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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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größeren und kleineren Batzen Schlagobers, mancherorts auch Schlagsahne genannt, zu lustigen bunten Ornamenten.
    Als makabrer Höhepunkt klebten drei gewaltige Schoko-Nugat-Bomben, angeblich die bevorzugte Süßspeise des Präsidenten des Presseverbandes, an der Decke und folgten nur zögernd und in kleinen Portionen den Gesetzen der Schwerkraft.
    Szeged, der uns schon als Dr. Matreier begegnet und allgemein als Konsul Emden bekannt und gesucht war, war sich sicher, dass diese Botschaft vom Adressaten verstanden werden würde. Der war aber nicht der Bürgermeister, sondern das Management des Pratereinkaufszentrums.
    Konsul Emdens Beruf hatte zwei Seiten. Erstens sah er sich als begnadeter Auftragstäter, der seinen exklusiven Kunden die ausgefallensten Wünsche höchst originell und effizient zu erfüllen in der Lage war.
    Nun war der Konsul aber noch nicht so lange im Geschäft, dass ihn die Auftragslage schon voll befriedigt, bzw. ihm erlaubt hätte, seinen doch recht aufwendigen Lebensstil zu finanzieren. Das heißt, zu tun hätte er genug gehabt, aber Emden war sehr wählerisch. Er nahm lediglich jene Aufträge an, die seiner würdig waren. Und das waren nur sehr wenige. Um ehrlich zu sein, bisher eigentlich noch kein einziger.
    Und damit zum zweiten beruflichen Aspekt. Diese Arbeit diente Emden vorrangig zur Geldbeschaffung. Was man eben so zum Leben benötigte und um sein Geschäft betreiben zu können. Der Konsul nutzte diese Projekte regelmäßig auch zur verspielten, ja mitunter exzessiven Selbstdarstellung und damit gleichzeitig als Werbung für sich und seine Fähigkeiten.
    So hatte die kleine Episode mit den dummen Psychologiestudenten, die ihm die Geschichte von der wasweißgottwiewichtigen Feldstudie mit den Gummistiefeln abgenommen hatten, lediglich den Sinn gehabt, die Polizei publikumswirksam zu foppen. Gleichzeitig übte er über zwei kontrollierte Explosionen, eine im Rathaus und die andere im Stephansdom, Druck auf das eigentliche Ziel dieser Übungen aus, um es damit zur Zahlung der verlangten Summe zu zwingen.
    Falls das nicht helfen sollte, dann würde es eben einen großen ›Wumm‹ geben, gewaltiger als die ersten beiden. Viel, viel gewaltiger. Und befriedigender, wenn er an den Mehrheitseigentümer des ins Auge gefassten Objektes dachte. Sehr viel befriedigender. Vielleicht sollte er den hässlichen Kasten überhaupt in die Luft jagen? Unabhängig davon, ob diese Säcke zahlten oder nicht.
    Jetzt würde wohl die Polizei jeden Moment eintreffen, und dann konnte es für ›Szeged‹ unter Umständen eng werden. Mit dem Wertkartenhandy in der Tasche, mit dem er die Zündung der Bombe im Kühlraum ausgelöst hatte, konnte er rasch in eine unangenehme Situation geraten. Konsul Emden wusste, wann es Zeit war zu gehen, und das tat er jetzt auch.
    Im Hinausgehen entledigte er sich seiner Perücke und entsorgte sie in einem öffentlichen Mistkübel. Sollten die Bullen das Ding doch ruhig finden. Wichtig war, dass sein derzeitiger ›Nom de Guerre‹ in der Pressemitteilung der Polizei aufschien, und da konnten solche Indizien durchaus hilfreich sein.

     
    * * *

     
    Franca Wallner hatte heute das Mittagessen ausfallen lassen. Nicht aus Sorge um ihre Linie, mit ihren 62 Kilogramm auf 1,74 m hatte sie so etwas wie eine Idealfigur. Und sie war auch eine gute Verbrennerin. Sie konnte essen, was sie wollte, und nahm nicht zu. Erst unlängst war ihr ihr erster Tennisdress wieder in die Hände gefallen. Der, den sie zuletzt mit 18 Jahren bei einem Jugendturnier in Aigen getragen hatte. Aus reinem Jux hatte sie versucht, ob sie heute noch hineinkam. Und siehe da, er passte nach wie vor wie angegossen. Na ja, um die Brust war er vielleicht ein wenig eng.
    Nein, Franca hatte ganz einfach zu viel um die Ohren. Die personelle Ausstattung der Wiener Polizei war so, dass man in normalen Zeiten gerade über die Runden kam. Aber wann gab es schon normale Zeiten? Die existierten praktisch nicht und schon gar nicht in der Zeit vor und während eines Monsterevents, wie es eine Fußball-EM nun einmal war. Zwar wurde dann aus allen »Löchern« Verstärkung herausgezaubert, aus der Akademie, den Verwaltungsstellen. Ja, diesmal hatte man sogar mehrere bereits in Pension befindliche Kollegen kurzzeitig wieder in den aktiven Dienst geholt. Aber all diese Maßnahmen brachten mitunter mehr Probleme mit sich, als sie lösten.
    Jetzt hatte Franca allerdings etwas Luft in ihrem straffen Zeitplan, die sie sowohl zum Essen

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