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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Welt in Flammen
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als wollte er ihn beruhigend umarmen.
»Mein lieber Charles, man hat Sie schmählich im Stich gelassen.«
    »Meinen Sie die Johnstones?« Ransom
blieb auf der untersten Stufe stehen. Hinter ihm hakte Quilter die Kette aus.
Der Gepard raste davon und verschwand in den Büschen. »Sie haben die richtige
Entscheidung getroffen, finde ich.«
    »Unsinn!« Lomax winkte ihn zu sich heran.
»Charles, Sie machen sich offenbar über irgend etwas Sorgen. Sie sind blaß und
sehen schlecht aus. Hat Ihnen mein Feuerwerk nicht gefallen?«
    »Nicht hundertprozentig, Richard. Ich
fahre heute nachmittag.«
    »Aber, Charles ...« Lomax zuckte mit
den Schultern, machte jedoch keinen weiteren Versuch, ihn zum Bleiben zu
überreden. Statt dessen lächelte er so gewinnend wie möglich. »Schon gut, wenn
Sie unbedingt an dieser allgemeinen Verrücktheit teilnehmen müssen. Miranda und
ich haben noch einiges vor. Und Quilter amüsiert sich herrlich.«
    »Das ist mir bereits aufgefallen«,
stellte Ransom fest. »Ich bin aber in vieler Beziehung weniger begabt als er.«
    Lomax warf den Kopf zurück und lachte
schallend. »Ganz recht, gut beobachtet ... Ich weiß genau, was Sie meinen. Aber
wir dürfen den guten alten Quilty trotzdem nicht unterschätzen.« Als Ransom
sich wortlos umdrehte und davonging, rief er ihm nach: »Denken Sie daran,
Charles – hier ist immer ein Platz für Sie reserviert!«
    Ransom ging rasch die lange Auffahrt
entlang. Quilter und der Gepard spielten in einer Ecke des Parks miteinander,
blieben aber plötzlich unbeweglich stehen und starrten zu Ransom hinüber.
    Als er an einem der reich verzierten
Brunnen vorüberkam, dessen Becken mit Laub und dürren Zweigen gefüllt war, trat
Miranda Lomax dahinter hervor. Ihr weißes Haar fiel ungekämmt bis auf die
Schultern des schmutzigen Bademantels, dessen Saum Staub und Asche vom Weg
aufwirbelte. Als sie in das leere Becken starrte, erinnerte sie Ransom an eine
wahnsinnige Ophelia, die nach einem Ruheplatz suchte.
    Ihr kleiner Mund mit den allzu roten
Lippen bewegte sich kaum, als sie ihn ansprach. »Auf Wiedersehen, Doktor«,
sagte sie. »Ich weiß, daß Sie bald zurückkommen.«
    Mit diesen Worten drehte sie sich um
und verschwand zwischen den staubigen Büschen, ohne sich noch einmal nach
Ransom umzusehen.

6
     
     
    Die Straße nach Süden wand sich wie
ein schmales graues Band durch die verbrannte Landschaft, über der eine
unerträglich helle Sonne am Himmel stand. An beiden Straßenrändern lagen unzählige
zertrümmerte und beschädigte Fahrzeuge, als habe sich hier eine motorisierte
Armee in wilder Flucht aufgelöst. Verlassene Personenautos und Lastwagen waren
links und rechts in die Felder geschoben worden, um dem nachdrängenden Verkehr
Platz zu machen. Ransom betrachtete die Szene von der Brücke aus und hatte
dabei den Eindruck, das sichtbare Straßenstück habe unter schwerem
Artilleriebeschuß gelegen. Auf den Gehsteigen türmten sich herausgebrochene
Randsteine kreuz und quer auf. Die Geländer der Brückenzufahrten waren an
mehreren Stellen durchbrochen, wo Autos ins Flußbett gestürzt waren. Die
Fahrbahn war mit Glassplittern und abgerissenen Chromstreifen übersät.
    Ransom ließ den Wagen mit gedrückter
Kupplung die Seitenstraße zum Fluß hinabrollen. Er hatte beschlossen, die Küste
nicht auf der Straße zu erreichen, sondern mit dem Hausboot flußabwärts zum
Meer zu fahren, um dort nach einer einsamen Insel zu suchen. Auf diese Weise
wollte er dem Chaos auf den Straßen entgehen und hoffte gleichzeitig, nicht wie
die anderen am Strand um einen Fußbreit Boden kämpfen zu müssen. Vielleicht
hatte er wirklich Glück und fand genügend Wasser, um bis zur Flußmündung fahren
zu können. Auf dem Rücksitz seines Wagens lag ein großer Außenbordmotor, den er
aus einem verlassenen Geschäft für Schiffsausrüstungen mitgenommen hatte. Er
schätzte, daß die Fahrt zur Küste zwei oder drei Tage dauern würde.
    Ransom bremste am Ende der Straße.
Fünf Meter von seinem Hausboot entfernt lagen zwei ausgebrannte Autowracks auf
den Dächern im Schlamm. Der Rauch aus ihren explodierten Benzintanks hatte die
Bordwand geschwärzt, aber das Boot schien zum Glück unbeschädigt zu sein. Er
schleppte den schweren Außenbordmotor zum Landungssteg hinunter und brach bei
jedem Schritt bis zu den Knien durch die dünne weiße Kruste. Der feine Staub
wirbelte in großen Wolken auf, so daß Ransom schon nach wenigen Metern
stehenbleiben und warten mußte, bis er

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