Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Welt in Flammen
Vom Netzwerk:
Wellblechhütten
errichtet worden, die aus dieser Entfernung fast an Flugzeughangars erinnerten.
Dort waren gigantische Destillationsanlagen in Betrieb, deren Dampfwolken sich
mit den Rauchschwaden der unzähligen Feuer vermengten, die überall auf dem
achthundert Meter breiten Küstenstreifen brannten. Das Arbeitsgeräusch der
schweren Maschinen drang bis zu den Hügeln, und Ransom glaubte einen Augenblick
lang, dort unten einen einzigen großen Jahrmarkt vor sich zu haben, dessen
Parkplätze mit Millionen erwartungsvoller Besucher gefüllt waren.
    Catherine Austen griff nach Ransoms
Hand. »Charles, das schaffen wir nie. Alle diese Menschen!«
    Ransom öffnete seine Tür. Der Wagen
schien ebenso überfüllt wie der riesige Tummelplatz dort unten zu sein und
hatte sich in seinen Augen in eine unbedeutende Kopie einer Erscheinung
verwandelt, die sich aus einer unendlich großen Anzahl ähnlicher oder gleicher
Individuen zusammensetzte, ohne deshalb sinnvoll zu sein. Er kniff die Augen
zusammen und versuchte einen freien Platz zu finden, was durch die dichten
Rauchschwaden erschwert wurde. Hier und dort gab es vielleicht im Garten eines
verlassenen Hauses oder hinter einer in Trümmern liegenden Tankstelle Platz für
mehrere Fahrzeuge, aber die Zufahrten waren in jedem Fall schon lange vorher
hoffnungslos blockiert. Vereinzelte Autos krochen wie verirrte Ameisen ziellos
über die aufgewühlten Straßen, aber alle übrigen standen unbeweglich und
schienen allmählich zu einer festen Masse zu erstarren. Überall saßen Menschen
auf Autodächern und Wohnwagen und starrten durch den Rauch aufs Meer hinaus.
    Die einzigen Anzeichen einer
organisierten Tätigkeit waren unmittelbar am Strand zu beobachten. Lastwagen
fuhren auf einer Straße zwischen den Dünen hin und her, und die langen
Autoreihen, die hinter den Metallhütten standen, waren peinlich genau
ausgerichtet. In der Nähe erhoben sich auch ganze Zeltstädte, die um
Versorgungseinrichtungen und Küchenfahrzeuge gruppiert waren.
    »Wartet hier.« Ransom stieg aus und
ging zu den beiden Männern hinüber, die auf dem Dach ihres Wagens saßen.
    Er nickte ihnen zu. »Wir sind eben
angekommen. Wo geht es zum Strand hinunter?«
    Der ältere Mann, der etwa sechzig
Jahre alt zu sein schien, ignorierte Ransom völlig. Er starrte nicht auf das
Gewühl zu seinen Füßen hinab, sondern beobachtete den entfernten Horizont, wo
ein leichter Dunst über dem Meer schwebte. Sein starrer Gesichtsausdruck
erinnerte Ransom an die besessenen Wolkenspäher auf ihren Türmen in Larchmont.
    »Wir brauchen Wasser«, erklärte
Ransom geduldig. »Wir sind heute schon hundertfünfzig Kilometer gefahren. Zu
unserer Gruppe gehört ein blinder Invalide.«
    Der andere Mann, der seinen Strohhut
tief ins Gesicht gezogen hatte, um es vor der Sonne zu schützen, warf Ransom
einen neugierigen Blick zu. Er schien den Mangel an Überzeugung in Ransoms
Stimme zu spüren und lächelte schwach, aber fast ermutigend, als habe Ransom
eben die erste Hürde überwunden.
    Ransom ging zu seinem Wagen zurück.
Die Straße führte den Abhang hinab an den Leuten vorbei, die sich auf diesen
letzten Beobachtungspunkt zurückgezogen hatten. Dann verlief sie allmählich
flacher und näherte sich dem ersten Lager.
    Hier war nichts mehr von der See
wahrzunehmen, denn der Strand lag weit hinter den Dächern der Autos und
Wohnwagen und den Rauchschwaden der vielen Feuer. Tausende von Menschen hockten
zwischen den Fahrzeugen im Schatten oder saßen auf den Trittbrettern. Kleine
Gruppen von Männern bewegten sich schweigend durch die dichtgedrängten Massen.
Dann teilte sich die Straße – ein Abschnitt führte parallel zum Strand an den
Hügeln entlang, der andere verlief diagonal in Richtung Meer. Ransom hielt an
der Abzweigung und suchte vergeblich nach Polizisten oder einer militärischen
Kontrollstelle. Rechts von ihm erhoben sich die Überreste eines großen
Schildes, dessen Bretter zertrümmert zwischen Metallpfosten hingen.
    Ransom entschied sich für die zum
Meer führende Straße und fuhr in das Lager ein. Schon zwanzig Meter weiter
mußte er jedoch vor einer mit primitiven Mitteln errichteten Barrikade halten.
Als er davor bremste, erschienen vier oder fünf Männer in den Türen der
umstehenden Wohnwagen. Sie winkten Ransom zu, er solle zurückfahren. Einer von
ihnen trug einen eisernen Zaunpfahl in der Hand. Er kam heran und schlug damit
gegen den Kühlergrill des Wagens.
    Ransom blieb trotzdem stehen. Vor

Weitere Kostenlose Bücher