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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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müsste er überlegen. »Haben Sie einen Kalender zur Hand?«
    Der Mann drehte den Monitor zu ihm hin. Auf dem Bildschirm war eine Monatsansicht zu sehen. »Quirin Eder« stand am Kopf der Eingabemaske. Es waren kaum Termine eingetragen.
    »Jetzt weiß ich’s wieder.« Philipp nannte das Datum, an dem Anton Graf ermordet worden war.
    Der Mann rief den Tag auf. »Sie sehen, da steht nichts. Das Feld ist leer, also kein Gespräch. Oder Herr Eder hat geschlampt.« Er griff zum Telefonhörer. »Ich werde ihn anrufen, um das Ganze aufzuklären. So geht das wirklich nicht.«
    »Lassen Sie das mal«, sagte Philipp. »Ich habe mich schon genug geärgert über die Ausreden Ihres Kollegen. Ich möchte einfach kompetent informiert werden und habe das Gefühl, bei Ihnen in guten Händen zu sein. Wenn Sie die Unstimmigkeiten mit Herrn Eder bitte später klären würden.«
    Der Mann zögerte. »In Ordnung«, sagte er dann, »der Kunde steht bei uns an erster Stelle.« Er legte den Hörer wieder auf. »Es ist nur … Es betrifft nicht Sie, Herr Meier, aber wir müssen intern natürlich korrekt abrechnen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, wer den Kunden angeschleppt … äh … also … der Mitarbeiter, der einen neuen Kunden gewinnen konnte, der hat Anrecht zumindest auf einen Teil des Honorars. Schließlich müssen auch wir von etwas leben. Aber das werde ich später mit Herrn Eder direkt klären.«
    »Das ist nachvollziehbar. Kann man denn von dem Geschäft leben?«
    »Wenn Sie sich reinhängen und regelmäßig Ihre Kunden pflegen, schon. Aber es ist schwieriger geworden, vor allem für die freiberuflichen Berater.«
    »Und auf welcher Basis arbeitet Herr Eder für Sie? Ich dachte, er wäre angestellt.«
    »Alle unsere Mitarbeiter arbeiten als Selbstständige. Deshalb sind sie aber keine Kollegen zweiter Klasse. Aber wissen Sie …« Der Mann beugte sich vor. »… eine Festanstellung mit Steuern, Sozialabgaben, Krankenkasse, bezahltem Urlaub und der ganzen Verwaltung, das können wir uns als kleine Agentur gar nicht leisten. Es wäre auch nicht im Sinne unserer Kunden, denn die wollen schließlich einen Geschäftspartner, der sparsam wirtschaftet.«
    »Aber wie sieht das dann konkret aus, wie kommen Ihre Leute an ihr Geld?«
    »Durch Provisionen. Ein einfaches Leistungsprinzip: Je mehr einer abschließt, desto mehr verdient er.«
    »Aha, ich verstehe. In dem Falle halte ich es für nur fair, mich nochmals persönlich an Herrn Eder zu wenden. Sie brauchen sich also nicht mit ihm in Verbindung zu setzen, das mache ich schon selbst. Aber ich danke Ihnen für die ausführlichen Informationen.«
    Damit verabschiedete Philipp sich von dem Versicherungsagenten und verließ das Büro.
    36
    V alentin Mosers Rechtsanwalt hatte Baltasar angerufen und ihn gebeten, nach Passau zu kommen, Valentins Mutter reise ebenfalls an, denn der Anlass sei erfreulich, der junge Mann werde heute aus dem Polizeigewahrsam entlassen und brauche jemanden, der ihn abhole. Die Indizien hätten sich als nicht beweiskräftig erwiesen, nachdem Valentins Freundin Marlies Angerer eine umfassende entlastende Aussage gemacht und sein Alibi zur Tatzeit bestätigt habe.
    Für Baltasar bot dies die Gelegenheit, persönlich bei seinem Dienstherrn vorbeizuschauen – auch wenn’s schwer fiel. Viel zu lange hatte er die Glockenturmrenovierung hintanstehen lassen und das Bistum nicht energisch genug in die Pflicht genommen.
    Er rief im Sekretariat des Bischofs an, um kurzfristig einen Termin zu bekommen.
    »Seine Exzellenz ist heute in einer wichtigen seelsorgerischen Mission außer Haus, es tut mir leid, Herr Senner«, hieß es. »Hinterlassen Sie dem Bischof eine kurze Notiz, wenn Sie hier sind, wir melden uns umgehend.«
    Wobei mit »umgehend« in diesem Fall der Sankt Nimmerleinstag gemeint ist, dachte Baltasar. So konnte es nicht weitergehen. Er brauchte endlich eine Zusage für die Finanzierung der Renovierung, länger wollte er sich nicht hinhalten lassen, und wenn er mit dem Bischof aneinandergeraten sollte. Er rief Daniel Moor im Generalvikariat an.
    »Hochwürden, Sie melden sich freiwillig im Politbüro?«, begrüßte ihn der Assistent des Generalvikars. »Zu viel an Ihrem Weihrauch geschnuppert?«
    »Ich brauche Ihre Unterstützung. Ich muss dringend Herrn Siebenhaar sprechen, noch heute!«
    »Sonst noch Wünsche? Da könnten Sie gleich um eine Audienz beim Papst bitten. Was glauben Sie, wie viele einen Termin mit dem Chef wollen? Sie müssen sich wie alle

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