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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Welt in Flammen
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»Die Straßen sind noch
ziemlich verstopft, und ich hatte das Gefühl, bestimmte Probleme hier besser
lösen zu können. Aber irgendwann werde ich auch abfahren müssen.«
    »Glauben Sie das wirklich?« fragte
Lomax. »Vielleicht bleiben Sie doch hier. Sie können sich darauf verlassen, daß
sich alles sehr verändert, Charles.«
    Ransom nahm seine Tasche auf. »Das
ist mir bereits klar.« Er nickte zu den staubbedeckten Häusern am Fluß hinüber.
»Sie unterscheiden sich kaum noch von Lehmhütten. Wir bewegen uns rasch in die
Vergangenheit zurück.«
    Lomax schüttelte den Kopf. »Sie
täuschen sich in der Richtung, mein Junge. Jetzt müssen wir alle irgendwie mit
der Zukunft zurechtkommen.« Er richtete sich auf. »Warum ziehen Sie nicht
einfach hierher zu mir?«
    »Vielen Dank, Richard, nein.«
    »Weshalb lehnen Sie ab?« drängte
Lomax. »Geben Sie lieber ehrlich zu, daß Sie nicht die Absicht haben, den
anderen ans Meer zu folgen – das sehe ich Ihnen kilometerweit an. Die
Dienstboten kommen bestimmt bald zurück, wenn sie erst einmal gemerkt haben,
daß es an der Küste weniger Wasser gibt, als manche vielleicht glauben. Dann
können Sie sich bedienen lassen, und Quilter ist ein williger Bursche,
allerdings voll seltsamer Gedanken und gelegentlich etwas ermüdend. Hier
könnten Sie sich ausruhen, sich wieder mit Judith arrangieren und ...«
    Ransom ging zur Tür. »Das habe ich
bereits, Richard. Schon seit langem. Diesmal sind Sie hinter der Entwicklung
zurück.«
    »Warten Sie!« Lomax hielt ihn am Arm
fest. »Wir Zurückbleibenden müssen jetzt zusammenhalten, Charles. Der Teufel
soll mich holen, wenn ich ans Meer fahre. Überall nur Wasser – ein Material,
das ich nicht ausstehen kann, weil es sich nicht formen läßt und nur für Brunnen
zu gebrauchen ist. Vielleicht können Sie mir auch bei meinem kleinen Projekt
behilflich sein.«
    »Wobei?«
    »Nun ...« Lomax zögerte und starrte
wieder aus dem Fenster. »Eine vergnügliche Abwechslung, mit der ich mich seit
einiger Zeit beschäftige. Im Grunde genommen sogar recht sehenswert. Ich würde
Ihnen gern mehr darüber erzählen, Charles, aber das hat noch Zeit, bis wir mehr
aufeinander angewiesen sind.«
    »Ganz recht.« Ransom beobachtete
Lomax, der sich offensichtlich beherrschen mußte, um ihn nicht doch sofort
einzuweihen, und fragte: »Was haben Sie vor? Wollen Sie Larchmont anzünden?«
    »Charles ...« Lomax lächelte
begeistert. »Ein ausgezeichneter Vorschlag, den ich mir gut merken muß. Nur
schade, daß Quilter nicht hier ist, denn er bewundert Ideen dieser Art.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Ransom
öffnete die Tür.
    Diesmal machte Lomax keinen Versuch,
ihn gegen seinen Willen zurückzuhalten. »Ihr Vorschlag ist tatsächlich
großartig und regt die Phantasie an! Feuersbrünste sind schon immer Vorspiel
einer größeren Zukunft gewesen. Ein riesiger Phönix!«
     
    Ransom verließ schweigend den Raum,
ging die Marmortreppe hinab und durchquerte die Eingangshalle. Vom
Schwimmbecken her ertönte noch immer das regelmäßige Tuckern der Wasserpumpe.
    »Quilty! Bist du das, Quilty?« rief
eine verschlafene Frauenstimme aus der Veranda über dem Schwimmbecken.
    Ransom zögerte, als er den
kindlichen, aber trotzdem scharfen Tonfall erkannte. Dann schlich er weiter auf
die Haustür zu.
    »Quilty! Warum kriechst du hier ...
Oh, wer, zum Teufel, sind Sie?«
    Ransom blieb stehen und drehte sich
um. Hinter ihm stand Miranda Lomax, die Schwester des Architekten, barfuß in
der Verandatür und betrachtete ihn kritisch. Obwohl sie fast zwanzig Jahre
jünger als Lomax war, hatte sie bereits weiße Haare, die ihr Gesicht, das in
allen Einzelheiten dem ihres Bruders glich, frühzeitig gealtert erscheinen
ließ. Ransom hatte sie nur einmal flüchtig kennengelernt, als sie im
Krankenhaus zu tun hatte, und war schon damals fast entsetzt gewesen, obwohl
Miranda äußerlich durchaus attraktiv wirkte. In ihrer Gegenwart fühlte er sich
unbehaglich, weil sie nicht nur wie ihr Bruder exzentrisch, sondern auch
wirklich unberechenbar und bösartig war.
    »Doktor Ransom ...« Sie schien
enttäuscht zu sein und wandte sich wieder ab. Dann winkte sie ihn jedoch aus
Langeweile heran. »Sie sehen müde aus, Doktor.« Sie schlurfte in die Veranda
zurück, ließ sich dort auf eine Couch fallen und machte eine ungeduldige
Handbewegung.
    »Kommen Sie herein, Doktor, anstatt
in der Tür zu stehen und große Augen zu machen. Keine Angst, ich habe nicht die
Absicht, Sie zu

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