Ballnacht mit dem griechischen Milliardaer
schwer machte.
„In Ordnung“, sagte er zu Vasili und nickte ihm über die Schulter zu. „Danke.“ Sein Assistent verstand den Wink und wollte gerade gehen und seinen Chef allein lassen, als Nikos ihn noch einmal zurückrief. „Moment noch!“
Vasili drehte sich um. „Ja?“
„Hat sie den Umschlag mitgenommen?“
„Den Umschlag?“ Der junge Mann war verwirrt. „Welchen Umschlag?“
„Er lag im Schlafzimmer, auf dem Nachtisch. Hat sie ihn mitgenommen?“
Vasili zuckte mit den Schultern. „Es tut mir leid, aber darauf habe ich nicht geachtet. Soll ich noch einmal hinfahren und nachsehen?“
„Nein. Das wird nicht nötig sein. Ich erledige das selbst“, erklärte Nikos und stürmte an seinem verdutzten Assistenten und seiner Sekretärin im Vorzimmer vorbei zum Fahrstuhl, der ihn in die Tiefgarage zu seinem Auto brachte. Es war nicht die Limousine, in der Vasili ihn sonst chauffierte, sondern ein schwarzer Sportwagen, den er selbst fuhr. In weniger als einer halben Stunde stand er in seiner Wohnung.
Er wusste nicht, warum ihm diese Sache keine Ruhe ließ. Aber die Tatsache, dass Helena einfach gegangen war, ohne dass er wusste, wohin, machte ihn plötzlich nervös. So hätte das alles nicht ablaufen sollen. Er wollte wissen, wo sie sich aufhielt. Er wollte ein Auge auf sie haben. Das war so typisch für sie, diese Unberechenbarkeit. Bei ihr wusste man nie, was sie als Nächstes tat.
Mit großen Schritten stürmte er ins Schlafzimmer und blieb an der Tür abrupt stehen. Der weiße Umschlag stand gegen die Lampe gelehnt auf dem Nachtisch.
Sie hat das Geld rausgenommen, sagte Nikos sich, während er darauf zuging. Sie kann es gebrauchen, und eine solche Summe hat sie nicht zurückgelassen. Sie hat es genommen. Doch schon als er den immer noch dicken Umschlag berührte, wurde ihm klar, dass er das Bargeld und den Scheck noch darin finden würde. Es war alles noch da. Und im Grunde hatte er es die ganze Zeit über gewusst.
Er setzte sich aufs Bett, weil seine Beine plötzlich unter ihm nachzugeben schienen, und starrte auf den Umschlag in seinen Händen. Sein Kopf war wie leer gefegt, und der Schmerz in seiner Brust wurde schlimmer. Erdrückend schlimm.
Geld ist ihr nicht wichtig, dachte er. Sie hat es gesagt. Sie wollte damals die Summe nicht, die du ihr angeboten hast, damit sie dich auf Panaiotis’ Feier begleitet, und sie nimmt auch jetzt nichts von dir an. Sie hat nicht gelogen …
Aber er hatte gelogen. Er hatte Helena angelogen und auch sich selbst. Es brachte nichts, sich länger etwas vorzumachen.
Verzweifelt ließ er den Kopf in seine Hand sinken und strich sich über die Stirn. Vielleicht, dachte er, und Traurigkeit flutete sein Inneres, vielleicht hätte ich sie nicht wegschicken sollen. Es war ein Reflex gewesen, mehr nicht. Etwas, das er immer tat, wenn ihm jemand zu nahe kam. Wenn plötzlich von Liebe die Rede war. Es war ein Gefühl, das er nicht brauchte. Etwas, das mit seinem Leben nichts zu tun hatte. Bis jetzt jedenfalls.
Du kannst deine Vergangenheit nicht einfach aus deinem Leben streichen. Sie ist ein Teil deiner Geschichte. Das alles hat dich zu dem gemacht, der du heute bist.
Helenas Worte hallten in seinem Kopf nach, und er presste die Augen fest zusammen, um das Bild von ihr zu vertreiben, das er einfach nicht loswurde.
Es stimmt, gestand er sich ein. Seine Erfahrungen hatten ihn geprägt. Und hart gemacht. Zu hart. Und genau deshalb war es gut, dass Helena nicht bei ihm geblieben war. Sie verdiente einen besseren Mann als ihn. Denn er konnte ihr nicht bieten, was sie von ihm erwartete. Er war einfach nicht fähig dazu.
Seine Hand fühlte sich bleischwer an, als er den Umschlag wieder zurück auf den Nachtisch legte. Dann stand er auf und verließ das Zimmer, ohne sich noch einmal umzusehen.
11. KAPITEL
Helena sah dem Taxi nach, dann stellte sie ihren schweren Rucksack auf den Bürgersteig und wandte sich unsicher zu dem roten Backsteinhaus um, vor dem sie stand. Es lag in einer ruhigen Sackgasse in einer schönen Gegend von Brighton, dort, wo die wohlhabenderen Leute wohnten. Die Vorgärten wirkten sehr gepflegt, und in den Einfahrten standen Mittelklassewagen.
Unbewusst zog Helena die Schultern hoch, denn sie fror plötzlich in ihrer dünnen Jacke. Ob das jedoch an den kühlen Temperaturen lag oder daran, dass sie nicht wusste, was sie in dem Haus, auf das sie starrte, erwarten würde, wusste sie nicht.
Seit ihrer Abreise aus Athen waren fast drei Monate
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