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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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gesagt, worum es ging. Er bestand darauf, sich persönlich mit mir zu treffen. Wir vereinbarten einen Termin. Aber dazu kam es nicht mehr. Ich habe in der Zeitung gelesen, war passiert war. Durch das Telefonat war Graf mir dann wieder ziemlich präsent, deshalb bin ich gekommen und habe meine Kollegen mitgenommen.«
    »Warum haben Sie der Polizei nichts davon gesagt?«
    »Ich wüsste nicht, was dieses Telefonat mit der schrecklichen Tat zu tun haben soll. Graf hat vor seinem Tod wahrscheinlich zig Telefonate und Gespräche geführt. Auch mit Ihnen, vermute ich. Sie werden der Polizei auch nicht über jedes banale private Gespräch Auskunft gegeben haben.«
    »Man hat mir gesagt, dass Sie früher mit Anton befreundet waren.«
    »Das ist sehr lange her. Etwas, worüber ich nicht gerne spreche.«
    »Warum nicht? Es ist doch kein Geheimnis, dass Sie der Geschäftsführer der gemeinsamen Glasfabrik Angra waren.«
    »Wie ich sehe, haben Sie Ihre Hausaufgaben gemacht. Das ist in der Tat kein Geheimnis, sondern in den Archiven nachzulesen. Nein, der Punkt ist ein anderer.«
    Feuerlein machte eine Pause, er schien sich seine Worte sorgfältig zurechtzulegen.
    »Es ist Jahre her, müssen Sie wissen. Wir waren beide noch in der Firma aktiv. Ich war der Leiter des Unternehmens, Anton Graf war der Haupteigentümer und oberste Kontrolleur. Er hat mir ständig über die Schultern geschaut. Das war sehr lästig, und er hat es sicher übertrieben. Doch im Prinzip ist es in Ordnung, dass die Geschäftsführung überwacht wird und Rechenschaft ablegen muss. In allen gut geführten Unternehmen läuft das so.«
    »Aber?«
    »Wir hatten beide eine Doppelfunktion, Anton als oberster Kontrolleur und Besitzer von rund 90 Prozent der Anteile, ich als Geschäftsführer und Vertreter einer Gruppe von Miteigentümern, die den Rest an der Angra hielten, von noch kleineren Anteilen abgesehen.«
    »Anteile, die Barbara Spirkl hielt?«
    »Die sie übertragen bekam, genauer gesagt. Von Herrn Graf. Was diese Spirkl dafür getan hat, weiß der Teufel. Vielleicht war sie besonders gut im Bett. Fragen Sie diese … diese Dame am besten selbst. Aber die Spirkl spielt in dem Zusammenhang keine große Rolle, obwohl sie uns ihre Anteile angedreht hat. Die Probleme lagen ganz woanders.«
    »Nämlich?«
    »Ich war verantwortlich für die anderen Eigentümer, es waren meine Verwandten, die mir vertrauten, dass ich mit ihrem Vermögen sorgfältig umging.«
    »War es denn nicht so?«
    »Sie wissen doch selbst, Hochwürden, die Glasindustrie im Bayerischen Wald geht seit Jahrzehnten den Bach runter. Es gibt praktisch keine großen Fabriken mehr, die sind alle nach Tschechien verlagert worden. Oder die Ware wird gleich aus Fernost importiert. Auch bei uns liefen die Geschäfte immer schlechter. Wir mussten Leute entlassen und haben versucht, Kosten zu sparen, wo immer es ging. Doch es reichte nicht. Am Ende mussten wir die Angra verkaufen, das Wertvollste dabei war die Marke.« Feuerlein war aufgestanden und ging im Büro auf und ab. »Sie können sich vorstellen, dass man nur einen Bruchteil des eigentlichen Wertes erhält, wenn die Umsätze mau sind und man aus Not verkaufen muss. Meine Verwandten und ich haben erhebliche Verluste verkraften müssen. Manche hatten darauf gebaut, die Anteile waren ihre Altersvorsorge gewesen. Sie standen vor dem Nichts. Die sprechen bis heute kein Wort mehr mit mir.«
    »Dann hat Anton noch viel höhere Verluste verkraften müssen, denn er besaß den größten Anteil.«
    »Das stimmt schon. Einerseits. Andererseits konnte er mit seinem Vermögen im Kreuz das Minus leichter wegstecken. Was ich ihm jedenfalls angekreidet habe, ist, dass er sich weigerte, Geld zuzuschießen. Das hätten wir dringend gebraucht. Neue Produktionsaufträge standen kurz vor dem Vertragsabschluss, und es war nur eine Durststrecke, die hätte überbrückt werden müssen. Aber Anton blieb stur. So war er. Aber das ist wie gesagt alles lange her.«
    »Sie trugen ihm seine Entscheidung nach, nicht wahr? Kam es zum Streit?«
    »Natürlich haben wir nächtelang diskutiert, was die beste Strategie für das Unternehmen wäre. Da wurde es auch schon mal laut. Schließlich ging es um kein geringes Vermögen. Und natürlich war ich nicht begeistert von seinem Handeln. Wir haben in der Folge nicht mehr miteinander geredet und sind uns aus dem Weg gegangen. Als alles vorbei war, zog er aus Zwiesel weg, und ich hatte kein Bedürfnis, den Kontakt jemals wieder

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