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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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freundlich zu klingen, was ihm nicht ganz gelang. »Denken Sie nur an den heiligen Franz von Assisi, der mit den Vögeln sprach und sagte, ich zitiere: ›Gar müsst ihr euren Schöpfer loben, der euch mit Federn bekleidet und die Flügel zum Fliegen gegeben hat; die klare Luft wies er euch zu und regiert euch, ohne dass ihr euch zu sorgen braucht‹. Daran sollten Sie sich ein Beispiel nehmen.«
    »Ich kann mir ja ein Messgewand aus Kartoffelsäcken nähen lassen, wenn das der Wunsch der Diözese ist.« Baltasar merkte, wie sein Blutdruck stieg. Er zwang sich, dreimal tief durchzuatmen.
    »Ein Bußgewand, ha, ha, ha. Sie als Bußprediger, ha, ha. Sie haben Humor, Herr Senner. Die Freude verstehe ich, denn Sie haben die Chance, was sage ich, die einzigartige Chance, hier bei uns eine Großgemeinde zu etablieren. Wie ich von Ihrem Herrn Bürgermeister gehört habe, übrigens ein freundlicher und gläubiger Mensch, soll ein wunderbares christliches Altersheim entstehen.«
    »Hat Sie unser Herr Wohlrab um eine Finanzierung gebeten, oder gar um eine Beteiligung an dem Projekt?«
    »Sie scherzen, die Diözese muss sparen. Die Einnahmen aus der Kirchensteuer schrumpfen kontinuierlich, aber das brauche ich Ihnen nicht zu erzählen. Diese Sorgen quälen mich, nächtelang wälze ich mich im Bett und zermartere mir das Gehirn, wie ich die Gehälter, so auch Ihr Gehalt, weiter finanzieren kann. Und Sie kommen mir mit so was Profanem wie wurmstichigen Holzbalken.«
    »Eine Kirche mit kaputtem Glockenturm ist keine richtige Kirche. Was würden Sie sagen, wenn Ihr Dom in Passau plötzlich verstummen würde?«
    »Jetzt machen Sie ausnahmsweise mal was richtig, Herr Senner, und sorgen Sie wie ein Missionar dafür, dass sich dieses Altersheim mit christlichen Mitbürgern und Mitbürgerinnen füllt. Die sollen aus ganz Deutschland kommen, sagt Herr Wohlrab, stellen Sie sich vor, von diesen hochverschuldeten protestantischen Bundesländern, die können Sie zur wahren Lehre bekehren, Herr Senner. Wenn die Leute den schönen Bayerischen Wald und Ihre Gemeinde sehen, treten die freiwillig in die katholische Kirche ein, weil sie glauben werden, sie sind im Paradies gelandet.«
    »Da geht es nur ums Geld. Nicht um den Glauben. Das ist nichts für mich.«
    »Glaube ohne Geld ist auch nichts. Also strengen Sie sich an, Herr Senner, tun Sie was fürs Altersheim. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es danach auch mit Ihrem Dachstuhl weitergeht. Und wie Sie selbst gesagt haben: Seien Sie ein gehorsamer Diener!«
    *
    Am Nachmittag kam Teresa aufgeregt in sein Arbeitszimmer, ihr Handy in der Hand. »Hochwürden, Hochwürden, mein Cousin haben angerufen!«
    Baltasar wirkte offenbar etwas begriffsstutzig, denn die Haushälterin fügte hinzu: »Mein Cousin aus Krakau, der mich besuchen wollen.«
    »Ja, stimmt.« Er erinnerte sich.
    »Cousin ist schon in Deutschland, hat angerufen, bereits die Grenze passiert, bald hier sein!«
    »Was, jetzt? Etwas überraschend ist das schon. Warum hat er nicht früher angerufen? Da sollten Sie ihm das Gästezimmer herrichten.«
    »Ein Zimmer? Ich denke …« Teresa druckste herum. »Ich weiß nicht …«
    »Was ist?«
    »Äh … Nichts … Wir abwarten, bis Verwandter kommt.«
    Der Besuch kündigte sich eine Stunde später mit lautem Hupen an. Die Haushälterin eilte hinaus, Baltasar trank in Ruhe seinen Kaffee zu Ende. Der Begrüßungslärm irritierte ihn, er war ungewöhnlich laut, es klang sogar, als ob mehrere Personen gleichzeitig sprachen. Er ging ebenfalls hinaus – und für einen Moment verschlug es ihm den Atem.
    Auf dem Platz vor dem Pfarrheim parkte ein Kleintransporter, der in den Neunzigerjahren als Baustellenfahrzeug gedient haben musste. Eine Seite war verbeult, Rost hatte sich an den Kratzspuren gebildet. Ein Riss in der Seitenscheibe war mit Aufklebern kaschiert.
    Teresa sprach mit einem mittelgroßen Mann, er hatte volles Haar und mochte etwa Ende 40 sein. Neben ihm standen zwei jüngere Frauen mit blondierten Haaren, die bis über die Schultern fielen. Zwei kleine Buben rannten um den Wagen herum und spielten Fangen, dabei riefen sie laut etwas auf Polnisch. Mehrere Koffer und Taschen waren bereits ausgeladen worden, weitere Gepäckstücke stapelten sich noch im Kofferraum.
    Baltasar winkte die Haushälterin zu sich. »Teresa, was ist das?« Er deutete auf die Szene.
    »Mein Cousin Karol. Ich Ihnen von seinem Besuch erzählt.«
    »Arbeitet Ihr Cousin freiberuflich als Schlepper und Schleuser?

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