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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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gesehen. Aber es braucht nicht viel, bis Blut spritzt. Eins auf die Nase – und bumm. Danach tropft man wie ein Schwein.«
    »Und was passierte, nachdem Anton weggelaufen war?«
    »Wir hingen noch ein bisschen ab, haben geraucht, die Flasche leergetrunken und uns über den Typen lustig gemacht. Wir konnten ja nicht ahnen, was danach geschah.« Marlies lehnte sich gegen die Hauswand. »Aber wir gingen dann bald auseinander, es war ja noch früh.«
    »Valentin hat ausgesagt, dass er vom Spielplatz aus zur Schule ging. Dort hat ihn aber niemand gesehen.«
    »So? Hat er das gesagt?« Zweifel mischten sich in ihre Stimme.
    »Wenn es anders war, dann sagen Sie es mir jetzt!« Baltasar griff sie am Arm. »Bitte. Das ist kein Spaß mehr. Es geht um Mord! Zweifeln Sie an Valentins Version?«
    »Wenn er das der Polizei gesagt hat, wird es schon stimmen.«
    »Marlies, wenn Sie mehr wissen, raus damit! Sie wollen Valentin doch auch helfen! Oder nicht?«
    Sie starrte nach unten und zog mit ihrem Schuh Striche in die Erde.
    »Marlies, bitte!«
    »Ich will nichts mit den Bullen zu tun haben. Das habe ich Ihnen schon gesagt, Hochwürden. Dabei bleibt es.«
    »Ich fürchte, Sie haben keine Wahl. Alles, was Valentin nun entlastet, ist wichtig.«
    »Sie haben mir versprochen, dass Sie mich da raushalten. Das gilt doch noch, oder?«
    »Ja, das habe ich gesagt. Aber ich appelliere an Sie, denken Sie darüber nach, was Sie da fordern. Es liegt bei Ihnen.«
    Sie schwieg. Baltasar spürte ihre Anspannung und bedrängte sie nicht weiter.
    »Also gut. Aber das erzähle ich jetzt nur Ihnen.« Marlies ging ein paar Schritte vor und wieder zurück. »Es ist nur … Es ist … Es ist persönlich.«
    Baltasar nickte und wartete ab.
    »Nun … Verdammt, also meinetwegen.« Sie zog eine neue Zigarette aus der Packung. »Wo soll ich anfangen? Also, ich weiß, was der Valentin nach dem Vorfall auf dem Spielplatz getan hat.«
    Jetzt war Baltasar überrascht. Er sah Marlies Angerer aufmunternd an.
    »Er war … Er war mit mir zusammen.«
    »Was genau meinen Sie damit, Marlies?«
    »Er … Nun. Er ist vom Spielplatz weg, über den Fußgängersteg Richtung Gymnasium. Ich hab mich von den anderen verabschiedet und bin ihm nachgegangen.«
    »Und dann?«
    »Er hat auf mich gewartet. Wir sind zusammen weiter. Er war an dem Tag nicht mehr in der Schule, sondern mit mir zusammen.«
    »Heißt das, ihr habt dann gemeinsam etwas unternommen?«
    »Tja, so kann man es auch nennen. Wir haben einen großen Bogen um den Spielplatz gemacht und sind dann weiter am Ufer entlang.«
    »Vielleicht bin ich begriffsstutzig, aber warum diese Geheimnistuerei?«
    »Oh Gott, man merkt, dass Sie ein katholischer Priester sind. Weil Valentin und ich was miteinander haben.«
    »Ihr seid zusammen? Ich dachte, Jonas wäre Ihr Freund …«
    Mit dieser Wendung hatte Baltasar nicht gerechnet.
    »Verstehen Sie meine Zwickmühle? Jonas weiß nichts davon, dass ich wieder mit Valentin rummache. Und er darf es auch nicht wissen, das wäre eine Katastrophe, eine riesige Katastrophe. Nicht auszudenken …«
    »Das müssen Sie einem begriffsstutzigen katholischen Pfarrer etwas genauer erklären.«
    »Ich bin früher schon mal mit Valentin gegangen. Dann habe ich mich in Jonas verliebt, in Valentins besten Freund. Da es zu der Zeit zwischen Valentin und mir eh ständig krachte, haben wir uns getrennt, einvernehmlich, so heißt das wohl, und ab dann war ich mit Jonas zusammen. Klingt vielleicht schräg, aber es gab meinetwegen zwischen den beiden keinen Stress. Sie haben sich ausgequatscht und sind immer noch beste Freunde. Und ich mag sie beide.«
    »Wie man sieht.« Baltasar konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen. »Das ist vielleicht keine Lösung auf Dauer.«
    »Da mache ich mir im Moment keine Gedanken. Ich will nur Jonas nicht verletzen. Das habe ich auch zu Valentin gesagt. Mal abwarten, wie sich alles entwickelt.«
    »Du triffst sie also beide, am Vormittag den einen, am Nachmittag den anderen?«
    »So, wie Sie es sagen, hört es sich schmutzig an.« Ihre Stimme war wieder unsicher geworden. »Es ist erst gerade passiert, ich muss selber noch damit klarkommen. Was soll ich machen? Ich liebe Valentin halt immer noch. Aber ich will die Freundschaft zwischen uns dreien nicht zerstören. Denn wenn Jonas jetzt dahinterkommt, ist alles vorbei.«
    »Wie ging es an dem Tag weiter?«
    »Wir sind spazieren gegangen und haben ein bisschen rumgeschmust. Danach ist Valentin nach Hause. Das war

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