Balthazar: Roman (German Edition)
Arme um den Stamm des nächstbesten Baumes und zog sich an ihm hoch, bis sie stand.
Wo bin ich? Okay, nicht weit von der Gegend, in der es viele Geschäfte gab. Aber ihr war klar, dass diese zu weit weg lagen, als dass sie sie hätte erreichen können, so ausgezehrt und erschöpft, wie sie vom Schock und von der Kälte war. Sie musste es einfach nur bis zur Straße schaffen. Die Dunkelheit war jetzt vollständig hereingebrochen, und bei diesem Wetter würden wohl nur wenige Menschen unterwegs sein. Aber es wäre schon genug, wenn ein einziges Auto anhielte und ihr helfen würde, selbst wenn der Fahrer nur die Polizei anriefe. Ihre Beine drohten unter ihr nachzugeben, und sie fühlte sich schwach. Trotzdem setzte Skye sich in Richtung Straße in Bewegung. Ein Schritt. Noch einer. Das war alles, was sie tun musste. Immerzu weitergehen.
Als Skye sich ihrem Ziel näherte, sah sie ein Paar Scheinwerfer. Würde sie es rechtzeitig zur Straße schaffen, um dem Fahrer zuzuwinken und seine Aufmerksamkeit auf sie zu lenken? Ihre roten, gefühllosen Füße wollten ihr nicht mehr gehorchen. Aber sie musste die Fahrbahn gar nicht erreichen, denn der Wagen fuhr ohnehin rechts ran, und sie hörte Türen schlagen.
Skye öffnete den Mund und wollte um Hilfe schreien, doch dann dachte sie: Was, wenn es die Vampire sind? Was, wenn es Redgrave ist? Sie waren zwar zuvor in einem Kleinbus unterwegs gewesen, aber es wäre doch möglich, dass sie in ein gewöhnliches Auto umgestiegen waren, wer wusste das schon? Die Furcht kehrte zurück; nicht davor zu sterben, sondern davor, als Gefangene leben zu müssen. Das war das Einzige, wovor es sich lohnte, Angst zu haben.
Da hörte sie eine Stimme rufen: »Skye?«
»Balthazar!«
Er tauchte aus der tintenschwarzen Nacht auf, sein langer Mantel bauschte sich hinter ihm, als er auf sie zurannte, und sein schönes Gesicht war voller Platzwunden und Blutergüsse. In ihren Augen aber hatte er noch nie so gut ausgesehen. Skye gelangen noch einige Schritte auf ihren wackeligen Füßen, ehe Balthazar bei ihr war und sie stürmisch in die Arme schloss.
»Gott, ich dachte, wir hätten dich verloren«, murmelte er zwischen rauen Küssen auf Skyes Wange. »Alles in Ordnung?«
»Nur … ein wenig durchgefroren.« Ihre Zähne klapperten so sehr, dass es ihr schwerfiel, ein Wort hervorzubringen. »Ich bin so froh, dass du mich gefunden hast.«
Zwei weitere Gestalten kamen auf sie zu, die in den wirbelnden Schneeflocken nur unscharf zu erkennen waren. Doch dann rief eine der beiden: »Haben Sie sie gefunden?«
Ungläubig stieß Skye hervor: »Craig? Britnee?«
Und tatsächlich näherten sich da ihr Exfreund und seine neue Freundin; Britnee hielt Skyes Mantel in den Händen. Als Skye dankbar hineinschlüpfte, sagte Craig: »Wir sind bei dir vorbeigekommen, um nach dir zu schauen, und dort war Mr More und hat uns erzählt, dass Leute hinter dir her sind oder so etwas in der Art. Ich wusste nicht, was ich von der Sache halten sollte, bis ich diese seltsame Bande beim alten Haus deiner Eltern gesehen habe. Egal, jetzt weiß ich jedenfalls, dass er die Wahrheit gesagt hat. Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist.«
»Es geht gleich wieder, wenn mir nur erst etwas wärmer ist«, sagte Skye. »Aber … danke, Leute.«
Britnee hob die Hand. »Mr More? Die Art und Weise, wie Sie da gegen diese Typen gekämpft haben? Sie waren … superschnell? Also habe ich mich im Auto gefragt, ob sie … vielleicht ein Ninja-Kämpfer sind?«
Balthazar brauchte einen Moment, ehe er antworten konnte. »Nein. Ich kann euch das leider nicht erklären. Ich wünschte, ich könnte, aber … es ist besser, wenn ihr nicht zu viel wisst. Wir sollten zusehen, dass wir Skye nach Hause bringen, damit sie sich aufwärmen kann.«
Skye lehnte sich schwer an seine Schultern, während sie zum Auto gingen. Sie murmelte: »Du hast mir gar nicht gesagt, dass es Möglichkeiten gibt, wie Vampire Geister vertreiben können.«
»Das hat Redgrave herausgefunden? Wie hat er …? Ah, ich weiß schon: Charity. Natürlich.« Balthazar schnitt eine Grimasse. »Ich hätte es mir denken können, dass sie davon erfahren, sobald sich Charity ihnen wieder anschließt.«
»Mach dir keine Vorwürfe. Nachdem Redgrave sich entschlossen hatte, mich zu entführen, war es klar, dass er das auf die eine oder andere Weise auch schaffen würde.« Skye fiel mit einem Mal ein, dass Redgrave ihnen noch immer auf den Fersen war. »Was machen wir denn jetzt
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