Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
Vom Netzwerk:
rufen?«
    Jonas fluchte, also ging es ihm schon wieder besser. Er versuchte aufzustehen, doch Baltasar drückte ihn wieder an die Wand. »Es ist keine gute Idee, in deinem Zustand jetzt rumzulaufen.«
    Sie schwiegen. In dem Untergeschoss waren die Geräusche vom Stadtplatz nicht mehr zu hören.
    Nach einiger Zeit fragte Jonas Lippert: »Haste ‘ne Kippe für mich?«
    »Freut mich, dass es dir wieder besser geht. Und Zigaretten gibt’s keine. Ich bin Nichtraucher.« Baltasar beobachtete den Jungen. Sein Kreislauf schien sich stabilisiert zu haben, nur seine Augen flackerten noch, und es fiel ihm schwer, deutlich zu sprechen.
    »Und wie wär’s mit ’nem Bier?« Jonas suchte seine Taschen ab. »Irgendwo hab ich noch einen Fünfer. Ich geb einen aus. Aber du musst das Zeug besorgen, Alter.«
    War das wieder ein Trick, um abzuhauen? Baltasar war fest entschlossen, sich nicht mehr hereinlegen zu lassen.
    »Ich will jetzt endlich was von dir hören, Freundchen, und zwar keine Ausreden bitte. Ist das bei dir angekommen?«
    »Was willste denn wissen, Alter? Mit einem Bierchen ging’s mir gleich besser.«
    »Quatsch nicht! Es geht um den Vormittag, an dem mein Freund Anton Graf im Stadtpark ermordet wurde.«
    »Du kennst diesen Spacko? Voll krass, der Typ.«
    Baltasar packte den Jungen und zog ihn zu sich her. »Pass auf, was du sagst, mein Lieber. Da verstehe ich keinen Spaß.«
    »He, Alter, krieg dich wieder ein. Der Typ war doch gestört.«
    »Ich hab dir’s gesagt, reiß dich zusammen. Du kennst den Mann also?«
    »Ich kann Zeitung lesen, auch wenn’s nicht so aussieht. Wir könnten uns einen genehmigen, was meinst du, Alter? Dann quatschen wir weiter. Ich kenn da eine Tankstelle …«
    »Du bleibst hier.«
    »Schon gut. War nur ‘n Vorschlag. Zigaretten hast du auch nicht … dann wär ich wieder voll klar im Kopf.«
    »Eure Clique ist mit Graf auf dem Spielplatz im Park zusammengetroffen. Eine Frau hat euch beobachtet. Also streit es nicht ab.«
    Jonas hob die Hände. »Friede, Alter. Will doch gar nichts abstreiten, warum auch? Wir haben den Typen nicht kaltgemacht. Wir waren’s nicht. Obwohl dieser Dätschenkopf eine Abreibung verdient hatte. Außerdem sind wir keine Clique, das sind einfach meine Kumpels, verstehst du? Freunde halt.«
    »Schöne Freunde, die einen Wehrlosen angreifen.«
    »War Notwehr, Alter, so heißt das doch? Notwehr. Der Kerl hat uns angequatscht. Das war voll die Beleidigung. Und beleidigen lassen müssen wir uns nicht, oder? Du wehrst dich doch auch, wenn dir einer in die Eier tritt, oder?«
    »Anton Graf hat nur mit euch geredet. Daraufhin hast du zugeschlagen. Das ist etwas völlig anderes.«
    »Der Typ ist uns angegangen, weil wir ein wenig gefeiert haben. Mit Bier und Schnaps und so, leckere Mischung. Da hat sich der Alte tierisch aufgeregt. Ob wir nichts Besseres zu tun hätten, ob wir nicht zur Arbeit oder in die Schule müssten, was diese Spackos halt so reden. Da haben wir ihm unsere Meinung gesagt. Das ist doch unser Recht als Bürger. Genauso wie das Feiern, das ist ein Menschenrecht, von der Verfassung geschützt. Was ist jetzt mit einem Bierchen? Mir ist vor lauter Labern die Kehle ausgetrocknet.«
    »Lenk nicht ab. Was war weiter?«
    »Wir haben gesagt, dass er sich ja nicht so haben soll und dass es ihn einen Dreck angeht, was wir machen. Da wurde der Typ lauter. Er meinte, wir sollten ihn durchlassen, er hätte noch eine Verabredung. Dann stieß er meinen Kumpel zur Seite.«
    »Und da hast du deinen Schlagring herausgeholt und auf den Mann eingedroschen.«
    Baltasar stellte sich die Szene vor: Anton gegen eine Meute Jugendlicher. Er war ja selbst in die Situation geraten …
    »Alter, ich brauch schließlich was für meine Selbstverteidigung, du weißt ja, welches Gesindel sich auf den Straßen rumtreibt. Da darf man nicht unbewaffnet sein. Aber bei dem Typen war’s nicht so.«
    »Sondern?«
    »Ich hab kein Problem damit, einem was aufs Maul zu hauen, der mir blöd kommt, glaub mir. Aber in dem Fall hat das mein Kumpel erledigt, nicht ich.«
    »Was … Was? Du warst es nicht, der zugeschlagen hat? Wer dann?«
    »Mein Kumpel. Sag ich doch gerade.«
    Baltasar war überrascht. »Und wie heißt dieser Kumpel? Hat der auch einen Namen?«
    »Jetzt laberst du wie ein Bulle. Hat der auch einen Namen, hat der auch einen Namen?« Er äffte Baltasars Tonfall nach. »Natürlich hat der auch einen Namen. Aber den sag ich dir nicht.«
    »Warum nicht? Hast du etwa Angst? Wenn euer

Weitere Kostenlose Bücher