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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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den Hund aus buntem Muranoglas denken, den sein Onkel ihm geschenkt hatte, als er noch ein Kind war. Lange Zeit hatte das Stück einen Ehrenplatz im Regal seines Kinderzimmers gehabt.
    »Ich habe kürzlich einen Glaskünstler kennengelernt, Herrn Louis Manrique, er lehrt in der Schule.«
    »Ja, ja, der Johann.« Die Frau lachte. »Ich kenne ihn gut, habe auch irgendwo eine Vase von ihm stehen, glaube ich. Eine besondere Persönlichkeit.«
    »Verzeihung, der Herr heißt Manrique, Louis Manrique.«
    »Hochwürden, ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Sein echter Name ist Johann Helfer. Er ist ein Einheimischer aus Spiegelau. Johann oder Hannes, wie seine alten Freunde ihn nennen, fand vor Jahren, dass es besser wäre fürs Geschäft, wenn er sich einen Künstlernamen zulegt. Deshalb wurde aus Johann Helfer über Nacht Louis Manrique. Wenn Sie mich fragen, ich finde das ziemlich albern.«
    »Aber … er hat mir erzählt, er habe in Paris gelebt?«
    »Kann schon sein. Aber das war wohl eher ein längerer Urlaub. Wie auch immer, Hannes denkt in anderen Dimensionen, er träumt von einer internationalen Karriere. Was haben Sie mit der Glasfachschule zu tun, wenn ich fragen darf?«
    »Ich suchte eine Bekannte, die dort Schülerin ist. Ich hatte dort übrigens auch die Gelegenheit, mit dem Glasbläser Herrn Kehrmann zu sprechen und mit Herrn Feuerlein, dem Schulleiter.«
    »Ach ja.«
    Etwas in der Stimme der Frau verriet Baltasar, dass sie die Männer kannte. Er fragte direkt nach.
    »Natürlich bin ich den Herren schon begegnet. Aber das ist lange her. Wenn man wie ich früher mit Glas zu tun hatte, ist es unvermeidlich, die Leute aus der Branche zu kennen.«
    »Sie haben in der Glasindustrie gearbeitet?«
    »Zu meiner Geschichte kommen wir gern später. Sagen Sie mir doch erst, warum Sie mich treffen wollten.«
    Baltasar erzählte, woher er Anton Graf kannte, von der Beerdigung und auch von der merkwürdigen Szene mit den drei unbekannten Männern am Grab.
    »Ich glaube, dass dieser Manrique, also … Johann Helfer und Rufus Feuerlein dort auf dem Friedhof waren. Was Herrn Kehrmann angeht, bin ich mir nicht sicher. Haben Sie vielleicht eine Ahnung, warum sie zu der Zeremonie gekommen sind?«
    »Es ist so lange her! Dieser Hass ….«
    Barbara Spirkl starrte an die Wand.
    Dann sah sie Baltasar an und sagte mit fester Stimme: »Keine Ahnung, was die drei Herren dazu motiviert hat. Ich möchte auch nicht darüber sprechen, all das ist längst Geschichte. Nur so viel: Sie sind keine Freunde von Anton.«
    Sie erhob sich und servierte Tee in einer Silberkanne.
    »Aber Sie sind sicher nicht hier, um mit mir über alte Zeiten zu plaudern, sondern wegen des Kontos. Meine Bank hatte mich ja informiert, dass jemand einen Scheck von Anton einlösen wollte. Haben Sie den Scheck bei sich?«
    »Nur eine Kopie. Das Original hat die Polizei.« Baltasar reichte ihr das Papier. »Sie müssen damit rechnen, dass die Kriminalbeamten, die in dem Mordfall ermitteln, bei Ihnen nachfragen werden.«
    »Ich bin darauf vorbereitet.« Sie sah sich die Kopie an. »Das ist eindeutig Antons Unterschrift. Ausgestellt an seinem Todestag. Was für ein makabrer Zufall. Warum hat er Ihnen das Geld geben wollen?«
    Baltasar berichtete von dem Unfall auf dem Kirchturm und von den zerstörten Glockenhalterungen. »Es war als großzügige Spende für die Renovierung gedacht.«
    »Anton hatte schon immer ein Herz für skurrile Projekte.« Sie gab ihm die Kopie zurück.
    »Mir ist nur nicht klar, warum er ein fremdes Konto für diesen Scheck benutzte. Er war doch Kunde bei unserer Sparkasse im Ort.«
    »Das ist kompliziert zu erklären.«
    »Versuchen Sie es?«
    Barbara Spirkl ließ einige Stücke Kandiszucker in den Tee fallen und rührte um.
    »Wissen Sie, er ist ein alter Freund von mir. Wir kennen uns noch aus seiner aktiven Zeit. Ich habe ihm viel zu verdanken. Deshalb habe ich ihm eine Vollmacht für dieses spezielle Konto eingeräumt, falls er einmal einen außerordentlichen Finanzierungsbedarf haben sollte.«
    »Wie definieren Sie außerordentlich?«
    »Das habe ich Anton überlassen. Ich habe mit seiner Hilfe durch Investitionen sehr gut verdient. Da wollte ich mich dankbar erweisen. Es waren gewissermaßen Geschenkgutscheine, die Gutscheine waren die Schecks.«
    »Hat er denn oft Schecks mit hohen Beträgen ausgestellt?«
    »Meistens war es weniger, aber Summen in dieser Größenordnung waren durchaus auch dabei.«
    Es klang plausibel, wie sie es erzählte,

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