Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
Vom Netzwerk:
zugehechtet und umklammerte ihn von hinten. Wieder stürzten beide zu Boden, doch diesmal kam der Kommissar auf dem Jungen zu liegen. Er bog Valentins Arme nach hinten, holte Handschellen heraus, legte sie an und ließ sie zuschnappen.
    »Jetzt hat der Spaß ein Ende, Cowboy.«
    29
    D ie Küche des Pfarrheims sah aus wie ein Pfadfinderlager. Tannenzweige lagen verstreut auf dem Boden herum, getrocknete Wurzelhölzer stapelten sich auf dem Tisch, Moose und Farne füllten das Abspülbecken. Pawel und Jan, die beiden Buben, hatten sich eine Baumrinde vorgenommen und bemalten sie mit Farbe. Teresa half ihrem Cousin Karol, ein Stück Holz mit einem Küchenmesser zu bearbeiten, es sah nach einem Schnitzwerk aus.
    Baltasar bahnte sich seinen Weg durch die Flora zum Kühlschrank. Dort fand er nur eine angebrochene Tüte Milch, einen Rest Butter und zwei offene Dosen mit polnischem Etikett. Er ließ die Kühlschranktür resigniert wieder zufallen.
    »Ich noch nicht Zeit hatte zum Einkaufen«, sagte Teresa, die seinen Blick bemerkt hatte. »Wir erst abends essen. Sie sehen, wir sind so beschäftigt mit unseren Fundsachen.«
    »Was soll das werden? Ein wenig Brennstoffvorrat? Oder bastelt ihr eine Krippe fürs nächste Weihnachtsfest?«
    »Wir haben gefunden bei Spaziergang im Wald«, sagte Karol, ohne von seiner Schnitzarbeit aufzusehen. »Wunderbare Bäume hier in der Region, so gesund und grün. Wir machen Wurzelsepp.«
    »Wurzelsepp?«
    »Ja, wir gesehen im Geschäft, bemaltes Gesicht auf Holz. Sehr lustig. Schönes Andenken an den Bayerischen Wald.«
    »Warum? Wollen Sie schon wieder heimfahren?«
    Baltasar hoffte, bald wieder seine Ruhe zu haben und Küche und Arbeitszimmer ohne Störungen benutzen zu können.
    »Ach, noch nicht, es ist so schön hier. Danke für Ihre Gastfreundschaft.« Karol lächelte.
    »Und wo sind Jana und Lenka?«
    »Liegen noch im Bett, machen Schönheitsschlaf.«
    Baltasar überlegte, dass es das Beste wäre, das Feld zu räumen und in die »Einkehr« essen zu gehen.
    Da läutete es an der Haustür.
    Es war Quirin Eder.
    »Darf ich reinkommen, Herr Pfarrer?«
    »Das ist gerade nicht so günstig. Ich habe Besuch. Aber wir können draußen reden. Oder in der Kirche.«
    »Macht nichts. Ich wollte Sie nur um Ihre Hilfe bitten.« Er hob ein Gerät hoch, das aussah wie ein Handroller mit Griff. »Diesmal brauche ich nicht Ihren geistlichen Beistand, sondern Ihre praktische Mithilfe.«
    »Gerne. Was kann ich tun?«
    »Wir müssten noch mal aufs Grundstück meines Vaters. Ich will jetzt doch eine Bestandsaufnahme machen, für später, nur zur Sicherheit.«
    »Wenn’s sein muss. Aber hat das nicht Zeit bis zur Testamentseröffnung? Sie wissen doch noch gar nicht, was Ihr Vater Ihnen alles hinterlassen hat und was überhaupt zur Erbmasse gehört. Oder hat Ihnen der Notar mittlerweile eine Aufstellung zugeschickt?«
    »Nein, das nicht. Und die Polizei hat sich bisher auch noch nicht darum gekümmert, obwohl ich diesen Mirwald extra angerufen und ihn gebeten habe, die Vermögenswerte meines Vaters zu recherchieren und im Zweifel sicherzustellen, damit niemand anders sich was untern Nagel reißt. Sie wissen doch, wie gierig die Leute sind, wenn’s was umsonst gibt.«
    »Was hat Mirwald gesagt?«
    »War ziemlich kurz angebunden, um nicht zu sagen unhöflich, offenbar wollte er mich abwimmeln. Er meinte nur, sie hätten Wichtigeres zu tun als Erbschaftssachen zu regeln. Ich sollte mich ans Amtsgericht wenden.«
    »Hat er was zum Stand der Ermittlungen gesagt?«
    »Dieser Mirwald, dieser Oberheini, sagte, ich solle mich nicht so aufspielen, ich sei noch nicht aus dem Schneider, sie würden mein angebliches Alibi schon noch genauer überprüfen.«
    »Herr Mirwald ist eben ein spezieller Charakter. Das müssen Sie nicht so ernst nehmen. Er hat auch seine guten Seiten.«
    »Die hab ich noch nicht entdeckt.«
    Quirin öffnete die Gartentür zu Antons Grundstück.
    »Jetzt müssten Sie das mal halten, Hochwürden.« Er drückte ihm das eine Ende des Gerätes in die Hand, es war ein übergroßes Maßband, 50 Meter lang, wie der junge Mann sagte.
    Die nächste halbe Stunde musste Baltasar auf Anweisungen Quirins das Maßband mal hier, mal da hinhalten: Länge und Breite des Grundstücks, Außenkanten des Gebäudes, Abstand zur Straße, während Antons Sohn sich die Daten notierte.
    Zeit, mich abzuseilen, dachte Baltasar eine ganze Zeit später. Er hatte lange genug den Handlanger gespielt.
    »Ich muss los, eine

Weitere Kostenlose Bücher