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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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morgens nach Hause kommen. Und bevor er nicht da war, konnte sie ohnehin nicht richtig schlafen.

     
    * * *

     
    Konsul Emden alias Janosz Szeged alias Dr. Matreier war stocksauer. Dieser verdammte Bürgermeister oder wer immer für die Entscheidung, den Ball im Rathaus trotz der Explosion nicht abzusagen, verantwortlich war, hatte damit seine Pläne erheblich durchkreuzt. Denn ein ›kleiner Unfall mit einer Gasflasche‹ oder eine ähnliche verniedlichende Erklärung für das Geschehen würde auf sein Erpressungsopfer, das Management des Pratereinkaufszentrums, erheblich weniger Eindruck machen als eine veritable Bombenexplosion. Die noch dazu zur Absage einer großen Veranstaltung und damit zu einem erheblichen finanziellen Schaden geführt hätte.
    Aber so würde er diesen Herrn Lattuga nicht davonkommen lassen. Er würde schon dafür Sorge tragen, dass die Wahrheit und damit auch das überaus unverantwortliche Verhalten des Chefs der Wiener Stadtregierung bekannt wurden. Der Mann würde noch Blut und Wasser schwitzen, wenn ihn die Medien in den nächsten Tagen wegen seiner Verantwortungslosigkeit an den Pranger nageln würden. Halt, das mit dem Nageln war das Kreuz. Na, und wenn schon, Hauptsache, die Sache wurde angeprangert.
    Schließlich war der Bürgermeister verantwortlich dafür, dass jetzt auch die Sprengkörper im Stephansdom gezündet werden mussten. Dabei hatte Matreier als zwar nicht gerade gläubiger, aber doch respektierender Christ gehofft, die Kirche aus der Auseinandersetzung heraushalten zu können.
    Ein boshaftes Grinsen lag auf seinem Gesicht, als er jetzt die Rufnummer der Redaktion der größten heimischen Tageszeitung in sein Wertkartenhandy tippte.

     
    * * *

     
    Palinski war sich lange nicht sicher gewesen, ob sein Plan zur Verhinderung eines Attentats auf den slowenischen Ministerpräsidenten Dr. Ante Brionigg mehr war als nur eine momentane Verwirrung seines Geistes. Und er war auch jetzt noch weit davon entfernt, von einem Erfolg der wahnwitzigen Idee überzeugt zu sein.
    Das Konzept, Brioniggs Lieblingssüßgebäck ›Kokosbusserln‹ mit pürierten Shrimps zu versetzen, um den naschsüchtigen Ministerpräsidenten mit einer allergischen Reaktion, die darauf zu erwarten war, ins Krankenhaus und damit aus dem Schussfeld zu schaffen, hatte Charme. Aber es war zugleich mehr als verrückt.
    Ehe er sich aber definitiv dafür oder dagegen entschied, musste er erst einmal testen, ob seine Variante mit den zu Brei gemachten Meerestieren machbar, essbar und damit überhaupt konkurrenzfähig war.
    Und so hatten Palinski und Florian noch am Nachmittag ein gutes altes Kochbuch organisiert, ein Kilogramm tiefgekühlter, bereits geputzter Shrimps sowie alle anderen Zutaten besorgt und dazu noch fünf Halbkilosackerln von ›Brandecks hausgemachten Kokosbusserln‹, den besten, die der Markt zu bieten hatte. Für Vergleichszwecke, vor allem aber wegen der Originalverpackung. Denn ohne Tarnen und Täuschen würde es auf keinen Fall gehen.
    Dann hatten die beiden noch die Tatsache, dass ›Mama Marias‹ nach den Problemen mit einem geplatzten Rohr heute erstmals wieder in Betrieb war, bei zwei herrlichen Pizzen, Barolo vom Feinsten und zwei abschließenden Macedonia di Frutta gefeiert. Palinski fühlte sich dabei wie der verlorene Sohn, der endlich heimgekehrt war. Dabei war das Restaurant ohnehin nur drei Tage geschlossen gewesen.
    Aber das war eben alles relativ. 72 Stunden geschlossen – das war nur ein Moment für das Finanzamt, aber eine Ewigkeit für den Lieblingsitaliener.
    Und dann ging es los. Das ›Institut für Krimiliteranalogie‹ verfügte über eine erstaunlich gut ausgestattete Küche, ein Relikt aus der Zeit, als Palinski sich um jeden Preis als Kochkünstler profilieren wollte. Das leidige ›Schnitzel à la Polska‹ mit all seinen auch noch heute aktuellen Auswirkungen stammte aus dieser Phase.
    Zunächst kutterte Palinski die noch leicht gefrorenen Shrimps, entfernte so weit wie möglich das dabei reichlich angefallene Wasser und pürierte die etwas grobe Masse danach gründlich. Dann wurde das Resultat dieser Arbeit mit Eiklar, Zucker, Mehl, Kokosflocken und etwas Honig vermischt. Um den ganz, ganz leichten noch vorhandenen Shrimpsgeschmack, den Florian zu schmecken glaubte, wegzubekommen, wurde die Masse dann noch mit etwas Vanillezucker und einem Spritzer Rum verfeinert. Egal, das würden eben ›Brandecks Spezial-Busserln‹ werden. Hauptsache, Brioniggs Gesicht blühte

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