Baltasar Senner 03 - Busspredigt
aufzunehmen.«
»Als es vorbei war, standen Sie ohne Job da, oder?«
»Es gab für mich nichts mehr zu tun. Eine Zeitlang arbeitete ich als freier Unternehmensberater, dann bekam ich das Angebot, Leiter dieser Schule zu werden. Glück, sage ich Ihnen. Hier kann ich mein Wissen über die Glasproduktion einbringen, habe jeden Tag mit jungen Menschen zu tun und eine erfüllende Aufgabe. Von heute aus gesehen war es das Beste, was mir passieren konnte. Das habe ich indirekt Anton zu verdanken.«
Feuerlein setzte sich wieder hin.
»Ich habe da noch eine ganz andere Frage, wenn Sie erlauben, Herr Feuerlein.« Baltasar holte die Fotos von dem Eiszapfen heraus. »Die Aufnahmen habe ich Ihnen beim letzten Mal gezeigt. Sie sagten, Sie würden dieses Objekt nicht kennen. Inzwischen habe ich herausgefunden, dass es sich hierbei um ein Werk von Louis Manrique oder besser gesagt Johann Helfer handelt.«
»Was haben Sie nur mit diesem Objekt, Herr Senner? Ihre Hartnäckigkeit diesbezüglich ist mir schon beim letzten Mal aufgefallen.«
»Mit diesem Objekt wurde Anton Graf umgebracht.«
»Oh! Das wusste ich nicht! Daher Ihr Interesse daran. Das haben Sie nicht dazugesagt. An Ihnen ist ja ein Detektiv verloren gegangen.« Er sah sich die Fotos noch mal an. »Es könnte von Hannes stammen, sein Stil ist es, aber am besten fragen Sie ihn selbst.«
»Es soll Teil einer Aufgabe gewesen sein, Gestaltungen zum Thema ›Winterimpressionen‹. Und Sie persönlich sollen diese Werke begutachtet haben.«
»Hat Marlies Angerer Ihnen das erzählt?«
»Ja. Stimmt es denn nicht?«
»Doch, ja. Das Thema ›Winterimpressionen‹ ist ein Dauerbrenner in der Schule. Vermutlich habe ich mir auch in dem besagten Jahrgang die Resultate der Schüler angesehen. Aber was glauben Sie, Herr Senner, wie viele Stücke ich pro Schuljahr begutachte? Da kann ich mir weiß Gott nicht jedes einzelne merken.«
»Aber dieses Glaskunstobjekt ist ein echter Manrique.«
»Auch das mag sein. Aber nicht alle Kreationen von Künstlern sind so herausragend, dass sie sich einem ins Gedächtnis brennen. Gerade dieses da, ich sage das im Vertrauen darauf, dass es unter uns bleibt, das ist wirklich missglückt. Es sieht aus wie eine ungeschickte Anfängerarbeit. Da hatte Hannes nicht gerade seine schöpferische Sternstunde. Aber dass alles passt, dass einem alles gelingt, ist ohnehin selten.«
»Sie verstehen, Herr Feuerlein, dass wir diese Information der Polizei nicht vorenthalten dürfen. Es könnte wichtig für den Fall sein.«
»Wenn Sie meinen. Anton macht es dadurch auch nicht mehr lebendig.«
33
D er Bibelkreis stand unter dem Motto »Rettet die Kirchenglocken«. Die Frau des Bürgermeisters hatte eine Liste mit Aufgaben erstellt, die für die Vorbereitung des Flohmarktes und der Tombola zu erledigen waren.
»Wir brauchen Musik«, sagte Agnes Wohlrab. »Musik lockt die Menschen an und sorgt für gute Stimmung. Und gute Stimmung öffnet die Geldbeutel.«
»Aber es darf uns nichts kosten«, sagte Elisabeth Trumpisch, die Gattin des Sparkassendirektors. »Denkt daran, wir benötigen Sachen, die gratis sind, sonst bleibt am Ende zu wenig in der Kasse übrig.«
»Gute Ware ist wichtig. Kein Ramsch. Nur gute Ware bringt Geld, ich weiß, wovon ich rede«, ergänzte Emma Hollerbach. »Schön wäre es, wenn wir dekorative Dinge gespendet bekämen, die sich gut verkaufen lassen. Aber nur neue Sachen. Schaut auch alle bei euch daheim nach, ob noch irgendwo Geschenke von vergangenen Geburtstagen oder Weihnachtsfeiern herumliegen, für die ihr keine Verwendung hattet.«
»So was verschenke ich immer gleich zum nächsten Anlass«, sagte die Frau des Metzgers, »vorzugsweise an Menschen, die ich nicht besonders mag.«
Die Frauen lachten.
»Am liebsten würde ich die Häkeldecke meiner Schwiegermutter hergeben«, sagte Agnes Wohlrab. »Aber die gute Frau würde sofort misstrauisch, wenn das wertvolle Stück bei ihrem nächsten Besuch plötzlich verschwunden wäre. Wir holen die Decke nämlich bei dieser Gelegenheit immer vom Speicher und drapieren sie auf der Wohnzimmercouch.«
»Speisen und Getränke sind auch ganz wichtig«, sagte Emma Hollerbach. »Gutes Essen macht zufrieden und spendabel. Wir brauchen Kaffee, Kuchen, Leberkäse und Bratwürstl.«
»Und was Alkoholisches«, sagte Elisabeth Trumpisch. »Bier und Wein zu moderaten Preisen im Ausschank, für die Kinder Limo und Cola.«
»Ladies, vergesst nicht, das Wichtigste sind die Besucher«, rief die Frau
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