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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Welt in Flammen
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neuen
Überredungsversuch ansetzen, als sich etwas hinter ihm bewegte. Er drehte sich
rasch um und erkannte die faungleiche Gestalt, die sich heute schon einmal an
ihn herangeschlichen hatte.
    Ransom gang auf die Tür zu, aber der
junge Mann rannte davon.
    »Was hat er hier zu suchen? Treibt er
sich öfters im Zoo herum?«
    »Wer war das? Ich habe ihn nicht
gesehen.«
    »Quilter – Lomax' Helfer und
Vertrauter.« Nur wenige Meter von Ransom entfernt beendeten die Löwen jetzt ihr
blutiges Mahl. Quilters unvermutetes Auftauchen hatte die ohnehin ungewisse
Zukunft des Zoos in ein seltsames Licht gerückt.
    Catherine ging neben Ransom her ins
Freie. »Ich ziehe übrigens morgen endgültig hier ein, so daß wir uns vermutlich
nicht wiedersehen, Doktor. Ihr Hausboot scheint auch nicht mehr sehr beweglich
zu sein.«
    »Ich will einen stärkeren Motor
einbauen.« Über den Himmel zogen noch immer dunkle Rauchschwaden und verdeckten
zeitweise die unbarmherzig strahlende Sonne. Er sah Quilter im Eingang des
Vogelhauses verschwinden, das sich an die Pumpstation anschloß.
    Ransom gelang ein schwaches Lächeln.
»Ich freue mich, daß Sie endlich zu sich selbst gefunden haben«, sagte er.
    Sie schob ihren Arm durch seinen.
»Warum bleiben Sie nicht auch hier, Doktor? Wir könnten den Löwen beibringen,
in Rudeln zu jagen.«
    Dann winkte sie ihm zu und ging
zwischen den Käfigen davon.
    Ransom nahm seine Tasche auf,
überquerte die breite Promenade und blieb am Eingang des Aquariums stehlen. Als
seine Augen sich an das hier herrschende Halbdunkel gewöhnt hatten, sah er
Hunderte von Fischen, die hinter den großen Glasscheiben in dem trüben Wasser
schwebten. Der Gestank nach toten Fischen war kaum auszuhalten, so daß er das
langgestreckte Gebäude so rasch wie möglich durchquerte und sich dabei die Nase
zuhielt. Bei diesem Anblick hatte er plötzlich eine Vision der Küstengewässer,
die so trüb und voller Leichen wie die Aquarien sein mußten.
    Ransom öffnete geräuschlos die schwere
Eisentür an der Rückwand des Gebäudes und stand in dem dazugehörigen
Maschinenraum. Von hier aus führte ein schmaler Gang in die Pumpstation
hinüber. Die Maschinen standen still, das große Schwungrad hing bewegungslos in
seiner Grube. Ransom schlich vorsichtig weiter, bis er die offene Doppeltür
sah, vor der Whitman das Tankfahrzeug geparkt hatte.
    Nur wenige Meter von ihm entfernt
stand Quilter und betrachtete interessiert den mit Kondenswasser beschlagenen
Schlauch, der in den Reservetank führte. Er trug noch immer die gleiche
unglaublich verdreckte Hose, hatte aber seine Ausrüstung mit einem teuren
Sporthemd ergänzt. Von seinem Gürtel hing ein toter Pfau herab, dessen langen
Schwanz er wie eine juwelenbesetzte Schleppe hinter sich herzog.
    Ransom trat in den Sonnenschein
hinaus und blieb hinter Quilter stehen. Er streckte die rechte Hand aus und
umklammerte den Oberarm des anderen.
    Quilter drehte sich verblüfft um und
rollte mit den Augen.
    »Doktor ...!«
    »Hallo, Quilter.« Ransom hielt den
riesigen Bizeps weiter umklammert und warf einen Blick zwischen die
Wassertanks, wo vielleicht die Schäferhunde lauerten. »Hast du heute nachmittag
frei? Ich wußte gar nicht, daß du dich für den Zoo interessierst.«
    »Doktor ...« Quilter warf einen Blick
auf die Finger, die seinen Arm festhielten und runzelte verwirrt die Stirn.
»Doktor, ich mag nicht ...« Er riß sich blitzschnell los und schlug mit der
Handkante nach Ransom, der auf diesen Trick vorbereitet war. Ransom wich zur
Seite aus und rammte ihm den Ellbogen zwischen die Rippen. Dann schwang er die
Instrumententasche und ließ sie auf den Rücken des anderen herabsausen. Quilter
setzte sich schwer auf den Betonfußboden und zerdrückte dabei den
Pfauenschwanz. Im ersten Augenblick schien er wie betäubt zu sein. Dann rang er
sich ein verzerrtes Grinsen ab.
    Nachdem Ransom auf diese Weise
gezeigt hatte, daß er heute keinen Spaß vertrug, lehnte er sich an den
Tankwagen und spülte die Hände mit dem herabtropfenden Wasser ab.
    »Du mußt in Zukunft vorsichtiger
sein, Quilter. Was hast du hier zu suchen?«
    Quilter sah unschuldig zu ihm auf. Er
erhob sich langsam, steckte den Kopf des Pfaus wieder unter seinen Gürtel und
klopfte dann sorgfältig sein Hemd ab. »Lomax hat gesagt, ich soll Ihnen folgen
und ihm alles erzählen, was Sie tun.«
    »Interessant.« Ransom dachte darüber
nach. Die Offenheit war nicht weiter erstaunlich. Wahrscheinlich hatte Lomax
ihm wirklich

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