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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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war, als höre sie Schritte auf dem Kies knirschen. War das Henning, der durch den Garten kam?
    »Hallo?«
    Gesche ging zur offen stehenden Tür, die aus der Küche in den Garten führte, und spähte angestrengt in die Dunkelheit. Außer einem unmutigen Grunzen von einem der Bunten Bentheimer aus dem Schweinekoben hinter dem Haus erhielt sie keine Antwort. Nero, der schwarze Neufundländer, der den Graswurzelhof bewachen sollte, schien ruhig in seiner Hütte zu schlafen.
    Christos und Marianne, ihre direkten Nachbarn, waren am Morgen zu einem Familienbesuch nach München aufgebrochen. Durch die Holunderhecke neben dem Stall sah Gesche einen schwachen Lichtschein fallen. Wahrscheinlich saßen Peggy und Holger draußen vorm Haus. In der Kate von Tilde ging gerade das Licht an. Vielleicht war sie es, die sie gerade hatte kommen hören. Die neue Nachbarin war eine begeisterte Radsportlerin, trainierte regelmäßig und war ab und zu in der Dunkelheit unterwegs.
    Schade, bisher hatte es kaum einmal eine Gelegenheit für einen entspannten Plausch unter Frauen gegeben. Tilde hatte seit ein paar Monaten die kleinste der drei Katen gemietet, die zum Hof gehörten, und obwohl sie quasi fast nebenan wohnte, begegnete man sich nur sehr selten, was Gesche bedauerte. Sie fand die Malerin sehr sympathisch, eine angenehm unkomplizierte Frau mit einer unaufdringlichen Art, und sie hatte auch das Gefühl, die Sympathie war beiderseitig. Es war lächerlich, doch leider hatte sie in den letzten Wochen nicht einmal die Zeit gefunden, die neue Nachbarin auf einen Kaffee einzuladen.
    Endlich hatte Gesche alle Spuren der Marmeladenkocherei weggeputzt und saß mit ihrem Wein draußen im Garten. Sie genoss die Ruhe und die einzige Zigarette, die sie pro Tag rauchte und die sie sich nach wie vor nicht hatte abgewöhnen können. Nachdem sie das Licht in der Küche gelöscht hatte, nahm sie wahr, wie hell der Himmel um diese Uhrzeit noch war. Mittsommer war zwar schon ein paar Wochen vorbei, doch es würde eine ganze Weile dauern, bis es hier im Norden wieder eine richtig dunkle Nacht gab.
    Eigentlich sollte sie zu Bett gehen, denn sie war ziemlich kaputt, und auch am Sonntag konnte sie meist nicht viel länger schlafen als sonst. Aber solange Henning nicht zurück war und sie ihn nicht gefragt hatte, was eigentlich mit ihm los war, würde sie sich eh nur ruhelos in den Kissen wälzen. Also goss sie sich ein weiteres Glas Wein ein.
    Endlich hörte sie das Auto auf den Hof fahren.
    »Nanu, seit wann bist du so eine Nachteule?«, fragte Henning überrascht, als er seine Frau im Garten sitzend entdeckte.
    »Ach, es war so heiß und du warst nicht da, da hätte ich sowieso nicht schlafen können. Wo warst du denn so lange?«
    Er sah sie an.
    »Erst haben wir den Zaun repariert, und dann hab ich Jonas nach Lübeck gefahren. Der trifft sich dort mit irgendwelchen Kumpels.«
    »Ach so. Komm, setz dich ein bisschen hierher zu mir.«
    »Nee, Gesche. Ich muss schlafen, und auch du solltest vor allem an morgen früh denken. Du beschwerst dich doch immer, dass du am Sonntag so früh aufwachst.«
    »Ja, ja, Boss.«
    Gesche sah ihn prüfend an. Ihr Blick war vom Alkohol schon ein wenig glasig.
    »Aber jetzt sag mir bitte, was los ist, mein lieber Mann. Du bist irgendwie so anders seit einigen Tagen. Ist etwas passiert?«
    Henning schüttelte verwundert den Kopf. »Wie kommst du denn darauf? Gar nix ist los und nix ist passiert. Gesche, ich glaube, du hast ein bisschen zu viel Wein getrunken.«
    »Mir kannst du nichts vormachen, lieber Herr Henning! Schließlich kenn ich dich seit fast 20 Jahren, und ich weiß, wenn was nicht stimmt bei dir. Komm schon, rück schon raus damit!«
    »So, ich nehme jetzt die Flasche mit. Wer weiß, was meine kleine Schnapsdrossel noch alles behauptet, wenn ich sie mehr trinken lasse, nicht?«
    Er strich ihr zärtlich über den Kopf.
    »Aber irgendwie bist du ja niedlich dabei.«
    Diese Art, sich über sie lustig zu machen, konnte Gesche partout nicht leiden. Das war stets Hennings Masche, wenn er einer Diskussion ausweichen wollte. Vor allem dieses Verhalten machte ihn für sie verdächtig.
    »Jetzt bleib mal bitte ernst!«, fuhr sie ihn an und bewirkte lediglich, dass er ein nachsichtiges Lächeln zeigte.
    »Gut Nacht, min Deern!«, sagte er, griff sich die Weinflasche, streichelte seiner Frau über das glatte, weißblonde Haar, drehte sich um und ging ins Haus.
    Zurück blieb eine wütende Gesche, die sich augenblicklich

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