Ballnacht mit dem griechischen Milliardaer
du dann verhindern, dass Angelos es publik macht?“
„Weil ich mir denken kann, dass du nicht ständig daran erinnert werden willst. Habe ich recht?“
Nikos erwiderte nichts, doch in seinen Augen erkannte Helena, dass er seinem älteren Freund dankbar war. Panaiotis nickte, so als wäre ihm das Antwort genug, klopfte Nikos auf die Schulter und ging.
Später konnte Helena nicht mehr sagen, wie sie die nächsten anderthalb Stunden hinter sich brachte. Sie schüttelte Hände und antwortete mit einem mechanischen Lächeln auf Fragen, die man ihr stellte, doch ihre Gedanken waren die ganze Zeit bei Nikos. Plötzlich ergab so vieles einen Sinn. Sein Engagement für seine Stiftung, sein Wunsch, anderen Kindern, die in ähnlich verzweifelten Umständen lebten, die Chance auf ein besseres Leben zu bieten. Und seine Angst vor Bindungen. Sein Misstrauen gegen Gefühle. Sie konnte nur ahnen, was er damals durchgemacht hatte, aber es musste die Hölle gewesen sein.
Die Rückfahrt in die Wohnung verlief schweigend, denn Helena wagte es nicht, Nikos anzusprechen, der tief in Gedanken versunken schien. Sie spürte, dass er wütend war, aber er sagte nichts.
Als sie wieder in seinem Penthouse ankamen, trat er an eines der Panoramafenster im Wohnzimmer und blickte auf die beleuchtete Akropolis, die weiß und erhaben über der Stadt thronte. Zögernd ging Helena zu ihm und berührte seinen Arm.
„Möchtest du darüber reden?“, fragte sie vorsichtig.
„Worüber?“ Seine Stimme klang schroff, und seine Augen blickten sie hart an. „Darüber, wie es war, in der Gosse aufzuwachsen? Wie es war, mich mit acht Jahren alleine durchzuschlagen, weil meine Mutter im Knast saß? Sie war sechzehn, als sie mich bekam, Helena, sie war selbst noch ein Kind. Ich wusste nie, was wir am nächsten Tag essen würden. Oder ob es überhaupt etwas gab. Denn das wenige Geld, das sie von ihren Freiern bekam, gab sie für Drogen aus. Ich konnte nichts tun. Und dann war sie plötzlich gar nicht mehr da, und ich war auf mich allein gestellt.“ Ganz in seine Erinnerungen versunken, fuhr er sich mit der Hand durchs Haar, krallte sich kurz darin fest, bevor er den Arm wieder sinken ließ.
Er war damals so wütend auf seine Mutter gewesen, weil sie ihn im Stich gelassen hatte – und hatte vielleicht nur deshalb überlebt. „Aber letztlich hat mich das Verhalten meiner Mutter angespornt, es aus dem Elend heraus zu schaffen. Ich wollte nämlich nicht enden wie sie.“ Er zuckte mit den Schultern, und auf seinem Gesicht erschien ein bitterer Ausdruck. „Im Grunde muss ich ihr also dankbar sein, denn sonst wäre ich heute nicht da, wo ich bin.“
Helena betrachtete Nikos. Er starrte noch immer aus dem Fenster, aber sie konnte sein Spiegelbild in der Scheibe sehen. Seine Kinnmuskeln arbeiteten, und sie spürte deutlich seine Anspannung. Jetzt verstand sie auch, wieso er so heftig darauf reagiert hatte, dass sie ihre Mutter wiedersehen wollte. Es musste ihn an seine eigene Situation erinnert haben.
„Und du kannst stolz sein auf das, was du erreicht hast“, sagte sie voller Überzeugung. „Du hast geschafft, was sicher nicht vielen gelungen wäre. Dafür musst du dich nicht schämen.“
Er wandte sich zu ihr um. „Das tue ich nicht“, erklärte er, doch in seinem Blick lag Feindseligkeit, so als wäre es ihre Schuld, dass er sich erneut mit seiner Vergangenheit konfrontiert sah. „Aber ich will auch nicht mehr daran erinnert werden, verstehst du? Das ist vergangen, daran will ich nicht mehr denken.“
„Du kannst deine Vergangenheit aber nicht einfach aus deinem Leben streichen“, beharrte Helena.
„Oh, doch, das kann ich, glaub mir. Ich habe das alles hinter mir gelassen, schon vor langer Zeit.“
Helena legte die Hände um seinen Arm. „Sie ist ein Teil deiner Geschichte, Nikos. Sie gehört zu deinem Leben. Genau wie die Tatsache, dass meine Mutter mich damals verlassen hat, Teil meines Lebens und meiner Geschichte ist. Das kannst du nicht einfach verdrängen und das musst du auch nicht. Du hast es selbst gesagt: Das alles hat dich zu dem gemacht, der du heute bist!“
Nikos schnaubte verächtlich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Zu dem Mann mit dem vielen Geld, hinter dem du und alle anderen her seid, meinst du?“
Helena schluckte, doch sie hielt seinem Blick stand.
„Nein“, erklärte sie ruhig, „zu dem Mann, der seinen Reichtum dafür einsetzt, anderen zu helfen und ihnen den Weg zu ebnen.“ Sie zögerte. Doch
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