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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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habe ich erst unlängst irgendwo gehört. Worum geht es dabei, Schatz ?« Inspektorin Schatz erklärte ihrem Mann, dass es FWCE hieß und die näheren Umstände ihres Interesses.
    Die vorangegangenen philosophischen Lockerungsübungen hatten Wallners Kombinationsgabe zu Höchstform auflaufen lassen. Die Antwort auf Francas Frage flog ihm förmlich zu.
    »Was, das steht auf einem Stirnband, das bei der Leiche von dem Schiedsrichter gefunden worden ist ?« Jetzt war es einfach. Die eine Leiche führte zur anderen, zu jener von Urs Immenseh und zu einem dunkelblauen Pajero. »FWCE könnte Freizeit- und Wellnessklub Eggenbach bedeuten. Das ist ein Kaff rund 20 Kilometer nordöstlich von Wien .«
    »Hmm, aha«, grunzte Franca Wallner am anderen Ende der Leitung, »das ist nicht uninteressant. Kennst du da jemanden ?«
    »Kann man so sagen«, räumte ihr Helmut ein. »Ein auf den Klub zugelassenes Fahrzeug ist in den Mord an dem Schweizer Architekten verwickelt, an diesem Immenseh. Du erinnerst dich doch an den Fall? Warum?«
    »Kannst du feststellen, ob Arthur Mellnig in diesem Klub Mitglied oder zumindest gelegentlicher Gast war ?« Franca fand es bemerkenswert, dass ein Wiener Schiedsrichter, der in Zürich ermordet im Zug aufgefunden worden war, das Stirnband eines Fitnessklubs bei sich getragen hatte, der in irgendeiner Form mit dem Mord an einem Schweizer Architekten in Wien zu tun hatte. Das war wahrscheinlich nur Zufall. Vielleicht aber auch nicht.
    »Verstehe ich dich richtig? Du vermutest auch einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen ?« , Helmut Wallner war hörbar erfreut, dass seine Frau zu demselben Schluss gelangt war wie er selbst. Und damit seinen zunächst nur vagen Verdacht bestätigte.
    »Na, das tust du doch auch. Dabei weißt du einiges noch gar nicht«, entgegnete seine Lieblingsinspektorin und erzählte ihm auch noch den Rest.
    »Na, das wäre ja etwas«, Wallner war begeistert. »Toll, ich gehe der Sache sofort nach. Gut gemacht, mein Schatz«.

     
    * * *

     
    Palinski und Florian Nowotny hatten die Unterlagen über Dr. Ante Brionigg ausführlich studiert. Beide wussten nicht, was sie eigentlich suchten. Aber jetzt, nach fast zwei Stunden, wussten sie zumindest, dass sie es nicht gefunden hatten.
    Abgesehen davon, dass der Mann Ministerpräsident eines kleinen europäischen Staates und noch für etwas mehr als drei Wochen Präsident des Europäischen Rates war, war er stinknormal.
    Weder Lebenslauf noch sonstige Informationen ergaben irgendwelche Hinweise auf spezielle Gewohnheiten, abnorme Vorlieben oder dergleichen, mit denen man ihn hätte ›beeinflussen‹ können.
    Er liebte italienische Opern, vor allem die von Verdi, französische Küche, Wachauer Weine und Kokosbusserln nach einem Rezept seiner altösterreichischen Großmutter. Er verbrachte die Freizeit gerne mit seiner Frau und den beiden Kindern Jure (8) und Katrin (5) in seinem Ferienhaus in Portoroz oder auf dem Segelboot. Er hatte Übergewicht und erhöhten Blutdruck, litt gelegentlich unter Atemnot und war allergisch gegen Shrimps. Das hatte ihm sogar schon einmal einen Krankenhausaufenthalt eingebracht. Zwar nur für einen Tag, aber immerhin.
    Ja, und er war auch kurzsichtig, links 2,5 und rechts 2,25 Dioptrien. Wahrscheinlich war Brionigg auch eitel, denn er trug Kontaktlinsen. Und das war’s im Wesentlichen auch schon gewesen.
    Wie man einen Politiker mit diesem Wissen vor einem Attentat beschützen sollte, war Palinski schleierhaft. Er konnte ihn ja schlecht …
    Ja, warum eigentlich nicht, wenn ihm wirklich nichts Besseres einfallen sollte. Nein, schon die Vorstellung war zu lächerlich. Andererseits, falls es doch klappte? Und welche Alternative hatte er denn?

     
    * * *

     
    Während um ihn herum das Chaos ausgebrochen war, betrachtete Szeged, ein angeblich aus Ungarn stammender Aushilfsmitarbeiter des Restaurants ›Rathauskeller‹, zufrieden die gewaltige Sauerei. Die von einer kleinen, wie ein Fußball geformten Bombe angerichtet worden war, die auf einem Spielfeld aus Biskuit und grünem Marzipan versteckt gewesen war. Die mit dunkler und weißer Schokolade sehr kunstvoll verzierte Semtex-Kugel im Durchmesser von 15 cm hatte den Raum in ein wahres Schlachtfeld verwandelt, auf dem es von zerfetzten Torten, verstümmelten Obstkuchen und in ihre Zutaten atomisierten Petit Fours nur so wimmelte.
    Von den Wänden und der Decke rannen oder tropften Gelees und Cremes aller Art und mischten sich am Boden mit vielen

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