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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Schreiner
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anderen hinten anstellen. Was ist übrigens mit der versprochenen Weihrauchlieferung? Mein Vorrat geht zur Neige.«
    »Nun, dann schlage ich einen Deal vor: Sie sagen mir, wie ich den Bischof heute erwischen kann, und Sie bekommen Ihren Weihrauch.«
    »Wenn Sie versprechen, bei Ihrem nächsten Besuch ein Paket von Ihrem Stoff mitzubringen, dann hätte ich da eine Idee.«
    »Einverstanden, raus damit!«
    »Seine Exzellenz zelebriert heute einen seiner seltenen Auftritte im Stephansdom. Eine Delegation aus Rom ist zu Besuch, deshalb findet der Gottesdienst statt. Wenn Sie sich rein zufällig unter die Besucher mischen …«
    Baltasar bedankte sich und legte auf. Wenn er sich beeilte, konnte er es zur Messe nach Passau schaffen.
    *
    Er fand einen Parkplatz an der Fritz-Schäffer-Promenade und ging schnellen Schrittes Richtung Dom.
    Um seinen Vorgesetzten ja nicht unnötig zu provozieren, hatte er sich für gedeckte Kleidung entschieden – Hemd mit Stehkragen, schwarzer Anzug.
    Der Gottesdienst hatte bereits begonnen, Orgelmusik erfüllte die Kirche, die Bänke waren gut gefüllt. Baltasar suchte sich einen freien Platz in den hinteren Reihen.
    Siebenhaar saß erhöht auf dem Bischofsstuhl, sein Kopf war vorgebeugt, die Hände gefaltet, die Augen geschlossen, es sah aus, als schliefe er. Zur Feier des Tages stand ein besonders wertvolles Schmuckstück aus der Domschatzkammer auf dem Altar, eine mit Edelsteinen besetzte goldene Monstranz. Sie sei die Lieblingsreliquie des Bischofs, hieß es.
    Die Gemeinde sang ein Lied zu Ende, es folgte Siebenhaars Auftritt. Er erhob sich langsam, schritt zum Altar und betete. Anschließend richtete er nach katholischem Ritus Becher und Schale her und rief die Gläubigen zum Abendmahl auf.
    Eine Schlange bildete sich.
    Baltasar nutzte die Chance und stellte sich dazu.
    Nehmet und esset alle davon. Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.
    Als Baltasar an die Reihe kam, kniete er nieder. Siebenhaar erkannte ihn zunächst nicht.
    »Grüß Gott, Eure Exzellenz«, flüsterte Baltasar. »Schön, Sie wiederzusehen.« Er sperrte den Mund auf, um sich die Oblate auf die Zunge legen zu lassen. Der Bischof hatte den Ablauf seiner Bewegung unterbrochen. Die Hostie zitterte ein wenig.
    »Herr Senner? Was tun Sie hier?«
    Beinahe ohne seine Lippen zu bewegen, ließ er die Worte durch seine Zähne gleiten. Dann legte er die Oblate auf Baltasars Zunge.
    Nehmet und trinket alle daraus. Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis.
    »Ich muss Sie unbedingt nachher sprechen«, raunte Baltasar. »Ich brauche Ihren Rat als Seelsorger. Ich bitte Sie …«
    Siebenhaar unterbrach ihn, indem er Baltasar den Kelch an den Mund drückte und anhob. Der Rest des Weins ergoss sich in seinen Hals, Baltasar verschluckte sich und hätte fast angefangen zu husten. Rasch bekreuzigte er sich und ging wieder zurück an seinen Platz.
    Die Messe verlief mit der gewohnten Routine. Als der Bischof zum Schlusssegen ansetzte, schlich Baltasar durch das Seitenschiff nach vorne und stellte sich vor den Eingang zur Sakristei.
    Die Kirchgänger drängten hinaus, und Siebenhaar steuerte auf die Sakristeitür zu, die Hände immer noch gefaltet und im Schlepptau zwei Messdiener und den Domkapitular. Direkt vor Baltasar blieb er abrupt stehen.
    »Sie schon wieder, Herr Senner. Überraschungen wie die vorhin gefallen mir gar nicht.« Er klang ungehalten. »Wie können Sie es wagen, meine heilige Messe so zu missbrauchen?«
    »Eure Exzellenz, ich bitte um Vergebung. Aber ich wollte gern einmal das Privileg genießen, Ihrem Gottesdienst beizuwohnen und das heilige Sakrament durch Ihre Hand zu erhalten.«
    »Machen Sie sich über mich lustig? Der Gottesdienst ist eine ernste Angelegenheit, das dürfte Ihnen doch bekannt sein.«
    Siebenhaar versuchte, an ihm vorbeizukommen, aber Baltasar rührte sich nicht vom Fleck.
    »Bei allen Heiligen, mir ist es ernst. Bitterer Ernst. Ich bitte Sie um ein persönliches Gespräch, und zwar jetzt gleich, es wird nicht lange dauern.«
    »Nun gut. Aber nur zwei Minuten, mein nächster Termin wartet schon.«
    Baltasar öffnete ihm die Tür in die Sakristei und ließ ihn passieren. Die Begleiter drängten hinter ihm her, doch Baltasar hielt sie zurück.
    »Entschuldigung, meine Herren, das ist privat, ein seelsorgerisches Gespräch, bitte warten Sie so lange draußen.«
    Er ließ die

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