten Blattpflanzen hinter
ihr.
    Miranda merkte, daß er sie anstarrte,
lächelte spöttisch und strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Was ist denn los
Doktor? Wollen Sie mich untersuchen oder so ähnlich?«
    »Ganz entschieden nicht«, antwortete
Ransom, ohne das Lächeln zu erwidern. Er wies auf den Tankwagen neben dem
Schwimmbecken. Der Fahrer spulte eben den Schlauch wieder ein. »Verkauft Lomax
sein Wasser?«
    »Natürlich nicht. Ich habe ihm geraten,
es einfach auf die Straße zu schütten!« Sie starrte ihn mit gerunzelter Stirn
an. »Hat Lomax Ihnen von seinem Plan erzählt? Ich nehme an, daß er wieder wie
ein kleiner Junge darüber gelacht hat.«
    »Meinen Sie sein Freudenfeuer? Er hat
mich dazu eingeladen.«
    »Sie sollten wirklich kommen,
Doktor.« Miranda sah ihn von unten herauf an. »Ich möchte Ihnen allerdings
nicht verheimlichen, daß ich selbst auch einen kleinen Plan geschmiedet habe.«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte
Ransom. »Aber ich fahre bald in Richtung Küste.«
    Miranda schüttelte langsam den Kopf.
»An die Küste«, wiederholte sie verächtlich. »Es gibt keine Küste mehr. Es gibt
nur hier – damit müssen Sie sich endlich abfinden.« Als er die Tür
erreichte, rief sie hinter ihm her: »Doktor, haben Sie schon einmal ein
Ameisenheer beobachtet, das einen Fluß zu überqueren versucht?«
     
    Ransom sah von der Treppe aus über
die staubbedeckten Dächer. Die entfernte Stadt blieb hinter Rauchschleiern
verborgen, aber die Luft in der näheren Umgebung wirkte klarer und
durchsichtiger, weil das Sonnenlicht überall von einer weißen Ascheschicht
reflektiert wurde.
    Der Fahrer öffnete die Tür des
Tankwagens und setzte sich ans Steuer. Er holte ein Gewehr hinter seinem Sitz
hervor und legte es neben sich, so daß die Mündung aus dem Fenster wies. Ransom
fiel erst jetzt auf, daß der Mann eine schwarze Binde über dem rechten Auge
trug.
    Ransom ging zu ihm hinüber. »Sind Sie
bei der Army?« fragte er. »Wird jetzt schon Wasser beschlagnahmt?«
    »Nein, das ist ein privates
Geschenk.« Der Fahrer sah zu Lomax' Appartement auf, als sei er sich über die
Motive des Spenders nicht völlig im klaren. »Für den Zoo in Mount Royal.«
    Jetzt erkannte Ransom den grünen
Overall. »Wer leitet ihn? Doktor Barnes?«
    »Er ist weg. Einfach abgehauen. Wir
sind nur noch zu zweit.«
    »Soll das heißen, daß dort noch immer
Tiere leben?« fragte Ransom erstaunt. »Ich dachte, sie wären längst verendet.«
    »Warum?« Der Fahrer starrte ihn an.
»Wie kommen Sie darauf, Mister?«
    Ransom wunderte sich über den
aggressiven Tonfall des Mannes, antwortete aber trotzdem ruhig: »Meiner Meinung
nach wäre das sogar besser für die Tiere. Schließlich reicht der eine Tankwagen
voll Wasser auch nicht ewig.«
    Der Fahrer beugte sich aus dem
Fenster und tippte Ransom mit dem Zeigefinger auf die Schulter. Obwohl er
offenbar keineswegs streitsüchtig veranlagt war, schien er über Ransoms
Bemerkungen irritiert zu sein.
    »Keine Angst, den Tieren fehlt
nichts«, sagte er. Er wies mit dem Daumen auf die ausgedörrte Landschaft. »Das
mögen sie gern. Vielleicht können wir sie schon in ein paar Wochen frei laufen lassen!«
    Das eine Auge blitzte in wilder
misanthropischer Hoffnung aus dem verzerrten Gesicht.

4
     
     
    Seit einer halben Stunde waren sie
zum Mount Royaler Zoo unterwegs, fuhren in Schlangenlinien durch verlassene
Straßen und machten Umwege durch Gärten und über Tennisplätze, wo die Straßen
blockiert waren. Ransom saß auf dem Beifahrersitz neben Whitman und versuchte
angestrengt, sich die komplizierten Umwege zu merken. Der Zoo lag fünf
Kilometer vom Stadtzentrum entfernt in einem Viertel, wo früher

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