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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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Unterstützung vom Staat, suchte nach Geldgebern, die die Fabrik weiter betreiben würden. Es war umsonst. Wie findet man 250 Ersatzarbeitsplätze in einer Region wie dieser, in der es kaum Gewerbe und Industrie gibt? Das ist praktisch unmöglich. Einige wenige kamen in anderen Unternehmen unter, einige mussten die Branche wechseln, und viele fanden überhaupt keinen vernünftigen Job mehr. Kein Wunder, dass der Zorn der Betroffenen groß war.«
    »Ich wusste nicht, dass die Probleme der Firma so gravierende Folgen hatten. So etwas ist schlimm, auch für die Familien der Betroffenen.«
    »Die meisten machten Graf für das Desaster verantwortlich. Sie spuckten vor ihm aus, wenn sie ihn sahen, warfen ihm seine Bürofensterscheiben ein, irgendwer hat sein Auto mit Farbe beschmiert und ›Arbeitsplatzmörder‹ draufgesprüht. Es war der pure Hass. Wahrscheinlich ist Graf deshalb bald danach weggezogen und in Ihre Gemeinde abgetaucht.«
    »Aber warum richtete der Hass sich nur gegen Anton Graf? Der Geschäftsführer war doch Rufus Feuerlein.«
    Baltasar hätte sich ohrfeigen mögen dafür, der Firmengeschichte nicht schon früher nachgegangen zu sein. Es deutete nicht wenig darauf hin, dass hier das Motiv für den Mord an Anton verborgen war.
    »Rufus stand natürlich auch im Kreuzfeuer. Er habe als Manager versagt, so lauteten die Vorwürfe aus der Belegschaft. Er habe die Probleme ignoriert, einfach weitergewurschtelt und in der Krise viel zu spät gegengesteuert. Es gab sogar eine anonyme Anzeige, woraufhin die Staatsanwaltschaft wegen Konkursverschleppung ermittelte. Soviel ich weiß, kam nichts dabei raus, das Verfahren wurde irgendwann eingestellt. Aber für Feuerlein war es schwer belastend, sein Ruf und seine Existenz standen in Frage.«
    »Der Schulleiter wirkt heute ganz zufrieden mit seinem Beruf.«
    »Er hatte Glück mit seinem neuen Job. Davor lag eine Durststrecke. Denn nach dem Aus bei Angra war er längere Zeit arbeitslos, dazu kam die Belastung durch das Ermittlungsverfahren, und seine Anteile an dem Unternehmen waren von einem Tag auf den anderen praktisch wertlos.«
    »Woran genau entzündete sich die Kritik an Anton?«
    »Zum einem haben wir alle gehofft, Graf würde zusätzliches Geld in die Firma stecken, um sie zu retten. Schließlich war es seine Firma. Aber er weigerte sich kategorisch, Finanzmittel nachzuschießen. Damit war das Schicksal der Beschäftigen von Angra besiegelt, Grafs Nein bedeutete das endgültige Todesurteil für 250 Arbeitsplätze.«
    »Und zum andern?«
    »Zum andern kamen Gerüchte auf, bei dem Konkurs sei nicht alles mit rechten Dingen zugegangen.«
    »Wie das?«
    Baltasar fand immer verwunderlicher, was Kehrmann ihm erzählte.
    »Auf den Firmenkonten fehlte Geld, hieß es, Vermögensgegenstände seien kurz vorher verschoben worden. Mehr weiß ich darüber nicht, wie gesagt, es waren Gerüchte. Verhaftet wurde deshalb niemand. Obwohl es in meinen Augen ein Verbrechen wäre, sich auf Kosten von 250 Leuten zu bereichern.«
    Die letzten Worte hatte Kehrmann mit unverhohlener Empörung herausgepresst.
    »Und man verdächtigte Anton?«
    »Als Eigentümer und Patriarch hatte er natürlich die Insiderkenntnisse und die Möglichkeiten. Aber die Gelder sind nie aufgetaucht. Wenn es weitere Mittel gab, so wäre das eine zusätzliche Sauerei, denn für die Entlassenen blieb aus der Konkursmasse für Überbrückungszahlungen kaum etwas übrig.«
    »Kennen Sie eine Barbara Spirkl? Sie soll von Anton ebenfalls an der Angra beteiligt worden sein.«
    »Gehört hab ich den Namen schon mal. Gekannt habe ich sie aber nicht, was nichts heißen muss, denn als Meister war ich nicht über alles informiert, was in der Chefetage lief. Außerdem war Graf für seine Frauengeschichten bekannt.«
    »Was meinen Sie damit? Dass er die Partnerinnen häufig wechselte?«
    »Na ja, er war jedenfalls nie länger mit einer zusammen, und von einer Ehefrau war nie die Rede. Oft waren es Frauen, die er auf seinen Geschäftsreisen kennengelernt hatte, vermutlich rührte die Beziehung zu dieser Frau Spirkl von daher. Und er hatte regelmäßig Affären mit Mitarbeiterinnen der Angra.«
    »Private Geheimnisse schien es jedenfalls nicht zu geben, so wie Sie das erzählen, Herr Kehrmann.«
    »So groß war die Angra auch wieder nicht. Es war wie in jeder Firma: Jemand sieht was, hört was und tratscht es weiter. Insbesondere wenn es um Liebschaften innerhalb der Firma geht.«
    »Wissen Sie mehr über Anton Grafs

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