Ballard, James G.
des
Glockenturms lange Flammen empor. Auch die Empore mit der Orgel brannte
plötzlich, dann war das ganze Schiff in dichten Rauch gehüllt. Die hagere
Gestalt auf der Kanzel verschwand in diesen Schwaden, aber die beiden anderen
Männer rannten mit gesenkten Köpfen ins Freie.
Ransom sah ihnen nach, wartete noch
einige Sekunden und überquerte dann rasch die Straße. Inzwischen stand das
gesamte Kirchenschiff in hellen Flammen, während bereits die ersten Balken und
Dachsparren funkensprühend nach unten stürzten. Als Ransom auf die Sakristeitür
zurannte, sah er den blonden Bootsmann aus dem Hauptportal eilen. In der
rechten Hand hielt er den abgebrochenen Schaft eines langen Fischhakens. Er
blieb in der Straßenmitte stehen, betrachtete die brennende Kirche noch ein
letztesmal wie eine triumphierender Harpunier, der seine Beute in flammenden
Wogen untergehen sieht, und verschwand dann mit einem breiten Grinsen in der
Dunkelheit.
Ransom hielt sich schützend die Hände
vors Gesicht, als er durch die kleine Tür der Sakristei in den Innenraum der
Kirche trat. Von der Decke fielen glühende Holzstücke herab und setzten die
Gebetbücher auf den Bänken in Brand. Überall flammten und rauchten große
Benzinlachen. Auch der Altar war mit Benzin oder Petroleum übergossen und
angezündet worden.
Jonas lag bewußtlos in der Kanzel, so
daß seine langen Arme und Beine über den Rand hinausragten. Er trug jetzt einen
seltsamen Kopfschmuck, denn auf seinen Schläfen saß fest der abgetrennte Kopf
eines riesigen Fisches aus dem Störbecken im Zoo. Die Metallspitze des
Fischhakens, den Ransom in Sauls Hand gesehen hatte, steckte tief in dem
Fischkopf. Als Ransom Jonas aus der brennenden Kanzel zog, fiel ihm der Kopf
wie eine groteske Silbermitra in die Arme.
Ransom zerrte den Bewußtlosen hinter
sich her durch die Sakristei ins Freie. Dort legte er ihn zwischen die Gräber
im Friedhof und wischte ihm das Fischblut aus dem zerschlagenen Gesicht. Jonas
richtete sich plötzlich auf und umklammerte Ransoms Arm. Seine Lippen bewegten
sich schweigend, als müsse er jetzt den Rest seiner Predigt loswerden, während
er Ransom im Lichtschein der brennenden Kirche anstarrte.
Dann versank er in tiefen Schlaf und
atmete wieder ruhiger. Als seine Männer entlang der Straße zurückkehrten, ließ
Ransom ihn allein und machte sich auf den Weg nach Hause.
Ransom blieb noch eine Stunde lang an
einem Fenster im ersten Stock seines Hauses und beobachtete die Straße, auf der
in unregelmäßigen Abständen weitere Schüsse fielen. Gelegentlich klangen sie
beruhigend weit entfernt, dann knallte es wieder ganz in der Nähe. Einmal hörte
er laute Stimmen auf der Avenue und sah einen Mann mit zwei Gewehren in der
Hand vorbeilaufen, während eine größere Gruppe vor dem Haus des Reverend
Johnstone Autos auffuhr, um den Gehsteig zu sperren. Dann ließ der Lärm wieder
nach.
Während einer dieser Pausen, in der
Ransom nach unten gegangen war, um zu schlafen, wurden die beiden Häuser auf
der anderen Straßenseite in Brand gesteckt. Die Flammen beleuchteten die ganze
Straße und schienen hell durch die Wohnzimmerfenster. Als die Dachstühle
krachend zusammenstürzten, tauchten zwei von Johnstones Männern bei den Häusern
auf, wichen aber vor der unerträglichen Hitze rasch wieder zurück.
Ransom starrte aus dem Fenster und
entdeckte auf dem Rasen zwischen den Häusern eine untersetzte Gestalt, die das
Feuer gespannt zu beobachten schien. Daneben trabte eine große Katze unruhig an
einer Leine auf und ab, drehte nervös den schlanken Kopf von einer Seite auf
die andere und duckte sich dann wieder sprungbereit, als habe sie irgendwo eine
Beute erspäht.
Als Ransom gegen Mittag aus einem
bleischweren Schlaf erwachte, herrschte wieder Ruhe auf den Straßen. Schräg
gegenüber auf der anderen Seite der Avenue standen die ausgebrannten Häuser,
deren verkohlte Dachbalken sich über rauchgeschwärzten Mauern erhoben. Ransom
ging in die Küche, machte sich eine Tasse Kaffee und aß etwas Salat. Fünf
Minuten später verließ er das Haus und sah einen großen Lastwagen in Johnstones
Einfahrt stehen.
Ransom ging darauf zu und beobachtete
dabei die leerstehenden Häuser an beiden Seiten der Straße. Larchmont
verwandelte sich allmählich in eine Wüstensiedlung, deren verlassene Wachttürme
und Gebäude unter einem wolkenlosen Himmel zu weißen Trümmerhaufen wurden.
Rechts und links standen lange Autoreihen, auf denen sich die Asche
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