Ballnacht mit dem griechischen Milliardaer
besuchen.“
Helena klappte das Buch zu und setzte sich mit einiger Mühe auf. „Ich fand es auch sehr beeindruckend“, sagte sie lächelnd. „Und du dachtest, es wäre ein Fehler.“
„Das stimmt“, sagte Nikos nachdenklich. Helena hatte ihn erst lange überreden müssen, sich auf dieses Interview einzulassen, in dem er einem Journalisten einer wichtigen griechischen Zeitung zum ersten Mal genaue Einblicke in seine Kindheit und Jugend gegeben hatte. Doch anders als befürchtet waren seine umfassenden und ehrlichen Schilderungen in der Öffentlichkeit unglaublich positiv aufgenommen worden – genauso wie von Helena vorhergesagt. Seine persönliche Geschichte, die dem Schicksal der Straßenkinder ein Gesicht gab, beflügelte die Spendenwilligkeit für seine Stiftung geradezu, und auch Nikos selbst begegneten die Menschen nun anders als zuvor. Es waren nicht mehr nur Respekt und Anerkennung, die er spürte, sondern oft auch echte Sympathie, wenn er Bekannten begegnete oder neue Leute kennenlernte.
Nikos sah seine Frau an und verlor sich wie immer in ihren blauen Augen, in die er sich schon an jenem ersten Tag, als sie sich hier auf der Jacht begegnet waren, verliebt haben musste. Nur hatte es lange gedauert, bis er sich das endlich eingestehen konnte – fast zu lange. Er holte tief Luft, als ihm wieder einfiel, dass er sie durch seine eigene Dummheit fast verloren hätte. „Ich habe es nur für dich getan.“
Manchmal, wenn er nachts wach lag und Helena beim Schlafen zusah, erinnerte er sich an jene furchtbaren Wochen ohne sie, und die Dankbarkeit, dass sie ihn trotz allem, was zwischen ihnen geschehen war, liebte, bestimmte noch immer all sein Denken und Fühlen. Er würde immer alles dafür tun, dass sie glücklich war.
„Und hatte ich recht?“, fragte Helena mit einem verschmitzten Lächeln und legte die Hände auf ihren Bauch, nur um sie gleich anschließend überrascht wieder hochzunehmen. „Upps!“
„Was ist passiert?“, fragte Nikos erschrocken und war sofort an ihrer Seite. „Hat es sich bewegt?“
„Ja, unser kleiner Fußballer tritt mich ganz schön. Ich denke, so langsam wird es ihm zu eng da drinnen.“
Liebevoll und staunend legte Nikos die Hand auf Helenas Bauch. Das Kind, das darin wuchs – ein Junge, hatten die Ärzte gesagt –, würde in rund vier Wochen auf die Welt kommen, und nichts, gar nichts, erfüllte ihn mit mehr Freude, als dass Helena und er dann eine richtige Familie sein würden.
Er dachte an den Tag damals, als er erfuhr, dass Helena nicht schwanger war. Wie er versucht hatte, sich einzureden, dass er erleichtert war. Doch in Wirklichkeit war da nur Enttäuschung in ihm gewesen und vielleicht der Anfang der Erkenntnis, dass mit Helena alles anders war als mit den Frauen vor ihr. Er hatte ihr das Ergebnis damals verschwiegen, weil er die Entscheidung, die damit zusammenhing, nicht treffen wollte. Doch es hatte mehr bedurft, um ihn wachzurütteln. Und noch mehr, sich endlich einzugestehen, dass er seine einzige Chance auf Glück weggestoßen hatte. Diesen Fehler, da war Nikos sicher, würde er nicht zweimal begehen.
Wie sich herausstellte, war nicht nur er traurig darüber gewesen, dass sie damals in ihrer ersten gemeinsamen Liebesnacht kein Kind gezeugt hatten, sondern auch Helena. Deshalb hatten sie schon direkt nach der Hochzeit, die nur wenige Wochen nach ihrer Rückkehr aus England in Athen stattfand, beschlossen, ein Baby zu bekommen, und als Helena kurz danach schwanger wurde, waren sie beide außer sich vor Glück gewesen.
Panaiotis, der die Führung seines Unternehmens inzwischen unter Auflagen an seinen Neffen Angelos abgegeben hatte, war sofort bereit gewesen, Patenonkel des Kindes zu werden, und auch Georgia freute sich sehr, Patin werden zu dürfen, bot es ihr doch eine Gelegenheit, Zeit mit ihrer Tochter zu verbringen und nicht nur zu ihr, sondern auch zu ihrem Enkelkind eine Beziehung aufzubauen.
Eine Sorge quälte Nikos jedoch, je näher die Geburt rückte. „Ich hoffe nur, dass alles gut geht“, sagte er, und eine steile Falte erschien auf seiner Stirn, als er Helena jetzt ansah. Der Gedanke, sie zu verlieren, war zu schrecklich, um ihn überhaupt zuzulassen. Doch Helena lachte nur.
„Das wird es“, erklärte sie und küsste ihn. „Und zwar nicht nur einmal. Ich will nämlich auch noch eine Tochter, also wappne dich schon mal!“
Vorerst beruhigt, schloss Nikos seine Frau in die Arme. „Solange du bei mir bist, werde ich es schon
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