Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
Vom Netzwerk:
des Bürgermeisters in die Runde. »Ohne Gäste können wir alles vergessen und müssen unsere Kuchen selber aufessen. Jede von euch muss bei ihren Bekannten und Verwandten für unser kleines Fest trommeln. Und die müssen es dann wiederum weitersagen. Wir müssen die Werbung ankurbeln, die Lokalzeitung informieren, Veranstaltungszettel verteilen. Sie, Hochwürden, sollten die Kirchgänger vor Ende jeder Messe zu unserem Flohmarkt einladen.«
    Baltasar nickte. Er ließ sich vom Eifer der Frauen anstecken.
    »Ich werde jeden Einzelnen aus meiner Adressdatei anschreiben«, sagte er.
    Und warum nicht auch gleich die Menschen einbeziehen, die er erst jüngst kennengelernt hatte – die Lehrer der Glasfachschule, Barbara Spirkl, Frau Moser, und, in Gottes Namen, warum nicht auch ein paar von den Jugendlichen. Und natürlich Antons Sohn und seine Mutter Charlotte. Er nahm sich vor, die beiden später anzurufen und einen Termin zu vereinbaren. Denn den Besuch bei Charlotte Eder hatte er aufgeschoben – zu unangenehm war die Erinnerung an ihren Gefühlsausbruch bei der Beerdigung.
    Er beschloss, den Bibelkreis zu verlassen, murmelte etwas von Verpflichtungen und verabschiedete sich.
    *
    Nachdem er zu Hause angekommen war, telefonierte Baltasar zuerst mit Quirin Eder. Anschließend fuhr er zu Philipp Vallerot und nahm zwei Flaschen Burgunder mit, den er im Tausch gegen eine Lieferung seines Spezialweihrauches von einem französischen Kloster erhalten hatte.
    »Wenn du Wein mitbringst, ahne ich Böses«, begrüßte ihn sein Freund. »Das riecht nach Frondiensten. Oder willst du, dass ich etwas koche und wir die Flaschen gleich leeren?«
    »Nein, danke.« Baltasar blieb im Wohnzimmer stehen. »Ich hab nicht viel Zeit. Aber selbstverständlich trinken wir den Rotwein gemeinsam.«
    »Und welche Aufträge hast du dieses Mal?«
    »Es geht um Antons ehemalige Firma und um ein paar Leute.« Er legte ein DIN-A4-Blatt auf den Tisch. »Hier stehen alle Details. Bitte notiere alles, was du finden kannst.«
    »Man ist versucht zu glauben, du könntest keine Computer bedienen, dabei habe ich dich oft genug an der Kiste arbeiten sehen.«
    »Es hat nur mit Zeitmangel zu tun. Ich würde gerne selber …«
    »Spar dir deine Ausreden. Ich kenne dich. Wenn du dich in was verrannt hast, bist du nicht mehr zu stoppen.«
    »Ich habe mich nicht verrannt, Philipp, es geht mir nur gegen den Strich, dass der Mörder von Anton Graf frei herumläuft. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit.«
    »Dafür gibt es die Polizei.«
    »Die tun ihre Arbeit, und ich die meine. Ich helfe ihnen nur bei ihren Ermittlungen.«
    »Ein Samariter, ich hab’s gewusst!« Ironie drängte sich zwischen die Worte. »Wie gut, dass es noch uneigennützige Menschen gibt.«
    »Etwas Gemeinsinn täte dir auch ganz gut.«
    »Ich diene dir und damit der katholischen Kirche. Wie viel mehr Gemeinsinn kann ein Mensch denn leisten? Aber im Ernst. Denk dran, dass der Täter durchaus nochmals zuschlagen könnte, wenn er sich verfolgt fühlt. Ich will nicht, dass du sein nächstes Opfer wirst.«
    »Dann würdest du wenigstens zum ersten Mal in deinem Leben eine Kirche betreten, wenn’s auch nur für meine Beerdigung ist.« Baltasar lachte.
    »Mach keine Witze über so was, es ist mir Ernst damit«, sagte Philipp. »Du weißt, wenn du Waffen zur Selbstverteidigung benötigst, brauchst du nur deinen Freund zu fragen.«
    »Vielleicht komme ich irgendwann auf dein Angebot zurück«, antwortete Baltasar. »Im Moment reichen mir deine Recherchen. Außerdem habe ich noch einen Spezialauftrag für dich, bei dem dein persönlicher Einsatz gefragt ist.«
    *
    Nach dem ersten Läuten dauerte es keine Minute, bis Quirin Eder aus dem Haus kam und zu ihm ins Auto stieg. Er war in Plauderstimmung und erzählte Baltasar von seinen Verkaufserfolgen als Versicherungsvertreter, von seinem Hobby, dem Radfahren, und der Idee, sich von dem Erbe ein neues Bike aus Karbon zuzulegen.
    »Hat sich die Polizei wieder bei Ihnen gemeldet?«, unterbrach Baltasar schließlich den Redeschwall.
    »Die Kripo scheint einen anderen Verdächtigen zu haben, das hat zumindest dieser Mirwald am Telefon gemeint, als ich angerufen habe. Das heißt, ich bin aus dem Schneider. Was anderes hatte ich auch nicht erwartet, es ist gut, wenn der Mörder meines Vaters jetzt endlich überführt wird.«
    Er sagte Baltasar an, wohin er fahren sollte.
    Seine Mutter wohnte am Rande des Zentrums von Spiegelau im zweiten Stock eines

Weitere Kostenlose Bücher