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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Welt in Flammen
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sie an der Küste erwartete.
    »Doktor.« Philip berührte seinen Arm.
»Dort drüben.«
    Er folgte Philips ausgestreckter
Hand. Zweihundert Meter von ihnen entfernt ging ein einzelner Mann langsam den
ausgetrockneten weißen Kanal entlang. Er bewegte sich flußaufwärts und blieb
dabei immer dicht neben dem kümmerlichen Rinnsal, das er gelegentlich aus dem
Augenwinkel heraus betrachtete, als mache er nur einen gemütlichen
Morgenspaziergang und sehe den Fischen im Fluß zu. Er trug einen verblichenen
Baumwollanzug, aber keine anderen Ausrüstungsgegenstände, und schien gar nicht
zu merken, wie heiß die Sonne auf seinen ungeschützten Kopf herabbrannte.
    »Wohin ist er unterwegs?« fragte
Philip. »Soll ich ihn anrufen?«
    »Nein, laß ihn.« Ransom ging
unwillkürlich ein paar Schritte in der gleichen Richtung, als folge er dem
Mann. Dann blieb er wieder stehen, starrte der einsamen Gestalt nach.
    »Kommen Sie, Doktor. Wir müssen
weiter.«
    »Nur noch einen Augenblick, Philip!«
    Ransom grübelte noch immer über den
geheimnisvollen Spaziergänger nach, als er neben den anderen am Südufer saß.
Philip hatte ein kleines Feuer gemacht und darauf eine Portion Reis gekocht.
Ransom aß nur zwei oder drei Löffel dieser ungesalzenen Grütze und gab Philip
dann seinen Teller zurück. Selbst Catherine Austen, die einen Arm auf seine
Schulter stützte, während sie über das leere Flußbett sah, konnte ihn nicht von
seinen Gedanken ablenken. Schließlich gab er sich einen Ruck und kletterte
hinter den anderen her die Uferböschung hinauf.
    An der Straße nach Süden lagen keine
Autos. Jenseits der Brücke waren nur die Überreste eines Militärpostens zu
sehen. An den Feuerstellen vor verlassenen Zelten lagen Kochtöpfe und
Plastikbecher. Ein umgestürzter Lastwagen hatte einen Stapel alter Reifen unter
sich begraben.
    Mrs. Quilter schnaubte empört. »Wohin
sind die ganzen Autos verschwunden, Doktor? Meine alten Beine tragen mich
bestimmt nicht sehr weit, wenn wir nicht bald eines finden.«
    »Vielleicht sehen wir weiter vorn welche.
Sie müssen eben so gut wie möglich gehen, bis wir einen Wagen finden.«
    Er hatte bereits alles Interesse an
ihr und ihrem Schicksal verloren. Die Stangen der Tragbahre drückten schwer auf
seine Schultern. Er ging langsam weiter und dachte noch immer an den einsamen
Wanderer im Flußbett.
     
    Zwei Stunden später, nachdem sie
glücklich ein neues Fahrzeug gefunden hatten, erreichten sie die Ausläufer des
Küstengebirges. Die Straße führte nochmals in größere Höhen hinauf, wo
verdorrte Obstgärten und Baumgruppen an versteinerte Wälder erinnerten. Überall
zwischen den Hügeln trieben die weißlichen Rauchschwaden kleinerer Feuer, die
irgendwo in Tälern und Senken brannten. Von Zeit zu Zeit sahen sie die
niedrigen Dächer primitiver Hotels, die an Aussichtspunkten standen. Überall an
den bewaldeten Abhängen lagen Autowracks, die über den Straßenrand gekippt
worden waren.
    Dann wichen die Bäume allmählich
zurück und gaben den Blick auf eine tiefliegende Ebene frei, die teilweise
unter dichten Rauchschwaden veborgen lag. Plötzlich roch es in dem Wagen
durchdringend nach Tang. Noch eine letzte Kurve, dann hatten sie endlich das
Meer vor sich. An der Straße saßen zwei Männer auf dem Dach ihres Autos,
versperrten ihnen teilweise die Sicht und starrten auf den breiten Küstenstreifen
zu ihren Füßen hinab. Als sie sich nach dem eben angekommenen Wagen umdrehten,
wirkten ihre Gesichter im hellen Sonnenschein hager und eingefallen. Weitere
Autos parkten in den Ausläufern der Kurve und entlang der Straße, die sich nach
unten bis zum Wasser durch das flache Land schlängelte. Überall saßen Menschen
auf Autodächern und Motorhauben und starrten aufs Meer hinaus.
    Ransom bremste und stellte den Motor
ab. Der Küstenstreifen unter ihnen stand voller Fahrzeuge und Wohnwagen, die
dicht nebeneinander geparkt waren, als sei das Gelände dort unten ein
gigantischer Parkplatz. Zwischen ihnen erhoben sich Holzhütten und Zelte, die
um so zahlreicher wurden, je näher sie am Wasser standen, wo sie die Dünen und
Sandflächen bedeckten. Eine kleine Gruppe Marinefahrzeuge – graue
Vorpostenboote und Kutter der Küstenwache – lagen drei- oder vierhundert Meter
vom Strand entfernt vor Anker. Lange Metallstege führten zu ihnen hinaus,
wodurch die ohnehin unscharfe Trennungslinie zwischen Land und Wasser weiter verwischt
wurde. In regelmäßigen Abständen waren in den Dünen riesige

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