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Ballard, James G.

Ballard, James G.

Titel: Ballard, James G. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Welt in Flammen
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letzte Woche abgestellt worden war, als es auf dieser
Straße große Verkehrsstauungen gegeben haben mußte. Wahrscheinlich hatten seine
Insassen damals alle Hoffnung aufgegeben, jemals weiterfahren zu können und
waren zu Fuß marschiert.
    Die Stadt versank hinter ihnen am
Horizont, aber die gigantischen Rauchwolken waren noch aus vierzig Kilometer
Entfernung sichtbar. Zu beiden Seiten der Straße erstreckte sich das
ausgetrocknete Land jenseits der Gräben, in denen Hunderte von verlassenen und
zertrümmerten Autos lagen. Hier und da tauchte ein einsames Farmhaus auf, vor
dessen staubbedeckten Mauern das verendete Vieh neben leeren Wassertrögen lag.
    Die Straße fiel allmählich zum Fluß
hin ab, als sie sich dem nächsten Übergang näherten. Die Zahl der verlassenen
Fahrzeuge vergrößerte sich plötzlich auffällig. Ransom fuhr langsam die letzte
freie Fahrspur entlang und sah zu den entfernten Stahlbögen der Brücke hinüber,
auf deren Zufahrt sich Autos und Lastwagen angesammelt hatten, als sei die Fahrbahn
ein riesiges Förderband, das Schrott über den Fluß transportierte.
    Vierhundert Meter von der Brücke
entfernt mußten sie anhalten, weil vor ihnen verlassene Wagen kreuz und quer
auf der Straße standen. Ransom ging zu Fuß weiter und kletterte auf das Brückengeländer.
Früher war der Fluß hier fast dreihundert Meter breit gewesen, aber jetzt
bestand er nur noch aus einem dünnen schwarzen Rinnsal, das sich wie eine müde
Schlange durch das weiße Bett wand. Einige gestrandete Leichter lagen am Ufer
und ragten wie Felsklippen aus dem Wüstensand. Obwohl die große Brücke und ihre
Zufahrten an gegenüberliegenden Seiten des Flusses deutlich bewiesen, daß hier
früher ein breiter Wasserlauf existiert haben mußte, ging das ausgetrocknete
Flußbett jetzt bereits fast unmerklich in die staubige Landschaft über, so daß
kaum noch ein Unterschied zu erkennen war.
    Als Ransom endlich die Brücke selbst
betrachtete, sah er auf den ersten Blick, wodurch die riesige Verkehrsstauung
verursacht worden war. Das Mittelstück der Brücke, ein freitragender Bogen von
etwa dreißig Meter Länge, war von einem Sprengtrupp in die Luft gejagt worden.
Die Stahlträger lagen zerfetzt und verbogen im Staub des Flußbetts. Am
Brückenanfang waren drei Armeelastwagen nebeneinander aufgefahren und durch schwere
Ketten miteinander verbunden worden, so daß sie die Straße wirksam blockierten.
Ihre Motorhauben und Führerhäuser waren zerbeult und rauchgeschwärzt.
    »Was soll das eigentlich?« fragte
Philip Jordan, als sie nebeneinander ins Flußbett hinunterstiegen. »Wollen sie
damit verhindern, daß die Leute das Meer erreichen?«
    »Keineswegs, Philip.« Ransom fuhr
sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Aber sie sollen nicht allzu schnell
dorthin kommen.«
    Einige Autos waren seitlich in das
ausgetrocknete Flußbett hineingefahren worden, als ihre Fahrer den vergeblichen
Versuch machten, auf diese Weise das andere Ufer zu gewinnen. Jetzt lagen sie
halb im Staub begraben, der auch ihre Sitze bedeckte. Mrs. Quilter hielt sich
noch eine Weile bei ihnen auf, als hoffe sie, die Autos würden plötzlich von
selbst weiterfahren. Dann raffte sie ihr zerrissenes Seidenkleid zusammen und
schlurfte an Catherine Austens Arm davon.
    Sie erreichten das flache Bett der
Hauptfahrrinne und gingen an den zerfetzten Stahlträgern des Mittelbogens
vorbei. Die Zündschnüre führten nach Süden ans andere Ufer. Während Ransom
aufmerksam lauschte, weil er sich einen Augenblick lang einbildete, von dort
her Motorengeräusch gehört zu haben, stolperte er und hätte Mr. Jordan fast von
der Tragbahre gekippt.
    »Ruhen Sie sich bitte einen Moment
aus, Doktor Ransom«, sagte der alte Neger entschuldigend. »Es tut mir wirklich
leid, daß ich so eine Last für Sie bin.«
    »Keine Ursache. Ich habe nur nicht
aufgepaßt.« Ransom setzte die Tragbahre ab und wischte sich den Schweiß aus den
Augen. Während der Fahrt nach Süden hatte er immer mehr eine große innerliche
Leere gespürt, als folge er nur einem angeborenen Trieb, der unter diesen
veränderten Umständen völlig bedeutungslos geworden war. Die vier Menschen in
seiner Begleitung wurden allmählich zu Schattengestalten und waren nur noch
Erinnerungen an eine Vergangenheit, in der es viele breite Flüsse wie diesen
hier gegeben hatte. Er beobachtete Mrs. Quilter und Catherine, die mühsam über
einen der Stahlträger kletterten, und versuchte sich vorzustellen, welches
Schicksal

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