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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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erhofft hatte! Das war mehr, als sich die immer auf Effizienz bedachte Inspektorin von dieser spontanen Recherche erwartet hätte. Und das Gespräch sollte auch inhaltlich etwas bringen.
    Zunächst einmal bestritt Serge keine Sekunde lang, mit Mellnig »sehr gut« befreundet gewesen und damit die von Anna Bader erwähnte bestimmende Beziehung in den letzten Monaten seines Lebens gewesen zu sein. Der Fitnesstrainer hatte den Schiedsrichter im Klub in Eggenbach kennengelernt. In der Folge waren sich die beiden Männer privat nähergekommen. Allerdings immer unter Wahrung strengster Diskretion, denn »Arthur hatte panische Angst davor, dass seine sexuelle Ausrichtung in Fußballkreisen bekannt werden könnte. ›Was meinst du, was ich mir anhören kann, wenn ich einem Spieler einmal die Gelbe Karte zeigen muss‹, hatte er immer wieder gemeint .«
    Ja, Arthur hatte ihn auch über den Grund seiner plötzlichen Reise in die Schweiz informiert. »Eines Tages ist er ganz aufgeregt gewesen. Angeblich hat sich ein anonymer Anrufer bei ihm gemeldet, der ihm von beabsichtigten Unregelmäßigkeiten während der EM berichtet hat .«
    Hiebler, ganz gesundheitsbewusst, hatte sich einen naturtrüben Apfelsaft bestellt. »Details hat er mir keine genannt, er ist aber innerhalb von 24 Stunden losgefahren. Und jetzt das .« Er hatte plötzlich sichtlich Mühe, seine Tränen zurückzuhalten. »Wissen Sie schon, wann sein Leichnam freigegeben werden wird? Wegen der Beerdigung.«
    »Leider nein, aber das kann noch dauern«, antwortete Franca. Irgendwie tat ihr der Mann mit seinem ›Geliebten‹-Schicksal leid. Andererseits wieder irritierte sie der abrupte Gefühlswechsel. Jetzt weinte dieser Serge fast, was seiner zu erwartenden Stimmungslage drei Tage nach dem Tod des Freundes ja durchaus entsprach. Dabei hatte er sich bis vor einer Minute völlig unsentimental und vor allem frei von jeder erkennbaren Trauer mit ihr unterhalten. Ganz so, als ob ihn die Sache eigentlich nichts anging. Na ja, durchaus möglich, dass ihr das professionelle Misstrauen wieder einmal einen Streich spielte.
    Zum Abschluss erzählte Hiebler wieder fröhlich von dem neuen Video ›Schlank und rank mit Gloria Schellenberg‹, »in dem ich sogar einen kurzen Soloauftritt habe«, wie er stolz vermeldete. Er holte eine Kassette aus seiner großen Umhängetasche. Offenbar hatte er immer einige bei sich, um damit Eindruck schinden zu können.
    »Hier, das schenke ich Ihnen«, meinte er spontan und hielt Franca das Band hin.
    Während sich die Inspektorin noch formell zierte, das Präsent anzunehmen, sie war so erzogen worden, hatte es sich Serge aber wieder überlegt. »Oh mein Gott«, sagte er plötzlich und schlug sich dramatisch mit der Hand auf die Stirn. »Das habe ich ja völlig vergessen. Tut mir sehr leid, aber ich kann Ihnen das Video gar nicht schenken, weil ich es schon meinem … Chef versprochen habe. Tut mir wirklich leid .«
    »Aber das macht doch gar nichts«, Franca kam in dieser Situation die Dienstvorschrift zur Hilfe. »Ich darf ohnehin keine Geschenke annehmen .« Was natürlich stimmte, aber bei einem mickrigen Video um 4,99 Euro hätte sich kein Mensch ernsthaft über verbotene Geschenkannahme Gedanken gemacht.
    Was ihr mehr zu schaffen machte, war der höchst auffällige Rückzieher des Personal Coachs. Warum hatte es sich Hiebler plötzlich wieder überlegt? Der von ihm angegebene Grund war mit Sicherheit nur eine Ausrede, und eine dumme zudem. Denn er hatte in seiner Tasche mindestens noch drei weitere Kassetten, das hatte die Inspektorin ganz genau sehen können.
    War etwas mit oder auf dem Videoband, das sie oder die Polizei generell nicht wissen oder sehen sollte? Und wenn ja, was konnte das sein? Francas Göttergatte musste beruflich auf den Presseball, sie hasste derlei Volksvergnügungen und freute sich auf einen ruhigen Abend. Da das Fernsehprogramm erfahrungsgemäß immer für eine Enttäuschung gut war, beschloss sie, auf dem Weg nach Hause einen Sprung in die Videothek an der Ecke zu machen. Vielleicht fand sie etwas Interessantes.

     
    * * *
    Zum Zeitpunkt, als sich der Bürgermeister persönlich ein Bild von dem Schaden machte, den die Explosion in einem Kühlraum des ›Rathauskellers‹ angerichtet hatte, befanden sich bereits mehr als 300 festlich gekleidete Gäste in freudiger Erwartung eines unvergesslichen Abends in den Räumen des Rathauses. Und minütlich wurde der Strom der Menschen dichter, der durch die beiden

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