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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Welt in Flammen
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werde endlich untergehen. Er sprach davon, daß
auch der Prophet schließlich eingesehen hatte, daß der Wurm, der seinen Rizinus
verdorren ließ, nur Gottes Willen erfüllte, und führte dann aus, auch die jetzt
lebenden Menschen müßten die Zerstörung ihrer Wohnstätten und ihrer
Lebensgrundlagen in diesem Geist willig auf sich nehmen, um endlich durch das
Fegefeuer auf Erden Gottes Gnade zu erlangen.
    Die Fischer beobachteten Johnstone
aufmerksam und wandten ihren Blick keine Sekunde von seinem Gesicht ab. Zwei
oder drei saßen nach vorn gebeugt und hatten die Hände auf die Rückenlehne der
nächsten Bankreihe gelegt, aber die meisten blieben steif aufgerichtet sitzen.
Als Johnstone eine kurze Pause machte, bevor er der Gemeinde den Segen
erteilte, kam plötzlich Bewegung in die hinterste Reihe. Die gesamte Gruppe
erhob sich und verließ rasch die Kirche, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Johnstone schwieg, bis die Fischer
gegangen waren, und hob nur kurz die Hand, um die ersten Reihen zu
beschwichtigen. Er sah den schwarzgekleideten Männern mit gerunzelter Stirn
nach, als versuche er zu erraten, weshalb sie ursprünglich hierhergekommen
waren. Dann forderte er seine Gemeinde mit leiserer Stimme zum Gebet auf,
beobachtete aber weiter die offene Kirchentür.
    Ransom wartete noch einige Sekunden,
stand dann auf und ging ins Freie hinaus. Weit vor ihm verschwanden die letzten
Männer der Gruppe zwischen den geparkten Wagen, über denen dichte Rauchschwaden
hingen.
    Vor seinen Füßen war ein Fisch in den
weißen Staub gezeichnet.
     
    »Doktor.«
    Als er sich bückte, um die Zeichnung
näher zu betrachten, spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Er sah auf und
erkannte Quilter, der ihn mit feuchten Augen anstarrte.
    »Lomax«, sagte Quilter knapp. »Er
will Sie sehen. Jetzt.«
    Ransom ignorierte ihn und zog den
Fisch mit ausgestrecktem Zeigefinger nach Quilter lehnte an einem Baumstumpf
und verzog gelangweilt das Gesicht, als aus der Kirche Orgelmusik drang.
    Ransom stand wieder auf und wischte
sich langsam die Hände ab. »Was ist mit Lomax los?«
    Quilter betrachtete ihn von oben bis
unten. »Sagen Sie es ihm doch«, meinte er aggressiv. Als Ransom sich nicht
provozieren ließ, grinste er widerwillig respektvoll, aber dieses Grinsen
verwandelte sich rasch in eine abstoßende Parodie. Er tippte sich an die Stirn
und flüsterte: »Vielleicht ... Wasser im Kopf?« Dann ging er lachend die Straße
entlang, winkte Ransom noch einmal zu, er solle ihm folgen, und wies auf die
Beobachtungstürme in den Gärten.
    Ransom ließ ihn vorausgehen und holte
erst seine Instrumententasche aus dem Haus. Quilters geheimnisvolle Bemerkung,
die wahrscheinlich als Hinweis gedacht war, enthielt vermutlich mehr Wahrheit,
als die meisten Menschen ihm zugetraut hätten. Lomax war ein merkwürdiger
Charakterdarsteller, dessen ohnehin überhitzte Phantasie durch die Trockenheit
weiter angeregt worden war.
    Am Pförtnerhaus holte Quilter einen
großen Schlüsselbund aus der Tasche und öffnete das Tor. Er band die beiden
Schäferhunde los, die am Gitter festgemacht waren, versetzte ihnen einen Tritt,
als sie zu kläffen begannen, und ging dann durch den Garten voraus. Das Haus
des Architekten, eine merkwürdige Konstruktion aus Glas und Stahlbeton, erhob
sich auf einem Abhang, dessen ehemals grüne Rasenflächen in der Hitze verdorrt
und gelblich gefärbt waren. Neben dem Schwimmbecken stand ein großer grüner
Tankwagen, der das letzte Wasser aus dem Becken pumpte. Der Fahrer beobachtete
von seinem Sitz aus, wie allmählich der gekachelte Boden auftauchte.
    Die Eingangshalle war jedoch noch
immer angenehm kühl. Über den Marmorfußboden führten nasse Fußspuren.
    Lomax hielt sich in seinem
Appartement im ersten Stock auf. Er trug wie üblich einen weißen Seidenanzug
und lehnte sich gegen das Rückenpolster seines vergoldeten Bettes, als sei er
ein Pascha, der darauf wartete, daß sein Hof sich vor ihm versammelte. Er
winkte Ransom mit einem silbergefaßten Spazierstock zu, ohne den Kopf zu
drehen.
    »Nur herein mit Ihnen, Charles«, rief
er dabei. »Wie nett, daß Sie gleich gekommen sind, ich fühle mich schon wieder
besser.« Er wies auf den Korbsessel neben seinem Bett. »Nehmen Sie hier Platz,
damit ich Sie sehen kann.« Dann drohte er Quilter, der grinsend in der
Türstand, mit dem Stock. »Schon gut, mein Junge, fort mit dir! Für dich gibt es
noch genügend Arbeit. Wenn du meine Domestiken siehst, hetzt du die Hunde

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